Protest: Mehr als 6000 Motorradfahrer rollen über den Mittleren Ring
Gibt es bald Fahrverbote am Wochenende? Tausende Biker haben bundesweit gegen eine Initiative des Bundesrats zur Reduzierung von Motorradlärm demonstriert.
Der Ansturm überraschte mancherorts die Organisatoren: Viele tausend Motorradfahrer haben am Samstag bundesweit gegen mögliche Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen demonstriert. Allein in Friedrichshafen am Bodensee kamen rund 5000 Motorradfans zu einem Demo-Korso zusammen. Die Veranstalter hatten mit rund 1000 Teilnehmern gerechnet.
Nach Demo-Verbot in München: Tausende Biker veranstalten Fahrzeugkorso
Auch in Stuttgart überstieg die Zahl der Biker die Erwartungen: Nach Angaben der Polizei vom frühen Nachmittag trafen sich dort bis zu 8000 Motorradfahrer - das führte zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Die Biker wollten mit den Demo-Korsos Flagge zeigen gegen eine Initiative des Bundesrats zur Reduzierung von Motorradlärm.
In München war die geplante Groß-Demo am Samstag eigentlich verboten worden. Dennoch waren mehrere Tausend Biker in der Stadt unterwegs. Die Polizei sprach von mehr als 6000 Leuten, die mit ihren Maschinen über den Mittleren Ring rollten. Gegen Mittag seien die meisten dann wieder abgefahren.
In Wiesbaden demonstrierten ebenfalls einige Tausend Biker gegen eine mögliche strengere Regulierung von Motorradlärm. Wie ein Sprecher der Polizei am Nachmittag sagte, kamen auch hier deutlich mehr Motorradfahrer als erwartet, ebenso wie in Dresden mit rund 5000 Bikern. In Schwerin kamen mehr als 1000 Menschen zu einer Demo zusammen. Organisiert wurden die bundesweiten Aktionen unter anderem von der Gruppe "Biker for Freedom".
Bundesrat will beschränkte Motorrad-Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen ermöglichen
Hintergrund der Proteste ist ein langer Streit über Motorradlärm. Die Bundesländer hatten sich Mitte Mai dafür eingesetzt, dass die Fahrzeuge weniger Lärm verursachen sollen. So sollen die zulässigen Geräusch-Emissionen auf einen Wert begrenzt werden, der in etwa der Lautstärke eines vorbeifahrenden Lkw oder eines Rasenmähers entspricht. Der Bundesrat will zudem beschränkte Motorrad-Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen ermöglichen.
In Baden-Württemberg haben sich mehr als 100 Städte, Gemeinden und Landkreise aus Protest zur "Initiative Motorradlärm" zusammengeschlossen. Ihr Forderungskatalog umfasst geänderte Zulassungsregelungen für Motorräder und drastischere Strafen für Manipulationen an Motoren, Verkehrsverbote und stärkere Kontrollen. Im Südwesten gelten vor allem landschaftlich reizvolle und kurvige Strecken wie auf der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald und Odenwald als Lärm-Hotspots.
Auch die Bergstraße in der kleinen Gemeinde Bodman-Ludwigshafen am Bodensee lockt viele Motorradfahrer an. "Die meisten fahren ordentlich, aber nicht wenige nutzen die Strecke, um hoch und runter zu rasen", sagte der Bürgermeister der Gemeinde, Matthias Weckbach. Zum Teil würden auch Wettrennen durch Wohngebiete und einen Uferpark gefahren. "Die Bergstraße thront über Ludwigshafen, der Lärm der Motorräder und hochmotorisierten PKW beschallt den ganzen Ort. Die Bürgerinnen und Bürger finden keine Ruhe."
FDP-Sprecher fordert Versachlichung der Debatte
Er verstehe den Ärger über den Lärm durchaus, sagte dagegen Jörg Brucker von der Gruppe "Biker for Freedom", der auch die Demonstration am Bodensee organisiert hatte. Man dürfe die Motorradfahrer aber nicht unter Generalverdacht stellen.
Der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Oliver Luksic, sagte am Samstag, der Beschluss des Bundesrates sei ursprünglich gut gemeint, mit der Möglichkeit der Fahrverbote aber übers Ziel hinausgeschossen. "Anstatt die wenigen schwarzen Schafe unter den Motorradfahrern durch dichtere Kontrollen zur Vernunft zu bringen, werden nun alle unter Generalverdacht gestellt. Wir brauchen eine Versachlichung der Debatte, denn für tausende Bürger in unserem Land ist Motorradfahren ein fester Bestandteil der Freizeitgestaltung." (dpa)
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Die Diskussion ist geschlossen.
Mal ohne Wertung, ob eine Einschränkung sinnvoll ist oder nicht.
Wenn eine Demo verboten ist und trotzdem tausende eine solche veranstalten, hat der Staat versagt bei der Durchsetzung des Verbots.
Lärm macht krank.
Staat, Kommunen geben große Beträge für Lärmschutz (Lärmschutzwände, -wälle, Flüsterasphalt usw.) aus, ja sogar die Hersteller treiben großen Aufwand um Motor- und Fahrgeräusche zu dämpfen.
Der Erfolg wird vielfach durch rücksichtslose Biker und Autotuner zunichte gemacht. Dieser Vorwurf trifft nicht auf alle zu, für einen Teil aber auf jeden Fall.
Um ja nicht als Spaßbremse zu erscheinen, hat die Polizei ganz offensichtlich auf diesem Gebiet eine große Zurückhaltung und Beißhemmung entwickelt.
Hat eigentlich jemand schon mal an einem schönen, sonnigen Wochende an einer dieser auch der Polizei bekannten Motorrad-Rennstrecken eine Kontrolle erlebt?
@ Andreas T.
Bitte differenzieren Sie! Sonst artet das Ganze sinnlos aus!
ES GEHT NICHT DARUM DAS MOTORADFAHREN ZU VERBIETEN, SONDERN DEN ÜBERMÄßIGEN LÄRM ZU VERHINDERN!!
Verstehen Sie den Unterschied??
Und nochmal die Frage:
Warum müssen Motorräder so laut sein? Können Sie nicht ohne Lärm Spaß haben?
Ich verstehe den Unterschied. Es sind aber in diesem Fall sehr starke parallelen. Und es geht darum das Motorradfahren am Wochenende zu verbieten.
DAS IST IN MEINEN AUGEN DISKRIMINIERUNG!
Und das sage ich, obwohl ich nicht Motorrad fahre. Aber wenn es jemanden Spaß macht, soll er doch.
@Andreas T..
Dann werde ich diskriminiert weil ich nicht mit einer Motorsäge am Sonntag mitten im Wohngebiet ein wenig Spaß haben darf. Werde mal gleich Klage an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte einreichen ...
Mal im Ernst. Es geht nicht um das Motorradfahren an sich. Es geht um den Lärm. Und einige machen sogar Ihre Motorräder extra lauter. Gilt auch für einige Autofahrer.
Die Beschränkung der Geräuschimmision von Fahrzeugen ist längst überfällig. Aber mit dem aktuellen lobbyhörigen Verkehrsminister ...
Es geht darum. Fahrverbote zu ermöglichen, wenn es (an bestimmten Strecken) besonders schlimm sein sollte. Es geht darum auch die schwarzen Schafe bei den Motorradfahrern härter bestrafen zu können. Das sofortige Stillegen ist überfällig. Bisher haben die einfach bei einer seltenen Kontrolle ihrer Schalldämpfer eingebaut, ein paar Euro gezahlt und weiter gings um beim nächsten Stopp wieder das Motorrad akkustisch aufzutunen.
Die Möglichkeiten zu erweitern solche auszusortieren und härter zu bestrafen macht Sinn. Dann würden sich auch die Fahrverbote (für alle) größtenteils erledigen. Diese wären dann der letzte Schritt. Wie in Voralberg. Dort sind übrigens auch nicht alle betroffen. ;-)
https://www.adac.de/news/bundesrat-motorradfahrer-laermschutz/
https://www.adac.de/news/tirol-fahrverbote-motorraeder/
Muss eigentlich diese Verbotskultur eigentlich immer weiter getrieben werden?
Die richtige Frage muß lauten:
Kennen die Menschen in ihrem egozentrischen Freizeitverhalten eine Grenze?
Wären die Menschen durchweg vernünftig, bräuchten wir weder Gesetze noch Verordnungen.
Und auf die Frage was wichtiger sei, Freizeit und Spaß oder einfach das Recht mal zur Ruhe kommen zu können, ist wohl eindeutig zu beantworten.
Es gibt kein Recht auf Lärm!
@Herbert Tambour:
Ein Verbot speziell gegen Motorräder ist nichts anderes als Diskriminierung.
Würde ein Diskobetreiber speziell eine Bevölkerungsgruppe ausschließen, oder Mallorca nur deutsche Touristen ausschließen, weil diese evtl. nicht von der Bevölkerung erwünscht mehr erwünscht sind, dann würde man von Rassismus sprechen. Aber gegen Motorradfahrer ist es wohl gestattet.
Nachdem wohl bewiesen ist, dass das Auto nicht allein für die (inzwischen nicht mehr erhöhten) schadstoffwerte in der Luft verantwortlich sind, sucht man sich wohl den nächsten der gegängelt wird.
@Andreas t.
Einige Motorradfahrer und auch Autofahrer fahren extra so, dass es laut ist.
Nur um ihr Ego aufzupolieren. Das zu verbieten hat nichts mit Rassismus oder ähnlichem zu tun.
Ein Verbot wäre überflüssig wenn diese einige Rücksicht nehmen würden anstatt ihr zu kleines Ego mit viel Lärm aufzupolieren versuchen.
Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen Diskriminierung und den Verbot von rücksichtslosen verhalten.
Warum muß eine "Spaßsache" immer allen Anderen so auf die Nerven gehen?
Hat hier irgend jemand etwas gegen Motorradfahren?
Sicher nicht. Aber der Krach regt ernorm auf!
"Bürger und Bürgerinen finden keine Ruhe" versus "fester Bestandteil der Freizeitgestaltung"
Was wiegt mehr?
Und dann eine Demo gegen die Reduzierung des Motorradärms. Ja spinnen die denn?
Was spricht gegen leise Motorräder?
Gehen sie mal an einem schönen Tag, fast egal wo, in den Stauden spazieren. Ein Motorradfahrer deckt 3 Quadratkilometer mit seinem Lärm ab. Offensichtlich erwische ich immer die "wenigen schwarzen Schafe".
Diese Herde ist schon sehr dunkelweiß.
Generalverdacht?
Nein, Generalgewissheit. Jeden Sommer wieder.
Und sind wir ehrlich, die meisten Motorradfahrer lieben genau diesen Sound!
Siehe übrigens gleiches Problem mit den Autotunern.
Das zur Versachlichung, Herr Luksic von der FDP.
Ausserdem glaube ich nicht an eine Selbstdisziplinierung wenns um Spaß geht. Das wäre ja das erste Mal, das das funktionieren würde....
Aber die FDP war ja schon immer der Meinung, das sich alles von alleine Regelt, nicht?!
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