Gentests an Embryonen bleiben umstritten
Bisher keine Mehrheit für Verbot der Präimplantationsdiagnostik erkennbar
Berlin Für ein Verbot der umstrittenen Gentests an Embryonen zeichnet sich noch keine Mehrheit im Bundestag ab. Während die Verfechter einer möglichst rigiden Regelung sich bei der ersten Lesung am Donnerstag auf die Menschenwürde und den Grundsatz „im Zweifelsfall für das Leben“ beriefen, verteidigten die Anhänger der sogenannten Präimplantationsdiagnostik (PID) ihren Gesetzentwurf als Alternative zur Qual einer Abtreibung. Da die im Parlament vertretenen Parteien den Fraktionszwang aufgehoben haben, ist nach wie vor unklar, welches von insgesamt drei Modellen sich am Ende durchsetzen wird: ein komplettes Verbot – oder einer von zwei Anträgen, die die PID bei der Gefahr schwerer Erbkrankheiten in unterschiedlicher Weise erlauben wollen.
Auch die Befürworter wollen keine komplette Freigabe
Mit der Zulassung der neuen Diagnostik werde enormer Druck auf betroffene Eltern ausgeübt, warnte die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner. Eltern würden sich künftig rechtfertigen müssen, wenn ein „angeblich nicht perfektes Kind“ geboren werde. Die Grünen-Abgeordnete Birgitt Bender sprach sogar von einer „Option auf Selektion“. Dabei würden Embryonen bewusst für das spätere Aussortieren erzeugt. „Die PID wendet nicht das Leid von Eltern und Kind, sondern das Kind selbst ab“, kritisierte auch Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne). Nur der Bundestag könne verhindern, dass Menschen zu Richtern über lebenswertes und unlebenswertes Leben würden, betonte der CDU-Abgeordnete Günter Krings, einer der Initiatoren des geplanten Verbots.
Den Vorwurf, mit einer teilweisen Freigabe werde der Boden für Gentests im großen Stil bereitet, wies die FDP-Abgeordnete Ulrike Flach zurück: „Auch wir öffnen nicht alle Türen. Es gibt kein Recht auf PID.“ Das geplante Verbot würde viele Betroffene allerdings dazu zwingen, zur Abwendung einer Fehl- oder Totgeburt eine weitaus gefährlichere Maßnahme über sich ergehen zu lassen, als die Verwerfung des Embryos in der Petrischale – „nämlich den Schwangerschaftsabbruch nach der Einpflanzung“. Bei einem kompletten Verbot hätten viele Paare in Deutschland nur noch die Wahl zwischen einer Spätabtreibung oder einer PID im Ausland, warnte auch Hubertus Heil (SPD). Viele Frauen, die sich für eine solche Untersuchung entscheiden, hätten schon Tot- oder Fehlgeburten hinter sich, betonte der CDU-Abgeordnete Peter Hintze. Für ihn stehe deshalb die Not der Frauen im Mittelpunkt.
Knapp ein Drittel der gut 600 Bundestagsabgeordneten hat sich in der PID-Frage noch nicht entschieden. Den Gesetzentwurf für ein konsequentes Verbot unterstützen bislang 192 Parlamentarier, für eine liberalere Regelung haben sich bislang 215 Abgeordnete entschieden. Ein weiterer Antrag, der einen Kompromiss zwischen diesen beiden Varianten sucht, hat 36 Unterstützer. "Politik
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