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Historie
17.10.2011

Hotel Deutschland: Bundesregierung verkauft ihr Gästehaus

Diesen Blick auf den Petersberg haben sonst nur Staatsgäste, die per Hubschrauber hierher geflogen werden. In der Mitte des Hotel-Komplexes steht die Rotunde, ein runder prächtiger Konferenzsaal. Rechts der Präsidententrakt und dahinter die Kapelle, in der Rennfahrer Michael Schumacher geheiratet hat.
Foto: dpa

Hier hat Adenauer den Alliierten Paroli geboten, Breschnew einen Mercedes zu Schrott gefahren und Michael Schumacher geheiratet. Eine Geschichte über Luxus und viel Diplomatie.

Mal angenommen, Breschnew wäre damals mit seinem neuen Mercedes nicht an einem Baum gelandet, sondern die Böschung hinabgerauscht, gleich vorne in der ersten Kurve, und da geht’s ganz schön runter, „was“, fragt die Fremdenführerin, „hätte das für die Geschichtsbücher bedeutet?“. Soledad Sichert zieht vielsagend die Augenbrauen hoch und lässt ihre Frage im Raum stehen. Es ist ein prächtiger Raum mit Kronleuchtern, edlen Hölzern und schusssicheren Fensterscheiben, wie man es erwarten darf an diesem Ort in Königswinter bei Bonn.

Das klingt jetzt hochtrabend, Geschichtsbücher und so, aber was ist hier anderes geschrieben worden als Geschichte? Petersberger Abkommen, Afghanistan-Konferenz, Queen, Clinton, Mandela. Und was hätte werden können, wenn hier...? Ja, wenn hier die Alliierte Hohe Kommission Adenauer 1949 so richtig zusammengestaucht hätte, weil der sich nicht ans Protokoll gehalten hat. Oder die jungen Außenattachés 1955 die Schoßhündchen nicht mehr gefunden hätten, die die persische Kaiserin Soraya im Wald laufen ließ.

Vielleicht wird es irgendwann ein Buch geben, in dem das kompakt drinsteht, das dann „Geschichten vom Petersberg“ heißt oder so ähnlich, und die Alten werden zu den Jungen sagen: „Schaut, das war mal das Gästehaus der Bundesregierung, damals in der Bonner Republik, und jetzt gehört es einem Scheich.“

"Es ging schlichtweg darum, Breschnew in positive Stimmung zu versetzen."

So kann es kommen. Muss es aber nicht. Noch gehört die Immobilie dem Bund. Sie wird heute als Fünf-Sterne-Hotel von der Steigenberger-Gruppe betrieben. Nach mehreren vergeblichen Anläufen soll sie nun tatsächlich verkauft werden. Vielleicht, weil der Bund das Geld braucht, vielleicht, weil er mit der Rendite nicht mehr zufrieden ist. Das Bieterverfahren läuft, Ende des Jahres soll Klarheit herrschen. Vielleicht kann sich dann der alte Diplomat Peter Hermes drüben auf der anderen Rheinseite darin bestätigt fühlen, dass er nun mit den Schultern zuckt und sagt: „Die in Berlin haben den Petersberg wie einen Klotz am Bein. Da kann man nicht einfach sagen, den behält man.“

Ein milder Herbsttag. Bonn-Bad Godesberg ist Ruhesitz vieler früherer Staatsbediensteter aus einer Zeit, als das Land noch aus der rheinischen Beschaulichkeit heraus regiert wurde. Vor dem Einfamilienhaus des Ehepaars Hermes halten sich trotzig die letzten Rosenblüten, drinnen im Wohnzimmer hat der Gastgeber Wasser, Fruchtsaft und Gebäck bereitgestellt. Peter Hermes war lange Diplomat, Staatssekretär im Auswärtigen Amt unter Helmut Schmidt und Botschafter in Washington sowie im Vatikan. Helles Hemd, gelber Pullover mit V-Ausschnitt, ein stattlicher Mann mit kräftigem Händedruck, kräftiger, als man es bei einem 89-Jährigen erwartet. In der Ecke fällt ein Foto ins Auge, das den Hausherrn neben Papst Johannes Paul II. zeigt. Hermes lässt sich in einem Sessel nieder, faltet die Hände und sagt: „Und Sie wollen nun Geschichten über den Petersberg hören?“ – Ja, bitte.

Also: 1973. Hermes leitete damals im Außenministerium die Abteilung für Außenwirtschaft. Er saß mit am Tisch, als Leonid Breschnew auf dem Petersberg zum Gala-Dinner geladen war. Es war der erste offizielle Besuch des Parteichefs in Deutschland. Ein absurder Rahmen, mit den Augen von heute betrachtet. Denn eigentlich war das Hotel schon vier Jahre zuvor geschlossen worden, und nach Breschnew hat man es auch erst wieder 1990 aufgesperrt. 300000 Mark kostete es, das Haus auf Vordermann zu bringen, um die sowjetische Delegation fünf Tage lang zu bewirten. Es war Tauzeit in den Beziehungen zur UdSSR, Brandt hatte gerade die Ostverträge unterzeichnet, da ging es schlichtweg darum, „Breschnew in positive Stimmung zu versetzen“, sagt Hermes.

So kam die Geschichte mit dem Mercedes zustande, ein Coupé vom Typ 450 SLC. Eines Morgens stand der Wagen vor dem Hoteleingang, eine kleine Aufmerksamkeit für den Autonarr Breschnew. Der stieg ein, brauste davon und beendete die geplante Serpentinenfahrt nach der ersten Kurve mit einem Totalschaden. Hermes erzählt das ohne Schmuckwerk, sachlich, klar, diplomatisch eben, und es ist ihm nur ein Nebensatz wert, dass am Tag darauf ein Ersatzwagen für Breschnew bereitstand. Einen Seitenhieb kann er sich dann doch nicht verkneifen: Als wenige Wochen später Rumäniens Diktator Nicolae Ceausescu Bonn besuchte, wollte auch er einen Mercedes haben. Das wurde ihm, diplomatisch-freundlich, verwehrt.

„Jaja, der Petersberg.“ Peter Hermes ist, wenn man so will, an diesem Ort verwurzelt. Hier hat er unzählige Hände geschüttelt, ist oft im Wald spazieren gegangen, allein oder mit den Kindern, und hat goldene Hochzeit gefeiert. Nur 1949, als das Petersberger Abkommen unterzeichnet wurde, für die Bundesrepublik ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Meilenstein auf dem Weg zur Souveränität, fehlte Hermes. Die Sowjets ließen den Kriegsgefangenen erst im Januar 1950 frei.

Die Geschichte mit dem berühmten Teppich kennt Hermes deshalb nur aus Erzählungen. Sie klingt harmlos und hat doch so hohen symbolischen Wert. September 1949. Konrad Adenauer sollte den drei Alliierten Hohen Kommissaren, die vom Petersberg aus regierten, sein Kabinett vorstellen und das Besatzungsstatut entgegennehmen. Das Protokoll sah vor, dass die Hohen Kommissare „auf einem Teppich stünden, während ich vor diesem stehen sollte“, schreibt Adenauer später in seinen „Erinnerungen“. Und weiter: „Ihr Vorsitzender sollte [...] das Inkrafttreten des Besatzungsstatuts verkünden. Alsdann sollte ich den Teppich betreten. Ich erklärte mich einverstanden.“

11 Uhr. Adenauer blieb vor dem Teppich stehen. André François-Poncet aus Frankreich, auf dem Teppich stehend, machte einen Schritt nach vorn, um Adenauer zu begrüßen. Es folgte der Moment, den der Kanzler so beschreibt: „Ich machte mir diese Gelegenheit zunutze, ging ihm entgegen und stand somit gleichfalls auf dem Teppich. Keiner der Hohen Kommissare wendete sich dagegen. François-Poncet hielt seine Ansprache.“

War das ein Signal in Richtung Besatzer, sich nicht alles gefallen lassen zu wollen? Eine spontane Handlung oder doch nur Zufall? Diplomat Hermes winkt ab: „Ich weiß, ich weiß. Das alles eignet sich wunderbar für die Vorstellung: Wir sind wieder wer.“ Von solchen Bildern lebe die Geschichte. Aber eine gewollte Verletzung des Protokolls? „So war Adenauer nicht, gar nicht.“ Und der eine Meilenstein sei das Abkommen im November 1949 auch nicht gewesen, wodurch das Besatzungsstatut über die Bundesrepublik gelockert, der Weg für konsularische Beziehungen geebnet und die Demontage der Industrie gestoppt wurden. „Es war ein Schritt in einem Prozess“, sagt Hermes. „Aber kein Befreiungsschlag.“

In den Geschichtsbüchern sehen das viele Historiker anders. Was dort aber nicht steht, ist die Antwort auf die Frage, was aus dem Teppich geworden ist. „Tja“, sagt da Fremdenführerin Soledad Sichert oben auf dem Berg, „das ist auch so eine Geschichte.“ Bei der rund 130 Millionen Mark teuren Kernsanierung des Komplexes zwischen 1985 und 1990 hat man kaum einen Stein auf dem anderen stehen lassen. „Viel Inventar ist schon vorher versteigert worden.“ Auch der Teppich. Später, sagt Sichert, sei eine Frau damit durchs Land gezogen, mit einem Echtheitszertifikat in der Hand, nach dem Motto: „Wollten Sie nicht schon immer mal auf dem berühmten Teppich von 1949 heiraten?“

Im Foyer des Hotels hat man zwei Galerien mit Bildern der berühmtesten Gäste geschaffen. Ansonsten weht der Geist der Wendejahre durch die Gemäuer. Eingerichtet hat man die Herberge mit Leihgaben der 16 Bundesländer. Die Suiten tragen die Namen der elf alten Länder, für die neuen hat es nur zu großen Salons gereicht. „Sie haben Glück“, sagt Soledad Sichert, „die Präsidentensuite ist gerade nicht belegt.“ Zimmernummer 500, „Suite Berlin“ steht auf dem Schild, Flügeltüren, Überwachungskamera. Dahinter 240 Quadratmeter Luxus, wenn es sein muss abhörsicher, Listenpreis pro Nacht: 1400 Euro. „Wenn Sie rechtzeitig buchen, geht es auch deutlich billiger.“

Die Bundesregierung hat ja schon längst kein Erstnutzungsrecht mehr. Zwar nächtigt mitunter mal ein Staatsgast hier wie 2010 Mexikos Präsident Felipe Calderón, als der Klimagipfel von Cancún vorbereitet wurde. Und im Dezember stehen zehn Jahre nach der ersten Afghanistan-Konferenz neue Beratungen über die Zukunft des Landes an. Dann gilt hier wieder Sicherheitsstufe eins. Ansonsten steht das Haus für jedermann offen, der es sich leisten kann – bis hin zu chinesischen Geschäftsleuten, die schon mal ihre eigenen Möbel mitbringen.

"Wenn sie rechtzeitig buchen, geht es auch deutlich billiger."

Und jetzt? Jetzt hat der Bund das Fünf-Sterne-Hotel weltweit zum Verkauf ausgeschrieben. Acht Hektar großes Grundstück, 14000 Quadratmeter Nutzfläche, 88 Zimmer, elf Suiten, Gourmet-Restaurant und, und, und. Bis 9. September konnten Investoren bei den Wirtschaftsprüfern von KPMG ihr Interesse bekunden. Mit welchem Ergebnis, darüber schweigt sich die zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mit Hinweis auf das „laufende Verfahren“ aus.

Angeblich soll ein Araber angeklopft haben. Bestätigen will das niemand, auch nicht, ob der Unbekannte Hotelier ist oder nur ein schönes Privatanwesen sucht. Die Frage ist auch, welche Rolle es spielt, dass der Betreibervertrag zwischen Bund und Steigenberger noch bis 2019 läuft. Steigenberger selbst jedenfalls will die Immobilie nicht kaufen, sagt eine Sprecherin. Und es stellt sich noch eine Frage: Was ist das Haus wert? Grobe Schätzungen gehen von rund 80 Millionen Euro aus. Doch wer weiß schon, was der Markt hergibt?

Spekulieren kann man viel. Dieser Ort der großen politischen Diplomatie hat immer von spekulativen Geschichten gelebt. Nur mal angenommen, Breschnew wäre 1995 noch Parteichef gewesen und er wäre erst dann in seinen Mercedes gestiegen. Und er hätte sich auch nicht selbst ans Steuer gesetzt, sondern das Michael Schumacher überlassen, der in dem Jahr tatsächlich in der Kapelle auf dem Petersberg geheiratet hat – was hätte das für die Geschichtsbücher bedeutet? Wie gesagt: Nur mal angenommen.

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