Amerika im politischen Vakuum
Augsburg Wer wird der nächste, der 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika?
Markus Günther, der Washington-Korrespondent unserer Zeitung, hat einen klaren Favoriten: Der heißt Arnold Schwarzenegger, ist Gouverneur von Kalifornien und "ein grandioser Politiker, der in Deutschland immer verkannt worden ist". Bodybuilder Schwarzenegger also, der Terminator, Schauspieler: "Er ist höchst populär." Ein Typ der "neuen politischen Mitte", den das amerikanische Volk gerade so dringend sucht.
Für Markus Günther, der seit sieben Jahren mit den Amerikanern lebt und die Entwicklungen in dem Land beschreibt, ist klar: Arnold Schwarzenegger hätte beste Chancen auf das Präsidentenamt. Hätte - wäre er nicht gebürtiger Österreicher. Als solcher darf Schwarzenegger - das schreibt die amerikanische Verfassung vor - überhaupt nicht antreten.
Wer also wird im November 2008 als Nachfolger von George W. Bush ins Weiße Haus einziehen?
Eine schwierige Frage, die sich nicht beantworten lässt. Nur leichte Trends zeichnen sich ab, die Günther beim Treff im Foyer des Medienzentrums analysierte. Entschieden sei noch gar nichts, ein Jahr vor der Wahl. Im Gegenteil. "So offen, wie der Wahlausgang diesmal ist, war er seit 80 Jahren nicht mehr", betont Günther. Denn diesmal - und das hat es seit Jahrzehnten nicht gegeben - treten weder Präsident Bush (der darf nach zwei Legislaturperioden nicht mehr) noch Vizepräsident Dick Cheney an.
Entsprechend spannend und spektakulär sei der Wahlkampf, der vor einem Jahr schon begonnen hat. Zum Ende der Ära Bush verspürt Günther eine Art Endzeitstimmung. "Tatsache ist: Bush ist sehr unpopulär, nur ein Drittel der Amerikaner ist mit ihm noch zufrieden", sagt der 41-Jährige. Am schwerwiegendsten übrigens sei für die Amerikaner, dass die USA unter Bushs Regentschaft das Vertrauen der ganzen Welt eingebüßt hätten - und Europäer Amerika inzwischen sogar als gefährlicher einstuften als den Iran mit seinem Präsidenten Ahmadinedschad.
Am Ende von Bushs achtjähriger Amtszeit dominiere der Wunsch nach einem Neuanfang; herrsche ein politisches Vakuum, das nach dem Republikaner Bush von einem Demokraten gefüllt werden könnte. Oder von einer Demokratin. Von Hillary Clinton beispielsweise. Für Günther ist sie die Favoritin, auch wenn viele sie nicht mögen. Trotzdem räumt man ihr die besten Chancen ein. "Hillary Clinton ist für die Demokraten eine Kopfentscheidung", sagt Günther. Ihr Herausforderer Barack Obama - Sohn eines kenianischen Vaters und einer weißen Mutter - sei dagegen "der Mann der Herzen". Er hat es, aus kleinen Verhältnissen stammend, weit gebracht - und verkörpert so den amerikanischen Traum.
Die USA scheinen bereit zu sein: "Eine Frau oder ein Schwarzer als amerikanischer Präsident - das ist absolut denkbar", sagt Günther. Zwei Drittel der Amerikaner könnten sich das vorstellen. Aus dem Rennen sind für Günther aber auch die Republikaner nicht. Ein Rudy Giuliani - einstiger Bürgermeister von New York - dürfe ebenso wenig unterschätzt werden wie ein John McCain. Eines jedenfalls sei schon entschieden: Wichtigstes Wahlkampfthema werde nicht - wie erwartet - der Irak-Krieg sein. Viel mehr Sorgen mache sich Amerika inzwischen über die schwächelnde Wirtschaft im eigenen Land.
Ein Video mit den wichtigsten Aussagen unseres Korrespondenten auf:
augsburger-allgemeine.de/video
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