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  3. Anis Amri: Wo der Berlin-Attentäter betete

Anis Amri
14.02.2017

Wo der Berlin-Attentäter betete

Die Perleberger Straße in Berlin-Moabit: Hier befand sich einer der berüchtigtsten Moschee-Vereine der Hauptstadt.
Foto: Maurizio Gambarini, dpa

Ende 2016 steuerte Anis Amri einen Laster in einen Berliner Weihnachtsmarkt. Davor war er in der Moschee. Die Behörden wussten, dass dort Hassprediger zum Heiligen Krieg aufrufen.

Die Tür, hinter der Anis Amri betete, bevor er einen Lastwagen entführte, damit in einen Berliner Weihnachtsmarkt raste und zwölf Menschen tötete, ist zersplittert. Die Polizei hat sich bei mehreren Razzien gewaltsam Zutritt verschafft. Vier eiserne Winkel, gesichert durch Vorhängeschlösser, halten das schmutzigweiße Türblatt notdürftig im Rahmen mit den Schnörkeln aus der Gründerzeit. Hinter dem Eingang befinden sich die Räume von „Fussilet 33“, dem berüchtigtsten Moschee-Verein Berlins. Obwohl bekannt ist, dass Anis Amri, der Attentäter vom Breitscheidplatz, dort ein- und ausging, dass islamistische Hassprediger zum blutigen Kampf gegen „Ungläubige“ aufriefen, ist Fussilet 33 noch immer nicht verboten.

„Ich bin da früher auch zum Freitagsgebet hin. Aber das war vorher, bevor diese Gestalten kamen“, erzählt ein nach eigenen Angaben türkischstämmiger Mann, der im Mietshaus wohnt, in dem auch die Gebetsräume sind. Dort, erklärt er, war früher die „Hicret-Moschee“ des staatlich-türkischen Religionsverbandes Ditib ansässig. Doch die habe schließen müssen. Nicht etwa wegen islamistischer Umtriebe. „Da ist das Geld ausgegangen. Die Türken hier beten nicht mehr so viel“, sagt der Mann. Das, so räumt er fast verschämt ein, gelte auch für ihn selbst. Ein Jahr lang seien die Räume leer geblieben, dann öffnete die neue Moschee. Doch das Publikum war nun ein anderes. „Bärtige Männer mit weißen Umhängen. Vor den Razzien waren auch oft vollverschleierte Frauen da. Das waren keine türkischen Leute von hier, sondern Araber und Afrikaner“, sagt der Hausbewohner. „Und Tschetschenen, viele Tschetschenen.“

Moschee von Anis Amri bekannt für Hassprediger

Tatsächlich galt die Moschee in Sicherheitskreisen vor allem als Treffpunkt radikaler Muslime aus der Kaukasusregion und dem arabischen Raum. Als Imam amtierte Gadzhimurad K., russischer Staatsangehöriger dagestanischer Herkunft. Er wurde im Juni 2016 zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) warb. K. war der Staatsanwaltschaft zufolge 2002 nach Deutschland gekommen und hatte einen Asylantrag gestellt, der aber abgelehnt wurde. Abgeschoben wurde er nicht, weil er in der Kaukasus-Republik Dagestan möglicherweise verfolgt worden wäre. Auch Ismet D., der Vorstandspräsident der Moschee, der sich selbst als „Emir“ bezeichnet, und der Vorsitzende des „Weisenrats“, Emin F., wurden festgenommen. Sie sollen Geld und Ausrüstung für den IS besorgt und Kämpfer für den „Heiligen Krieg“ angeworben haben.

Berlin unter Schock: Ein Lastwagen rast in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Zwölf Menschen sterben bei dem Anschlag im Dezember, 55 werden verletzt.
18 Bilder
Anschlag in Berlin: Lastwagen rast in Weihnachtsmarkt
Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

In welcher Beziehung sie und andere Personen aus der Fussilet-Moschee zu dem Tunesier Anis Amri standen, ist weiter Gegenstand von Ermittlungen. Die Sicherheitsbehörden äußern sich dazu nicht. Jedoch, so viel sickert durch, wurde offenbar unterschätzt, wie gefährlich Amri ist. Der spätere Attentäter war zeitweise weniger durch religiöse Aktivitäten, sondern vielmehr durch Drogenhandel aufgefallen. Gleichzeitig galt er lange Zeit als „Gefährder“, dem ein Anschlag zugetraut wurde. Der Innenausschuss des Bundestages und der Innenausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses beschäftigten sich in dieser Woche mit der Frage, warum der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt trotz vieler Erkenntnisse der unterschiedlichen Behörden nicht zu verhindern war. Befriedigende Antworten gibt es darauf bislang nicht.

Deutlich wird bei der Aufarbeitung des Terroranschlags aber wieder einmal, wie groß und unübersichtlich die Berliner Islamisten-Szene mittlerweile ist. 710 Personen in der Bundeshauptstadt werden der salafistischen Szene zugeordnet, etwa die Hälfte davon schätzen die Experten als „gewaltorientiert“ ein. Es gibt enge Verbindungen zwischen Berliner Islamisten und dem IS. Der Deutsch-Ägypter Reda Seyam, heute „Bildungsminister“ der Terrormiliz, war zuvor in einer Berliner Salafistengruppe aktiv. Seyam zählte bereits in der 2005 verbotenen Moschee „Multikulturhaus“ in Neu-Ulm, die als „Vatikan des radikalen Islamismus“ galt, zu den berüchtigtsten Hasspredigern. Der Berliner Dennis Cuspert, ehemals als Rapper „Deso Dogg“ bekannt, versucht in Propagandavideos, Kämpfer für den IS zu rekrutieren – mit Erfolg.

Problem mit radikalen Rückkehrern aus dem Irak und aus Syrien

Größte Sorgen bereiten den Behörden die derzeit rund 50 bekannten Rückkehrer aus den Kriegsgebieten im Irak und Syrien – „brutalisierte Menschen, die Erfahrung im Umgang mit Kriegswaffen haben“, wie der frühere Innensenator Frank Henkel (CDU) sagte. Schwerpunkte der Salafisten-Szene finden sich in den Stadtteilen Neukölln und Wedding. Bei der berüchtigten Al-Nur-Moschee in Neukölln, in der ein Hassprediger Allah um die Vernichtung der Juden anflehte, „bis auf den Letzten“, handelt es sich um einen großen, renovierten Bürokomplex. Die Moschee Fussilet 33, die Amri als Anlaufstelle und zeitweise wohl sogar als Unterkunft diente, liegt dagegen unscheinbar in einem Wohnhaus.

Der Hauseingang zu den Räumen des Moschee-Vereins «Fussilet 33» in Berlin-Moabit.
Foto: Rainer Jensen, dpa

Die Perleberger Straße hier im Stadtteil Moabit, sagt der Besitzer eines Ladens unweit der Moschee, „ist eine extrem gemischte Gegend“. Viele Gastarbeiter der ersten Generation, überwiegend Türken, lebten hier. Doch die zentrale Lage mitten in der Hauptstadt habe die Straße in den vergangenen Jahren immer attraktiver gemacht. Ein Altbau nach dem anderen wird saniert, zahlungskräftiges Publikum zieht hierher. Ein sozialer Brennpunkt sei die Gegend daher längst nicht mehr, sagt der Geschäftsmann, der teure Stereoanlagen verkauft. In seinen Laden sei in vier Jahrzehnten nie eingebrochen worden – was er auch auf das Polizeirevier gleich gegenüber zurückführt.

Die Polizisten der Wache Abschnitt 33, Abteilung Kriminalitätsbekämpfung, können aus dem Fenster direkt auf den Eingang zu Amris Moschee sehen. Und sie hatten das Kommen und Gehen dort auch per Videokamera im Blick. Verhindern konnten sie die Umtriebe in Haus Nummer 14 aber nicht. Der Altbau ist fünf Stockwerke hoch, Stuck umrahmt die Sprossenfenster. Die Sanierungswelle ist hier noch nicht angekommen. Im verdreckten Innenhof steht einsam ein pinkfarbenes Kinderfahrrad. Der Flur riecht muffig. Per Aushang warnt die Hausverwaltung davor, dass wieder giftige Rattenköder ausgelegt wurden.

Verfassungsschutz beobachtet Moscheen, die zum „Dschihad“ aufrufen

Die Räume der Moschee, die seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet wurden, befinden sich im Erdgeschoss im Vorderhaus. Trotzdem rechnen Experten sie zu den typischen „Hinterhofmoscheen“, die den Behörden zunehmend Sorge bereiten, weil dort oftmals Hassprediger zum „Dschihad“ aufrufen.

Fussilet 33 – die Bezeichnung lehnt sich an eine Koransure an – ist laut Satzung „eine weltoffene Religionsgemeinschaft“, die Islamwissenschaft lehren und sich um die Persönlichkeitsentfaltung der Jugend kümmern wolle. Tatsächlich war die Moschee jahrelang eine Brutstätte des radikalen Islamismus. Ganz in der Nähe, am Nordhafen, hatte Amri ein Video aufgenommen, in dem er dem IS die Treue schwört und ankündigt, zum Märtyrer werden zu wollen.

Schon 2015 strebte der Berliner Senat ein Verbot von Fussilet 33 an. Dass es bisher nicht dazu kam, wird unter anderem mit „Personalmangel“ begründet. Doch das fast schon sprichwörtliche Berliner Behördenversagen taugt womöglich nicht allein als Erklärung. Einer, der sich von Amts wegen mit der Bekämpfung extremistischer Gruppen auskennt, seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen will, sagt: „Für die Sicherheitsorgane ist es ein Glücksfall, wenn es gelingt, eine Quelle in einem Moscheeverein zu gewinnen oder dort einzuschleusen.“ Bei Fussilet 33 sei das der Fall gewesen. Dass es trotz der nachrichtendienstlichen Überwachung zu dem Anschlag durch Amri kommen konnte, sei natürlich „der Super-GAU“. Ob ein Verbot des Vereins das Attentat verhindert hätte, sei allerdings fraglich, sagt der Experte. Denn in einem Verbotsverfahren müssten die Ermittler die Ergebnisse ihrer Überwachung vor Gericht präsentieren. Dabei könnten die Islamisten leicht etwa auf die Identität der Informanten stoßen, die dann „verbrannt“ wären, möglicherweise sogar im Zeugenschutzprogramm vor Racheakten geschützt werden müssten. Derzeit haben offenbar die laufenden Ermittlungen zu möglichen Helfern und Hintermännern Amris Vorrang vor einem Verbot.

Rechtlichen Hürden für Moschee-Verbote extrem hoch

Gleichzeitig gelten die rechtlichen Hürden für Moschee-Verbote als extrem hoch. Und selbst ein erfolgreiches Verbotsverfahren würde ja nicht bedeuten, dass die Anhänger einer islamistischen Gruppierung sofort und für alle Zeiten ihren Überzeugungen abschwören, sagt der Insider. Sie würden sich neu organisieren und besser darauf achten, sich dem Auge des Gesetzes zu entziehen.

Allen Ankündigungen des Berliner Senats zum Trotz: Die Moschee, in der Anis Amri betete und möglicherweise sein Attentat plante, ist nach wie vor nicht verboten. Zum Stand des Verbotsverfahrens will ein Sprecher des Berliner Senats keine Auskunft geben. „Verfahren mit dem Ziel eines Vereinsverbotes werden verdeckt geführt“, sagt er.

Zumindest in der Perleberger Straße hat „Fussilet 33“ nach dem Fall Amri wohl keine Zukunft mehr. Das haben die Vereinsmitglieder, die nach wie vor auf freiem Fuß sind, aber offenbar selbst eingesehen. An der zersplitterten Tür hängt seit kurzem ein Schild. In deutscher und türkischer Sprache steht darauf: „Diese Moschee ist endgültig geschlossen!“

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