Simone Peter neue Grünen-Chefin -Emotionaler Abschied von Roth
Claudia Roth wollte einen Abschied ohne Tränen und konnte sich selbst nicht daran halten. Am Abend wurde ihre Nachfolgerin gewählt. Mit einem mageren Ergebnis.
Die Grünen haben die saarländische Politikerin Simone Peter (47) mit einem mageren Ergebnis zur neuen Parteivorsitzenden gewählt. Die frühere Landesumweltministerin wurde am Samstag auf dem Grünen-Parteitag in Berlin mit nur 75,9 Prozent der Stimmen zur Nachfolgerin von Claudia Roth gewählt. Mehr als 13 Prozent enthielten sich, 11 Prozent stimmten gegen sie.Mit an der Doppelspitze steht Amtsinhaber Cem Özdemir. Erwurde am Samstag auf dem Posten bestätigt. Özdemir erhielt nur 71,4 Prozent der abgegebenen Stimmen. Vor einem Jahr hatte Özdemir noch 83,3 Prozent erhalten. Als Nachfolger der Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke wurde Roths früherer Büroleiter Michael Kellner (36) mit 88,5 Prozent gewählt.
Vor den rund 800 Delegierten kündigte Peter an, das Profil der Grünen schärfen und verlorenes Vertrauen zurückgewinnen zu wollen. "Selbstbewusst, eigenständig und ohne Scheuklappen, so möchte ich mit euch unsere Partei führen."
Tränen und Standing-Ovations für Roth
Zuvor war Roth mit gefühlvollen Reden, filmischen Erinnerungen und vielen Umarmungen verabschiedet worden. Dazu gehörten auch Tränen, Jubel und minutenlange Standing-Ovations - so emotional und bewegt haben die Grünen am Samstag ihren Parteivorstand verabschiedet. "Ich will keine Tränen seh'n", rief die nach mehr als elf Jahren scheidende Parteichefin Claudia Roth den rund 800 Delegierten zu - und hielt sich selbst nicht daran. Ihr Amt sei mehr als eine Funktion gewesen. "Das war Leben, das war Handeln, das war Kämpfen, das war Genießen, das war auf und ab", sagte Roth. Sie wünsche sich, dass die Grünen immer die Grünen blieben und sich nicht über andere, sondern sich selbst definierten.
Der Abgeordnete Frithjof Schmidt sagte: "Du verkörperst die emotionale Wahrheit unserer grünen Politik wie niemand sonst." Roth rief die Partei auf, renitent zu bleiben und die Politik wieder mit Leben zu füllen. "Sind wir noch erkenntlich als Alternative im Parteiensystem? Ich fürchte, da könnten wir noch ein bisschen nachbessern." dpa
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