Auf der Brücke
Christian Lindner meldet sich zurück und die liberale Basis jubelt
Mettmann Christian Lindner ist zurück im Blitzlichtgewitter. Und die Parteibasis genießt es. Fotografen und Kameraleute umringen den neuen alten Hoffnungsträger, während die Liberalen beim Bezirksparteitag der Düsseldorfer FDP am Freitagabend johlen und rhythmisch klatschen. Der FDP-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen startet nach seiner Nominierung aus dem Stand heraus in die Wahlschlacht.
Schon zum Auftakt zeigt Lindner, was er als Wahlkämpfer draufhat. Dabei muss er die Liberalen gar nicht erst für sich gewinnen, wie bei seinem Premierenbesuch als Spitzenkandidat an der Parteibasis deutlich wird. Im Grand-City-Hotel in Mettmann macht er sein Ziel bereits nach wenigen Sätzen deutlich. Der 33-Jährige verspricht eine Trendwende für die in Umfragen um die zwei Prozent dümpelnde Partei. „Deshalb müssen jetzt alle anpacken, denen es an der FDP liegt, und deshalb melde ich mich hier heute Abend zurück auf der Brücke der FDP“, ruft er seinen Parteifreunden zu.
Wenn einer das Wendemanöver hinbekommt, dann Kapitän Lindner – davon scheinen die Teilnehmer des Bezirksparteitags überzeugt. „Lindner kennt NRW von der Pike auf“, sagt Parteifreund Niko Böckly, als sich nach Lindners Rede der stickige Tagungsraum rasch leert.
Für Lindner ist der Auftritt in Mettmann ein Heimspiel. Keine 30 Kilometer vom Hotel in der Kleinstadt bei Düsseldorf entfernt ist er aufgewachsen. In Wermelskirchen gründete er mit Freunden eine Gruppe der Jungen Liberalen.
Auch die Jungliberalen von heute geben sich kämpferisch. „Die FDP ist schon oft totgesagt worden“, sagt Moritz Körner, Mitglied des Landesvorstands der Julis. Er sei auf vielen Veranstaltungen der FDP-Jugendorganisation gewesen, und von Totengräberstimmung sei da keine Spur gewesen.
Obwohl ihnen angesichts der katastrophalen Umfragewerte angst und bange sein müsste, scheinen die Liberalen jetzt richtig in Stimmung zu kommen. Das „Gemurkse“ durch die unklaren Mehrheitsverhältnisse in der Zeit der rot-grünen Minderheitsregierung sei gerade der Basis „auf den Keks“ gegangen, berichtet Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Bürgermeisterin in Düsseldorf. Und auch der Bezirksvorsitzende der Düsseldorfer FDP, Robert Orth, wirkt befreit. „Wir können nun wieder wirklich die reine Lehre vertreten, und das finde ich gut“, sagt Orth, der bis zur Auflösung des Landtags in Düsseldorf ein FDP-Mandat hatte.
Lindner hält die Basis an diesem Abend mit Pointen in Laune. Roten und Grünen in NRW wirft er nicht nur Schuldenmacherei vor, sondern bezeichnet sie gleich als „die letzten Griechen Europas“. Und dem Chef der Landes-CDU, Norbert Röttgen, bescheinigt er beiläufig, ein verkappter Grüner zu sein.
Als Lindner später aus dem Saal eilt, gibt er sich wieder staatsmännisch. „Das ist wirklich eine ernsthafte Wahl, mit der wir ernsthaft umgehen“, sagt er. „Sie werden von uns keine Mätzchen und keine Effekthaschereien in diesem Wahlkampf erleben.“ (dpa)
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