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Atommüll
05.11.2010

Gorleben: Kräftemessen zwischen Polizei und Demonstranten

Im Wendland wird der wohl größte Protest seit langer Zeit vorbereitet. 16.000 Polizisten sollen durchsetzen, was 30.000 Kernkraftgegner verhindern wollen: dass die Castoren nach Gorleben rollen.
Foto: DPA

Im Wendland wird der größte Protest seit langer Zeit vorbereitet. 16.000 Polizisten sollen durchsetzen, was 30.000 Kernkraftgegner verhindern wollen: dass die Castoren nach Gorleben rollen.

Im Wendland wird der wohl größte Protest seit drei Jahrzehnten vorbereitet. 16.000 Polizisten sollen durchsetzen, was 30.000 Kernkraftgegner verhindern wollen: dass die Castoren ins Zwischenlager Gorleben rollen. Ein kleines Kaleidoskop des Widerstands


Gorleben Bei den Widerständigen von Gedelitz hängt diese Liste mit Dingen, die noch zu tun sind. Unter der Überschrift "zu vergebende Aufgaben" steht da an einen Wohnwagen gepinnt: 1. Klos beleuchten. 2. Stehpinklerbereich herrichten. 3. Straßenschilder malen. 4. Castor stoppen. 5. Dusche einrichten. Das nennt man wohl Understatement. Unter der Liste, auf einem Holztisch, liegt eine Packung Vanillemilch. Aus Soja.

Rund um die Sojamilch ist ungefähr folgende Szenerie angeordnet: eine große Wiese, noch nicht vom Regen und gummistiefelbewehrten Atomkraftgegnerfüßen aufgeweicht. Darauf viele kleinere Zelte und in der Mitte ein großes. Farblich ist es in Rot-Gelb gehalten und dient wohl sonst einem kleinen Wanderzirkus dazu, zahlender Kundschaft unter seinem Dach größere und kleinere Sensationen zu präsentieren.

Ein Zirkuszelt als Ort der Beratung und Analyse

Sensationell wird es in den kommenden Tagen dort eher nicht zugehen. Sondern basisdemokratisch, wie Julian Bank, Pressesprecher von "X-tausendmalquer", das nennt. Das Zelt ist das Forum für die "Bezugsgruppen" und ihre Sprecher. Ein Ort der Beratung und Analyse. Es geht immer um diese eine Frage, abhängig vom Standort der Castoren: Was wollen wir jetzt tun?

Eine "Bezugsgruppe" ist im Sprachgebrauch der zivilen Ungehorsamen so etwas wie die kleinste Protesteinheit. Eine überschaubare Gruppe von Leuten, die aufeinander achtgibt. Könnte ja so ein Polizist daherkommen oder mehrere. Und wenn die einen mitnehmen und wegsperren, dann wissen die anderen zumindest, was los ist. Sie können darüber dann im Zirkuszelt berichten. Traurig sei das alles, sagt Julian Bank. Er würde lieber mit seinen Freunden bei einem Tee zusammensitzen, als hier im Wendland gegen Atomkraft zu demonstrieren.

Mehr als 16.000 Beamte stehen an diesem Wochenende wohl 30.000 Demonstranten gegenüber. Vielleicht dauert das Spektakel auch ein paar Tage länger. Je nachdem, wie gut die Blockierer blockieren. Je nachdem, wie nachdrücklich sich die Staatsmacht präsentiert. Die Räumlichkeiten in der Lüchower "Gesa", eine schöne Abkürzung für "Gefangenen-Sammelstelle", sind jedenfalls frisch geputzt.

Die politischen Spieler aus Berlin haben der nächsten Sause im Wendland das Feld bereitet. In dieser (fast) endlosen Partie um hoch radioaktiven Jahrmillionen strahlenden Atommüll und seine Endlagerung haben sie den Konflikt in den vergangenen Wochen und Tagen so verschärft, dass man jetzt hierzulande keine fünf Minuten irgendwo stehen kann, ohne dass ein weiß-grüner Polizeiwagen vorbeifährt.

Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat die Laufzeiten der Atommeiler verlängert. Sie zeichnet dafür verantwortlich, dass es tonnenweise mehr hoch radioaktiven Atommüll gibt. Die rot-grüne Opposition hat während ihrer Regierungszeit zwar den Ausstieg beschlossen, ansonsten aber nicht wirklich viel getan, um die Sache mit der Endlagerung zu klären. Heute wirft die Grünen-Chefin Claudia Roth der Regierung aber gerne vor, eine Atompolitik gegen die Mehrheit der Bevölkerung zu betreiben. Heute hofft sie auf "sehr breiten Widerstand". Auch Greenpeace bedient die Agenda. Die Umweltorganisation hat vergangene Woche, nicht sehr überraschend, verbreitet, dass sie den Salzstock Gorleben wegen unterirdischer Gasvorkommen als Endlager für ungeeignet hält. Vielleicht ist das so, vielleicht nicht. Viele Wendländer haben jedenfalls auch ohne diese Information das Gefühl, dass das neue Atomgesetz ihrer Sache nicht dient. Norbert Röttgen möge doch mal vorbeikommen und ihnen die Sache persönlich erklären. Angekündigt hat er sein Kommen schon öfter. Einen Termin gibt es aber nicht, sagt eine seiner Sprecherinnen. Dass er in den nächsten Tagen mal mit den Demonstranten bei einem ministeriellen Ortstermin über Endlagerung reden möchte - unwahrscheinlich. Die Wasserwerfer könnte man dabei ja abstellen.

Aber so wird es nicht sein. Und deshalb wappnen sie sich alle für die größte Demonstration seit Langem. Die Stimmung ist übrigens alles andere als schlecht. Julian Bank von "X-tausendmalquer" scheint mit seiner Traurigkeit ziemlich alleine dazustehen. Seine Kollegen von der Sitzblockadeorganisation sehen eigentlich alle ganz fröhlich aus. Ganz schön was los hier. Bei den Castor-Transporten sind sie gesetzt. Quasi als eine der letzten Bastionen vor dem Zwischenlager. Wenn die elf Castoren dort vorbeigerollt sind, ist das Ziel, die Halle im Wald, nicht mehr weit.

Nicht so am Verladebahnhof Dannenberg. Hier werden die Castoren von der Schiene auf die Straße umgesetzt. Hier geht's eigentlich erst so richtig los. Der Bahnhof ist eine Festung aus Gittern, Stacheldraht und Absperrband. Pro Quadratmeter ungefähr ein Polizist. Denn die Strecke Dannenberg-Gorleben ist das härteste Stück. Bis Freitag waren der Polizei allein 60 Demonstrationen, Kundgebungen oder Protestcamps gemeldet.

Eines der bekanntesten ist die Esso-Wiese nicht weit vom Verladebahnhof. Sie ist so etwas wie die Empfangshalle für die Demonstranten. Wer den Widerstand repräsentiert, ist hier in aller Regel zugegen, ob das die BI Lüchow-Dannenberg ist, die Bäuerliche Notgemeinschaft, Greenpeace und wie sie alle heißen. Hier in Dannenberg wird morgen auch die Auftaktkundgebung sein. Die nahe liegende Esso-Tankstelle gibt der Wiese ihren Namen.

Drinnen steht Gunnar Röske und hält sich an einem Feierabendbier fest. Er hat hier früher, als er noch jung war, mal gejobbt. Jetzt hat er mit der ganzen Sache wenig zu tun, aber er sagt diesen einen schönen Satz, während er auf das aufrührerische Treiben da draußen blickt: "Castor-Transport, das ist wie Oktoberfest, einmal im Jahr."

Und tatsächlich hat sich zumindest dem Anschein nach eine Menge fahrendes Volk hier eingefunden. In einem der Wagen ist das Studio von Radio Freies Wendland. Drinnen trifft man Rossi und Traudel. Sie sehen dem wandelnden Klischee des Anti-AKW-Aktivisten nicht unähnlich, sind aber sonst ganz nett. Rossi und Traudel wollen ihre Nachnamen nicht nennen, damit es in Sachen Anrede einfach bei Rossi und Traudel bleibt. "Das macht den Widerstand sympathisch." Findet Rossi. Er hat aber ein paar ganz gute Geschichten drauf.

Verlorene Dienstwaffe im Tausch gegen eine Kiste Bier

So erzählt er, wie vor Jahren ein Polizist seine Dienstwaffe verlor. Einer der Bauern, selbst Schütze, fand die Waffe, bewahrte sie fachgerecht auf und meldete sich sogar. Radio Freies Wendland war die ganze Zeit auf Sendung und organisierte die Übergabe. Der Preis für die Pistole betrug eine Kiste Bier. Man war sich schnell einig. Fehlte nur noch die Zustimmung des Vorgesetzten. Aber der hatte auch mitgehört und brummte auf Anfrage nur noch in den Hörer: "Ja, ja, machen Se mal." Und Rossi war live drauf. Er und die Traudel senden übrigens auf Frequenz 89,7.

Im nächsten Widerstandsnest. Am Abend ist in einem Gemeindehaus in Lüchow so eine Art Demonstrations-Training. Markus Wutzler, Psychologiestudent aus Leipzig, bereitet eine Gruppe aus etwa 20 Bald-Demonstranten auf das Kommende vor. Wutzler, Trekking-Oberteil, festes Schuhwerk, hat längere dunkle Haare, eine Brille und ein windelähnliches Halstuch umgebunden. Es geht ihm vor allem um friedlichen Widerstand. Um Kommunikation mit der Polizei. Es soll sich halt niemand verletzen.

Es wird noch ein bisschen Sitzblockade geübt. Dann gegen Schluss sagt er. "So, jetzt machen wir alle mal einen Kreis." Um wieder locker zu werden, gibt es ein paar Dehnübungen, die damit enden, dass jeder seinen Nebenleuten die Arme um die Schulter legt und man sich aufmunternd darauf herumtätschelt. So, als würde alles gut.

Es gibt aber auch die eine andere Situation an diesem Abend. In der spricht der groß gewachsene Typ ganz in Schwarz. Und sagt, dass er die Faschisten schon schlagen würde, wenn die ihn schlügen.

Irgendwo an der Strecke steht zwischen Lüneburg und Dannenberg Polizeiobermeister Michael Spieß. Er schaut auf Wald und Wiesen. Sprühregen durchnässt seine Uniform. Es ist sein zweiter Castor. Was er denn so meint, mit Blick aufs Wochenende. "Na, dass es ohne größere Störung abgeht. Hoffe ich."

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