Zirkusfestival in Monte-Carlo
Monte-Carlo (dpa) - Waghalsige Akrobatik, ästhetische Poesie und gefährliche Momente - ein Mix, der am Galaabend des 33. Internationalen Zirkusfestivals von Monte-Carlo das Publikum in Atem gehalten hat.
Höhepunkte der knapp fünfstündigen Spektakels am Dienstagabend waren schwindelerregende Salti, weiße Tiger und die Preisvergabe, die diesmal ohne Fürst Albert II. stattfinden musste. Der monegassische Regent ist derzeit in Sachen Klimaschutz am Südpol unterwegs. Auch seine Schwester Caroline und deren Ehemann Prinz Ernst August von Hannover fehlten. So wurde der Abend allein von Prinzessin Stéphanie eröffnet, die seit dem Tod ihres Vaters Fürst Rainier III. im April 2005 die Schirmherrschaft für das Festival übernommen hat, das zu den berühmtesten der Welt gehört.
In dem Felsenstaat an der Côte d'Azur werden jedes Jahr nur die Besten der Welt geladen, um dort um die höchste Auszeichnung der Zirkuswelt, den Clowns, zu konkurrieren. 140 Akrobaten, Dompteure und Jongleure 140 Künstler aus China, Nordkorea, Russland, Spanien und Deutschland waren gekommen. Prinzessin Stéphanie und ihre 14-jährigen Tochter Pauline, beide im kleinen Schwarzen und auf High Heels, überreichten die Oscars der Zirkusbranche. An Prominenz in der Fürsten-Loge war diesmal nur der französische Regisseur Robert Hossein zu sehen. Auch das rund 3 800 Plätze fassende Zirkuszelt war nicht ausverkauft.
In der Zirkuswelt gelten vor allem die Nordkoreaner als Meister der Luftnummern. Zurecht: Denn das, was die Preisträger des goldenen Clowns aus dem Zirkus Moranbong in Pjöngjang zeigten, ließ das Publikum den Atem anhalten. Die zierlichen Frauen und Männer schwebten virtuos von Trapez zu Trapez und begeisterten mit Schraubdrehungen und waghalsigen Pirouetten. Höhepunkt der Nummer war eine riskante Sprungkombination aus Pirouetten und Mehrfach-Salti. Allerdings musste die Truppe nach zwei Patzern gleich zwei Mal neu zu ihrer Nummer ansetzen.
Der zweite goldene Clown ging an Flight of Passion für die Nummer "Luftfantasien". Reine Poesie, bei der die Eleganz die Waghalsigkeit des russischen Duos am Vertikalseil und an den Strapaten, unter der Zirkuskuppel hängende Riemen, vergessen ließ. Akrobatik von höchstem Niveau, die mit einem silbernen Clown ausgezeichnet wurde, zeigte auch die chinesische Truppe Fujian, die ihre Lassos meisterhaft um ihre durchtrainierten Körper wirbelten. Einen bronzenen Clown überreichte Stéphanie dem Duo Sorellas aus Deutschland, einem der wenigen reinen männlichen Trapez-Duos.
Begeisterung bei Publikum und Jury ernteten auch Roger Falck und seine Tiger. Mit seinen 19 Jahren gehört der Artist nicht nur zu den jüngsten Dompteuren Frankreichs, sondern auch zu den jüngsten Dompteuren des Festivals. Die Liebe zu den sechs Raubkatzen, darunter drei weiße Tiger, hat ihm sein Großvater vermittelt. Seine seit vier Jahren einstudierte Nummer löste beim Publikum Ovationen aus, denn der 19-Jährige ließ seine Tiger nicht nur über seinen Kopf springen und nebeneinander auf ihren Hinterfüßen durch die Manege schreiten. Er brachte seine wilden Katzen auch zum Singen, was jedoch eher einem lauthalsen Fauchen glich.
Der verstorbene Fürst Rainier III. hatte das Festival 1974 gegründet, das in Monaco mittlerweile zu einer Großveranstaltung geworden ist. Nur zweimal fiel es aus: 1982 nach dem tödlichen Unfall der Landesmutter Grace und 1991 wegen der Attentatsgefahr während des Golfkriegs.
Während früher der Galaabend die mehrtägige Veranstaltung beendete, wurde aufgrund der starken Nachfrage das Festival verlängert und zusätzliche Vorführungen am Nachmittag ins Programm genommen. Die Wunderwelt der Artisten hört nicht auf zu begeistern. Wie der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway schrieb: "Der Zirkus ist der einzige Ort der Welt, wo man mit geöffneten Augen träumen kann."
Die Diskussion ist geschlossen.