Andrea Nahles und Annegret Kramp-Karrenbauer haben Fehler gemacht, die sich jetzt bitter rächen. Vor allem der SPD-Chefin droht das Ende der Karriere.
In früheren Zeiten hätten Andrea Nahles und Annegret Kramp-Karrenbauer das Rennen um die Kanzlerschaft unter sich ausgemacht. Entweder die Chefin der SPD oder die Chefin der CDU hätte das mächtigste Amt im Staate erobert. Was früher Normalität gewesen wäre, wirkt seit vergangenem Sonntag wie aus der Zeit gefallen.
Statt um die Kanzlerkrone kämpfen die zwei Vorsitzenden der mitgliederstärksten Parteien des Landes um ihr politisches Überleben. Sie eint das gleiche Schicksal. Sie sind in Schlangengruben hinabgestürzt und müssen sich der lauernden Gefahr stellen. Sie können sich nicht sicher sein, welche züngelnden Lakaien zu ihnen stehen und welche sie hintergehen.
Endet am Dienstag die Karriere von Andrea Nahles?
Nahles ist dabei in schwererer Bedrängnis als Kramp-Karrenbauer. Ihr steht das Wasser schon bis zum Halse. Am Dienstag entscheidet sich, ob ihre Karriere zu Ende geht. Die Partei- und Fraktionschefin hatte versucht, ihre Gegner dingfest zu machen. Bei der vorgezogenen Wahl über den Fraktionsvorsitz, so der Plan der 48-Jährigen, würden diese aus der Deckung kommen und sich dem Votum der SPD-Abgeordneten stellen.
Doch bisher traut sich noch keiner der Nahles-Gegner. Sie scheuen den Zwei- oder Dreikampf und setzen darauf, dass sich die taumelnde Fraktionschefin selbst erledigt, indem sie sich allein zur Wahl stellt und dabei ein so schwaches Ergebnis einfährt, dass sie von sich aus von beiden Ämtern zurücktritt. Böse Zungen behaupten, Nahles jetzt schon zu fällen, sei ein taktischer Fehler. Schließlich brauche die SPD noch einen Schuldigen für die drei anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen.
Kramp-Karrenbauer steht das Wasser erst bis zur Hüfte. Die herben Verluste bei der Europawahl und die völlig verkorkste Reaktion auf das Internetvideo von Youtuber Rezo haben ihre Position weiter geschwächt. Wurde bislang in der Hauptstadt getuschelt, ob die 56-Jährige ihrer Aufgabe gewachsen ist, wird mittlerweile offen daran gezweifelt.
Ohne Einfluss beim entscheidenden Thema Klimaschutz
Für Kramp-Karrenbauer und Nahles rächt sich, dass sie nicht Teil der Regierung sind, um Projekten ihren Stempel aufzudrücken. Die CDU-Vorsitzende hat nicht einmal ein Bundestagsmandat. Sie kann damit Entscheidungen nur von der Seitenlinie beeinflussen. Der Ansatz, nicht Teil der Regierung zu sein, um keine krummen Kompromisse eingehen zu müssen, hat sich als falsch erwiesen. Nahles wollte ein Kraftzentrum außerhalb des Kabinetts bilden und ist damit genauso gescheitert. Für die Wähler sind beide Politikerinnen schlicht Teil der schwarz-roten Regierung, mit der sie immer unzufriedener sind.
Dass die beiden Chefinnen der Großen Koalition noch einmal Leben einhauchen können, das sie bis 2021 trägt, danach sieht es nicht mehr aus. Sie müssen sich vorwerfen lassen, dass ihre Parteien noch immer unfähig sind, über die sozialen Medien mit der Jugend zu kommunizieren. Das bestimmende Thema Klimaschutz konnten sie nicht entscheidend voranbringen, weil sie nicht mit am Kabinettstisch sitzen. Der schwer errungene Kompromiss zum Kohleausstieg liegt seit Ende Januar vor.
CDU und SPD haben es nicht verstanden, die weitreichende Einigung für sich gewinnbringend zu bespielen. Sogar die den Grünen nahestehenden Umweltverbände tragen den Kompromiss schließlich mit. Dennoch gelang es den Grünen mit Unterstützung protestierender Schüler, die Regierungsparteien vor sich her zu treiben. Während Kramp-Karrenbauer die schweren Versäumnisse und die kommenden Wahlen politisch überleben kann, hat die mit ihr durch die Koalition verbundene SPD-Vorsitzende ihren Kredit aufgezehrt.
Die Diskussion ist geschlossen.
Eine stimmige Situationsbeschreibung.
Gestaltende Politik erfordert eben politische Orientierung, die einem Wähler auch glaubhaft vorgelegt werden kann.
Daran mangelt es bei der SPD seit 20 Jahren, bei der CDU seit 14 Jahren.
Linientreue Parteidiener sind aus. Klare Faktennennung und danach handeln. Nicht beirren lassen. Jugendliche äußern sich laut und klar. Und dies ist erfreulich und tut manchmal auch weh. Ich bin 59 Jahre alt und habe 2 Söhne im Alter von 19 und 16. Da muss man manchmal im Ton eingreifen, aber nicht in der Sache. Das "wir stehen hinter Herrn.... oder .... Frau ist vorbei." Wir stehen hinter Gegebenheiten oder wollen Sie ändern. Junge Menschen nutzen andere Wege und wir alten wollen dies nicht hören oder sagen: "Meinungsmache" dazu. SEID FROH; DASS WIR EINE SOLCHE JUGEND HABEN UND NACHKOMMT. Engagiert, deutlich, klar und mit all den Fehlern, die wir auch begangen haben, aber wir uns heute nicht mehr daran erinnern wollen. Ob alle Abschlüsse sinnvoll sind, ob Bulimielernen (reinwürgen und dann rauskotzen) Zukunft ist? Die alten geben immer vor, wie es zu gehen hat. Aber die jungen hatten bisher nur zu folgen. Jetzt HÖRT DEN JUNGEN LEUTEN ZU und behandelt Sie nicht despektierlich: "Macht erst Ihr mal einen Abschluss, Schwänzt nicht die Schule, seid auf You tube anständig (was ist das). Stell Euch mal vor, ein Vorstandsvorsitzender eines DAX notierten Unternehmens überrascht uns mit blauen Haaren, kauft keine Firma, die Glyfosat herstellt und trägt locker Kleidung. Heute noch Utopie, aber vielleicht in wenigen Jahren schon möglich. JUNGE LEUTE (und auch Generationen zwischen 20 und 60 ): Seit deutlich und laut.