"Unfähig, ihre Wut einzudämmen": Details zur deutschen Todesfahrerin
Vor zwei Wochen überfuhr eine Niederbayerin in Norditalien drei Menschen. Die italienische Staatsantwaltschaft gab dazu Details bekannt. Was bewegte Angelika H.?
Drei Menschen starben, als die Deutsche Angelika H. am Donnerstag, 6. Juli 2023, in Norditalien mit ihrem schwarzen Audi in eine Familie raste. Das Leben eines zweijährigen Kindes, seines 48-jährigen Vaters und der 65-jährigen Großmutter sind ausgelöscht. Die Bewohnerinnen und Bewohner des kleinen Ortes Santo Stefano di Cadore in Italien sind fassungslos. Wie kam es bloß zu diesem Unfall?
Dazu gab die italienische Staatsanwaltschaft vergangenen Dienstag neue Details bekannt. Schon kurz nach dem Unfall stand ein Verdacht im Raum, der noch nicht vollständig geklärt ist, nun aber weitestgehend ausgeschlossen werden könne: Die 31-jährige Angelika H. aus Deggendorf ist vermutlich nicht vorsätzlich auf dem Gehweg gerast, auf dem die Familie unterwegs war.
Deutsche überfährt drei Menschen in Italien: Wutausbruch ging voraus
Die Frau habe sehr wahrscheinlich im Affekt gehandelt. Demnach habe die 31-Jährige einen Wutausbruch erlitten. Was allerdings der Auslöser für diese Wut war, ist unklar. Der Staatsanwalt beschrieb sie nach seinem Stand der Erkenntnisse als „eine Person, die nicht in der Lage ist, ihre Wut einzudämmen".
Luca äußerte sich ebenfalls zu der anfänglichen Vermutung, Angelika H. habe kurz vor dem Unfall telefoniert oder im Internet recherchiert und sei dadurch abgelenkt gewesen. Das sei nicht der Fall. Derzeit werde ein technisches Gutachten ihres Handys angefertigt.
Angelika H. war vor Todesfahrt in Norditalien sehr einsam
Der Staatsanwalt ging außerdem auf die Lebensumstände der Niederbayerin ein. "Sie lebte in Einsamkeit, sie fuhr mit ihrem Auto, einem Auto, in dem sie aß und schlief. Es gibt keine Berichte, dass sie in Unterkünften übernachtet hat. Wir wissen, dass sie seit Mai zwischen Südtirol und Venetien unterwegs war. Wir werden versuchen, das Erlebte der Frau zu verstehen." Schon in den Wochen vor dem Unfall gibt es Aussagen, die davon zeugen, dass Angelika H. in der Öffentlichkeit auffällig war.
Bereits vor einigen Tagen tauchte ein Video auf, auf dem zu erkennen ist, wie die Deggendorferin in einem schwarzen Audi A3 mit hoher Geschwindigkeit durch den Ort fuhr. Der Aufprall war darauf allerdings nicht zu sehen. Rund 90 Stundenkilometer soll die Deutsche laut verschiedenen Medien auf dem Tacho gehabt haben.
Ein zweites Videos zeigt dem Staatsanwalt zufolge, wie sie rückwärts in den Hof einer Autowerkstatt fährt, dabei fast mit einem anderen Auto zusammenstößt und mit sehr hoher Geschwindigkeit davon düst. Das war wenige Augenblicke vor dem Unfall um 15.15 Uhr. Nach dem Unfall entdeckten die Ermittler keinerlei Bremsspuren auf der Straße.
Der 31-Jährigen wird mehrfache Tötung im Straßenverkehr vorgeworfen. Sie befindet sich weiterhin in Untersuchungshaft und wird aktuell einem psychiatrischen Krankenhaus behandelt. Nach Aussagen ihres Pflichtverteidigers Giuseppe Triolo könne sich die Deggendorferin an keinen Unfall erinnern. Angelika H., die in Deutschland als Mediendesignerin arbeitet, droht womöglich eine lange Haftstrafe. Verschiedenen Medienberichten zufolge könnte sie bis zu 21 Jahre betragen.
Santo Stefano di Cadore trauert um die von der Deutschen getöteten Familie
Am Montag rief der Bürgermeister des italienischen Dolomiten-Ortes Santo Stefano di Cadore, in dem rund 2400 Menschen leben, einen Trauertag aus. Am Freitag sollen die drei Opfer – der Zweijährige, sein Vater und Großvater – beerdigt werden.
Die Mutter des zweijährigen Jungen und ein weiteres Kind wurden bei dem Unfall nicht verletzt. Der Großvater, der wohl etwas abseits der Gruppe spazierte, soll einen Herzinfakt erlitten haben. Laut der italienischen Tageszeitung La Repubblica stammt die Familie aus Venetien.