Nur Geimpfte und Genesene dürfen in Italien noch auf die Fähren
Ungeimpfte Inselbewohner in Italien sind inzwischen vom Festland abgeschnitten, weil sie die Fähren nicht mehr benutzen können. Ihnen fehlt ein entscheidendes Dokument.
Fabio Messina war jüngst auf Geschäftsreise in Ligurien. Der Sizilianer aus Palermo war mit dem Auto aufgebrochen. Bei der Rückfahrt am vergangenen Dienstag erlebte er in Kalabrien dann eine böse Überraschung. Die Kontrolleure der Autofähre zwischen dem Hafen in Villa San Giovanni auf dem italienischen Festland und der Stadt Messina auf Sizilien ließen ihn nicht an Bord.
Unterwegs in Italien: Auf Fähren dürfen nur Geimpfte und Genesene
Der Grund: Der 43-Jährige hat keinen „Super Green Pass“. Der ist aber inzwischen nicht nur im Fernverkehr, sondern im öffentlichen Nahverkehr sowie auf Fähren Pflicht. Und nur gegen Corona Geimpfte und Genesene (2G) bekommen das Dokument. Messina, der eigentlich längst bei seiner Familie in Palermo sein wollte, schüttelte den Kopf, ging in einen Laden und kaufte sich eine Luftmatratze. Die erste Nacht schlief er in seinem Auto. „Denn ich kann ja auch keine Übernachtung mehr reservieren“, erzählt der Sizilianer. Inzwischen ist in Italien auch dafür der „Super Green Pass“ notwendig.
Fabio Messina, Mitgründer der Antimafiavereinigung Addiopizzo in Palermo, ist kein grundsätzlicher Impfgegner. Sein zehnjähriger Sohn hat alle zehn für Schulkinder in Italien verpflichtenden Immunisierungen bekommen. „Aber diese Impfung halten ich und meine Frau für nicht notwendig, uns geht es gut, wir sind keine Risikopatienten“, erklärt er.
Während er die Regionsgrenzen (Italien ist in 20 Regionen wie etwa Toskana oder Kalabrien unterteilt) im eigenen Fahrzeug auf dem Festland problemlos passieren konnte, blieb er nun am Kanal von Messina stecken. „Ich komme, wenn ich im eigenen Auto unterwegs bin, hier nur mit der Fähre zurück“, sagt Messina. „Wenn ich wollte, könnte ich umkehren und bis nach Oslo fahren“, sagt er. Nach Sizilien hinüber aber lasse man ihn nicht. Es könne doch nicht sein, dass ihm die Rückkehr nach Hause verwehrt werde. Der Sizilianer beauftragte nun Anwälte, die eine Eilentscheidung bei Gericht beantragten.
Nicht geimpfte oder genesene Inselbewohner stehen in Italien vor Reiseproblemen
Auch andere Inselbewohner in Italien stehen vor ähnlichen Problemen. Wer Sardinien mit dem Auto verlassen will, weil er sich etwa auf dem Festland im eigenen Fahrzeug fortbewegen will, kann das nur noch mit dem Impf- oder Genesenennachweis. Auch die ungeimpften Bewohner der Inseln um Venedig riskieren, ihre Eilande nicht mehr verlassen zu können. Die Vaporetto genannten Wasserbusse dürfen nur noch mit Super Green Pass bestiegen werden.
Eine Ausnahmegenehmigung für Fahrten aus gesundheitlichen oder Studiengründen auch mit negativem Testergebnis (3G) läuft am 10. Februar aus. Die Regierung, die am 7. Januar eine allgemeine Impfpflicht für über 50-Jährige einführte, will auf diese Weise möglichst viele Italiener zur Immunisierung drängen. Ministerpräsident Mario Draghi sagte: „Ein Großteil unserer heutigen Probleme liegt darin begründet, dass es Ungeimpfte gibt.“ Nach staatlichen Angaben sind zwei Drittel der Betten auf den Intensivstationen mit Ungeimpften belegt. In Italien haben 89 Prozent der über zwölf Jahre alten Bevölkerung mindestens eine Impfung gegen Corona bekommen.
Geschäftsmann Fabio Messina sagt, es gehe ihm bei seiner Klage nicht um die Impfung oder den Green Pass, sondern „um mein Grundrecht, nach Hause zurückzukehren“. Sollten die Richter ihm die Rückkehr verweigern, werde er in Kalabrien ausharren. Immerhin schläft Messina inzwischen nicht mehr im Auto. Eine mitfühlende Einwohnerin von Villa San Giovanni nahm den Sizilianer bei sich zu Hause auf.
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