Corona auf Obstfeldern: Großstadt muss unter Quarantäne
In der Region um Lleida ist eines der Obstanbaugebiete des Landes, zehntausende Tagelöhner arbeiten hier. Viele klagen über katastrophale Zustände.
Straßensperren an allen Zufahrtswegen. Polizeikontrollen innerhalb des Quarantänegebietes. Ein Feldlazarett vor dem Krankenhaus in der Provinzhauptstadt Lleida: Nach einem massiven Coronavirus-Ausbruch in einem bedeutenden Obstanbaugebiet im Nordosten Spaniens wurden die katalanische Großstadt Lleida und 37 umliegende Orte unter Quarantäne gestellt.
Das Coronavirus grassiert in der Region besonders unter Erntehelfern, die unter fragwürdigen hygienischen Bedingungen auf den Plantagen Äpfel, Birnen, Nektarinen und Pfirsiche pflücken. Ein Großteil geht in den Export und landet in Supermärkten in ganz Europa. Der von dem Ausbruch betroffene Landkreis Segrià ist einer der wichtigsten Obstgärten Spaniens.
Die rund 210000 Einwohner des Quarantänegebietes können das Gebiet nicht mehr verlassen. Auch Zehntausende afrikanische Tagelöhner sitzen fest. Die Quarantäne gilt zunächst für zwei Wochen, wird jedoch angesichts der hohen Infektionszahlen vermutlich verlängert.
Die Einreise in Spaniens neue Corona-Krisenregion ist ebenfalls verboten. Das betrifft auch Touristen. Mehrere europäische Länder, darunter die deutsche Regierung, raten ausdrücklich von Reisen in den neuen spanischen Virus-Hotspot ab.
Annähernd 30000 Tagelöhner, meist Immigranten aus Nord- und Westafrika, arbeiten im Sommer auf den Plantagen. Sie klagen schon länger über schlechte Arbeits- und Hygienebedingungen. Etliche Großbauern würden die Gesundheitsvorschriften nicht beachten. Vertreter der örtlichen Landarbeitergewerkschaft berichten, dass den Erntehelfern oftmals keine Mund-Nase-Masken zur Verfügung gestellt werden. Und wenn, dann müssten Einmalmasken zuweilen wochenlang getragen werden. Zudem gebe es auf den Feldern und bei der Verarbeitung an den Verpackungsfließbändern keinen ausreichenden Sicherheitsabstand zwischen den Arbeitern. Hinzu komme, dass viele der Tagelöhner auf engstem Raum und unter katastrophalen Bedingungen in Armutsunterkünften leben müssten. Die Umstände, wie sie auch in den Schlachtfabriken in Deutschland und in anderen europäischen Ländern beklagt wurden.
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