Enführter Deutscher wird wegen Betrügereien gesucht
Der in Afghanistan verschleppte Deutsche Harald K. wird in Deutschlandper Haftbefehl gesucht. Gegen den Schreinermeister aus Amberg wird nachJustizangaben wegendiverser Betrügereien ermittelt.
Berlin (AFP) - Der in Afghanistan verschleppte Deutsche Harald K. wird in Deutschland per Haftbefehl gesucht. Gegen den Schreinermeister aus Amberg wird nach Justizangaben vom Dienstag in Bayern und Nordrhein-Westfalen wegen diverser Betrügereien ermittelt.
Außerdem soll der Deutsche, der zum Islam übergetreten ist und mit einer Afghanin verheiratet ist, früher bereits eine Haftstrafe abgesessen haben. Ein internationaler Haftbefehl besteht bisher aber nicht. Harald K. war in der westafghanischen Provinz Herat von bewaffneten Männern entführt worden. Bisher wird eher von einem kriminellen Hintergrund der Tat ausgegangen.
Wie der Amberger Staatsanwalt Jürgen Konrad auf Anfrage bestätigte, besteht gegen K. ein Haftbefehl. Sobald dieser nach Deutschland zurückkehre, werde der Haftbefehl auch vollzogen, sagte Konrad. Die Staatsanwaltschaft hatte den Oberpfälzer zur Fahndung ausgeschrieben, nachdem er zu einem Prozess wegen Computerbetrugs im Januar 2004 nicht geladen werden konnte.
Bei dem Verfahren gegen K. handelte es sich um einen Berufungsprozess wegen einer noch nicht rechtskräftigen Verurteilung zu einem Jahr Haft ohne Bewährung. K. wird demnach vorgeworfen, in 26 Fällen kostenpflichtige Internetdienste in Anspruch genommen zu haben, ohne zu bezahlen. Nicht bestätigen konnte Konrad Berichte, wonach K. bereits eine fünfjährige Haftstrafe wegen anderer Betrugsdelikte verbüßt habe.
Nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" vom Dienstag wird K. auch in Nordrhein-Westfalen wegen des Verdachts der Veruntreuung von Hilfsgeldern mit Haftbefehl gesucht. K. werde vorgeworfen, als Aufbauhelfer der Hilfsorganisation Grünhelme beim Bau einer Schule in Afghanistan insgesamt 87.300 Euro unterschlagen zu haben. Es werde vermutet, dass K. das Geld in einen privaten Hausbau investiert habe.
K. hatte früher in Afghanistan für die Hilfsorganisation gearbeitet, die ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen hat. Wie Staatsanwalt Jörg Schindler von der Staatsanwaltschaft Bonn der Zeitung sagte, ist Kleber seit dem 2. Februar 2007 bundesweit zur Fahndung ausgeschrieben. Es gebe dazu bisher aber keinen internationalen Haftbefehl.
Nach Angaben des Auswärtigen Amtes wird der Deutsche seit Sonntag in Afghanistan vermisst. Es verdichteten sich Hinweise auf eine Entführung, sagte ein Sprecher in Berlin. Der Krisenstab und die deutsche Botschaft bemühten sich um Aufklärung. Nähere Einzelheiten wollte der Sprecher nicht mitteilen.
K.s Ex-Kollege Axel Paap, ein Hamburger Architekt, hatte am Montag im NDR gesagt, K. sei in der Provinz und auch in der Hauptstadt Kabul "bekannt wie ein bunter Hund". Deshalb habe der Schreinermeister keine Angst vor einer Entführung gehabt. "Er meinte, ihm könne nichts passieren", sagte Paap, der in Herat gemeinsam mit K. gearbeitet hatte. Paap berichtete auch über K.s privaten Hintergrund: Dessen afghanische Frau sei ursprünglich einem anderen Mann versprochen gewesen, der aber das nötige Geld nicht habe aufbringen können: "Dann ist Harry aufgetaucht und hat sie bekommen." Ursprünglich hatte es geheißen, K. sei mit seiner Frau und dem Kind verschleppt worden.
Nach Einschätzung der Afghanistan-Expertin Citha D. Maaß geht die Entführung nicht auf das Konto politischer Gruppen, sondern hat einen individuellen Hintergrund. Maaß, die für die Stiftung Wissenschaft und Politik arbeitet, sagte der "Neuen Presse" vom Dienstag, Harald K. sei gut integriert gewesen: "Das spricht eher gegen eine Entführung aus politischen Gründen."
Im Westen Afghanistans in der Provinz Farah wurden bei einem Angriff radikalislamischer Taliban unterdessen 15 afghanische Sicherheitskräfte getötet und zehn weitere verletzt. Die Männer arbeiteten nach Angaben der örtlichen Verkehrspolizei für die private US-Sicherheitsfirma USPI.
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