Top-Ökonom hält Corona-Krisen-Einschätzung der Regierung für illusorisch
Exklusiv Sebastian Dullien, Chef des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung hält Wirtschaftsminister Altmaiers Aussage, die Krise werde kaum Jobs kosten, für völlig realitätsfern.
Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien, hält die Hoffnung von Wirtschaftsminister Peter Altmaier für realitätsfern, dass die Corona-Epidemie kaum Jobs kosten wird. Altmaier hatte in der ARD-Sendung "Hart aber fair" versprochen, man werde alles tun, damit kein Arbeitsplatz verloren gehe.
"Zu sagen, dass keine Jobs verloren gehen, ist illusorisch, darunter leidet die Glaubwürdigkeit der Politik", erklärte Dullien im Gespräch mit unserer Redaktion. Das sei schade, denn die Bundesregierung habe viele gute und richtige Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Folgen der Infektionskrankheit für die Wirtschaft zu mildern.
Allerdings ist sich Dullien sicher, dass die neuen rigiden Beschlüsse zur Eindämmung des Erregers die Wirtschaft in den Abschwung drücken werden. "Das zweite Quartal wird auf jeden Fall deutlich negativ, das Gesamtjahr auch negativ. Wie groß das Minus am Jahresende ausfällt, kann derzeit noch niemand sagen", sagte der Wirtschaftsprofessor. Er warnte davor, den jetzigen Konjunkturschock mit der Weltwirtschaftskrise von vor zehn Jahren zu vergleichen. "Die Politik konnte sich darauf konzentrieren, Banken und Industrie zu stützen. Heute sind zahllose kleine Firmen betroffen, denen über Nacht die Umsätze weggebrochen sind."
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Die Bundesregierung erfüllt ihre Aufgabe der Krisenbewältigung und hat "viele gute und richtige Maßnahmen auf den Weg gebracht". Unverständlich, warum der Volkswirt jetzt trotzdem Hoffnung und Zuversicht zerstört, zumal der Gehalt seiner Aussage, "wie groß das Minus am Jahresende ausfällt, kann derzeit noch niemand sagen", doch eher bescheiden ist.