Das Ende eines langen politischen Weges
Nach 35 Jahren als Parlamentarier kandidiert Vizepräsident Eduard Oswald 2013 nicht mehr für den Bundestag
Augsburg Die Entscheidung fiel ihm nicht leicht. „Nach eingehender Prüfung“, sagte Eduard Oswald (CSU) gestern, habe er sich entschlossen, im Herbst 2013 nicht mehr für den Bundestag zu kandidieren. Bis dahin werde er sein Amt als Bundestags-Vizepräsident, aber auch als Abgeordneter für den Wahlkreis Augsburg-Land „mit ganzer Energie ausfüllen“.
Oswald, der vor zwei Jahren nach einem Zeckenbiss sehr schwer erkrankte, fühlt sich inzwischen zwar wieder „völlig fit“. Dennoch dürfte das damalige Erlebnis den jetzigen Schritt, sich aus der Politik zurückzuziehen, maßgeblich beeinflusst haben. „Man muss auf sich schauen“, sagte der 65-Jährige. Das Arbeitspensum sei immer größer geworden und halbe Sachen wolle und werde er nicht machen.
Oswald hat Politik immer als „Dienst am Bürger“ verstanden. Ein Abgeordneter sei nur so gut, „wie er im engen Miteinander mit den Menschen steht“. Der direkte Kontakt mit ihnen, das persönliche Gespräch könne nicht durch den Dialog im Netz ersetzt werden. „Ich habe stets den Rückhalt aus der Bevölkerung gespürt.“
Den politischen Weg hat Oswald, in Dinkelscherben zu Hause, schon sehr früh eingeschlagen. Schon als 19-Jähriger trat er in die CSU ein, 1973 wurde er zum jüngsten Kreisrat im Landkreis Augsburg gewählt. Er gewann 1978 das Direktmandat bei der Landtagswahl und ist nun seit 1987 Mitglied des Bundestags. „Am Ende der Legislaturperiode bin ich also 35 Jahre Parlamentarier für unsere schwäbische Heimat.“ Oswald, seit 40 Jahren verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern und Opa von zwei Enkeln, betont aber auch: „Ohne die Unterstützung durch meine Frau Gisela wäre die politische Laufbahn nie möglich gewesen.“
Es war, wie Oswald sagt, eine erfüllte politische Zeit. Der Schwabe war Parlamentarischer Geschäftsführer in der CSU-Landesgruppe, im Kabinett Helmut Kohls Bundesbauminister, er leitete drei Bundestags-Ausschüsse und wurde 2011 mit großer Mehrheit zum Bundestags-Vizepräsidenten gewählt. Oswald hat es dabei stets verstanden, auch über Parteigrenzen hinweg zu vermitteln. „Der Umgang der Parlamentarier untereinander ist besser als der Ruf“, betont er.
Oswald könne „mit Stolz auf ein großes politisches Lebenswerk zurückblicken“, sagte gestern Schwabens CSU-Vorsitzender Markus Ferber. Wer die Nachfolge Oswalds im Bundeswahlkreis Augsburg-Land (Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg) antritt, steht indes noch nicht fest. Als aussichtsreichster Bewerber wird der Bürgermeister der Stadt Neusäß, Hansjörg Durz (41), gehandelt. Oswald, der sich an den Personalspekulationen nicht beteiligen wollte, sagte nur, Durz sei „hoch qualifiziert“. Der Rathauschef selbst unterstrich, er sei zu einer Kandidatur bereit.
Ganz ins Privatleben zurückziehen wird sich Oswald nach seinem Abschied aus der Politik nicht. Er wolle seinen Erfahrungsschatz durch Vorträge an Schulen oder Universitäten weiter einbringen. Die Gartengeräte, die ihm sein langjähriger politischer Weggefährte Max Strehle zum 65. Geburtstag geschenkt hat, müssen auf ihren Einsatz wohl noch etwas warten.
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