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Interview
19.12.2017

Warum sind die Deutschen plötzlich so gelassen?

Immer schön gelassen bleiben - nicht nur beim Fußball...
Foto: Maja Hitij, dpa (Symbolbild)

Das Land hat keine richtige Regierung – und die Menschen verfallen trotzdem nicht in Panik. Ein Meinungsforscher des Allensbach-Instituts erklärt das Ende der "German Angst".

Herr Petersen, fast drei Monate nach der Bundestagswahl steht Deutschland noch immer ohne neue Regierung da. Trotzdem ist von Unruhe im Land nichts zu spüren, keine Panik – nirgends. Was ist denn los mit der berühmten „German Angst“, der deutschen Angst?

Thomas Petersen: Die Deutschen haben den Hang zur Panik, den sie in früheren Jahrzehnten durchaus hatten, verloren.

Wie kann das sein? Der Umgang mit den Flüchtlingen, der Brexit, Trump, Erdogan. Richtig Grund zur inneren Ruhe haben die Deutschen doch nicht.

Petersen: Besorgt sind die Menschen durchaus. Das Thema Flüchtlinge etwa hat bei der Wahl eine große Rolle gespielt. Aber aktuelle politische Sorgen sind etwas anderes als diese existenzielle Angst, dieser Hang zur Panik, der den Deutschen früher innewohnte. Die Deutschen haben ein ruhiges Selbstbewusstsein entwickelt. Sie sind nicht mehr diesen Gefühlsschwankungen ausgesetzt, hinterfragen sich nicht mehr ständig selbst. Ein Volk, das sich seiner selbst nicht sicher ist, ist verkrampft. Das ist vorüber.

Ist das nicht nur ein Klischee?

Petersen: Die Deutschen waren über Jahrhunderte berüchtigt für ihre Wankelmütigkeit. Der Philosoph Friedrich Nietzsche sagte einmal: Es kennzeichnet die Deutschen, dass bei ihnen die Frage, was Deutsch ist, nie ausstirbt. Durch die deutsche Geschichte zieht sich eine Spur von Selbstzweifeln und emotionalen Schwankungen. Man kann das sogar messen. Bei psychologischen Tests konnte man früher sehen, dass die Deutschen stärker emotional reagierten als andere Völker. Ich vermute, das hat damit zu tun, dass sie nie wirklich in ihrer eigenen nationalen Identität ruhen konnten. Deutschland ist seit dem Dreißigjährigen Krieg ein immer wieder zerrissenes Land gewesen. Von Kriegen, von Umstürzen, von emotionalen Wenden überzogen, dazwischen kurze Phasen, in denen man stark dastand. Meine alte Lehrerin Elisabeth Noelle-Neumann hat das so formuliert: Es ist, als würde den Leuten die Haut abgezogen. Und nun leben wir bereits ein Dreivierteljahrhundert in Frieden, Wohlstand, politischer Stabilität. Ich habe Richard Rose im Ohr, einen schottischen Politikwissenschaftler, der gesagt hat: Ein Volk braucht ein Jahrhundert, um eine vernichtende Niederlage psychologisch zu verarbeiten. Und zum ersten Mal seit langer, langer Zeit haben die Deutschen den größeren Teil dieses Jahrhunderts hinter sich. Ich nehme an, dass das einer der Gründe ist, warum die Leute ruhiger geworden sind.

Man könnte die Ruhe, die Sie beschreiben, auch als Politikverdrossenheit deuten...

Petersen: Von Resignation und Politikverdrossenheit sehe ich wenig. Natürlich bekommt man für einen herablassenden Satz über Politiker immer von irgendwoher billigen Applaus. Aber unsere Befragungen zeigen eindeutig: Die Zufriedenheit mit der Demokratie, dem staatlichen System ist in den vergangenen Jahrzehnten gewachsen. Auch der Anteil derer, die sagen, man kann als Bürger in diesem Land etwas bewegen, ist gestiegen.

Sind die vielen Stimmen, die die AfD bei der Bundestagswahl erhalten hat, nicht eher Ausdruck einer Sehnsucht nach einem autoritäreren Politikstil?

Petersen: Natürlich gibt es Bevölkerungskreise – unter den AfD-Anhängern sind es überproportional viele – die nicht zufrieden sind. Auch das hat eine historische Dimension: Das allmähliche Überwinden des Traumas des Dritten Reiches hat eben nicht nur positive Folgen. Der Impfschutz gegen den Nationalismus wird langsam schwächer. Insofern ist es kein Wunder, dass gerade jetzt eine nationalistische Partei die reale Chance hat, sich dauerhaft im Parteiensystem zu etablieren.

Thomas Petersen arbeitet für das Meinungsforschungsinstitut Allensbach.
Foto: Allensbach

Ein häufig gehörtes Argument ist, man dürfe in Deutschland viele Dinge nicht mehr laut aussprechen.

Petersen: Die Gesellschaft muss ihre Regeln und Normen immer wieder neu aushandeln. Dazu gehört auch, dass sich eine bestimmte Haltung durchsetzt. Das tut sie mit sozialpsychologischen Mechanismen, die diejenigen unter Druck setzen, die einer Minderheiten-Meinung angehören. Gehen Sie mal in Ostberlin auf die Straße und outen sich als FDP-Anhänger. Die Leute gucken Sie schräg an, sie verlachen Sie, sie fangen an, hinter Ihrem Rücken zu tuscheln. Sie werden Ihnen Isolationssignale geben: Du gehörst nicht dazu. Das betrifft in Deutschland alles, was auch nur im Entferntesten mit dem Dritten Reich zu tun hat – und damit auch die Einstellung gegenüber Ausländern. AfD-Anhänger spüren sehr stark, dass die große Mehrheit der Gesellschaft anders denkt als sie.

Auf der einen Seite gibt es den Zuspruch für die AfD, auf der anderen Seite gibt es nun die „Ehe für alle“...

Petersen: Beides gehört zusammen.

Wie das?

Petersen: Wenn die Regierung die Homo-Ehe beschließt, ist das für konservative Menschen ein Gräuel. Wenn praktisch alle Parteien einschließlich der CDU diese Entwicklung zumindest dulden, was soll ich dann, wenn ich ein Anhänger eines konservativen Familienbildes bin, machen? Wenn die Gesellschaft als Ganzes nach links wandert, und das tut sie seit Jahrzehnten langsam aber stetig, dann wird rechts Platz frei.

Besonders stark ist die AfD im Osten. Danach wurde gespottet, der antifaschistische Schutzwall müsse wieder aufgebaut werden. Wie hoch ist die Mauer in den Köpfen der Deutschen noch?

Petersen: Natürlich gibt es in weltanschaulichen Fragen immer noch deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Die sind aber viel geringer als in den 90er Jahren. Wenn man etwa fragt: Fühlen Sie sich in erster Linie als Deutscher oder als Ostdeutscher? Dann sagten die Ostdeutschen lange Zeit: Ich bin in erster Linie Ostdeutscher. Das hat sich gelegt. Bei den jungen Menschen ist das kaum mehr zu spüren.

Wie ist es mit älteren Menschen: Prägt das Leben in einem gänzlich anderen System nicht sehr nachhaltig?

Petersen: Ja natürlich, das prägt ein Leben lang. Darum wird die gesellschaftliche Wiedervereinigung auch Generationen dauern. Wer 40 Jahre lang gehört hat, Demokratie, Marktwirtschaft und das westliche Bündnis seien ein Teufelswerk, kann das nicht an der Garderobe abgeben. Sie können rational 100-mal verstanden haben, dass das vielleicht falsch war. Es steckt trotzdem in ihnen drin. Die Normen, die Regeln, die Sprache in Diktaturen sind völlig andere als in freien Gesellschaften. Vieles, was wir heute in Ostdeutschland sehen, sind Phänomene, die man in Westdeutschland in den 60er und 70er Jahren auch gesehen hat.

Wenn Sie eine Prognose wagen müssten: Bleibt Deutschland so stabil?

Petersen: Umfrageforscher sind ganz schlechte Prognostiker, wie übrigens auch Journalisten und andere Experten. Sie neigen dazu, von der Vergangenheit auf die Zukunft zu schließen – und das geht immer so lange gut, bis es irgendwann nicht mehr gut geht. Was man wohl sagen kann, ist, dass die Zeit für uns arbeitet. Je länger der Prozess der Normalisierung andauert, desto größer ist die Chance, dass Demokratie und Rechtsstaat immun gegen Angriffe etwa von populistischen Bewegungen werden.

Zur Person: Thomas Petersen, geboren 1968 in Hamburg, studierte Publizistik, Alte Geschichte und Vor- und Frühgeschichte in Mainz. Er ist Projektleiter am Institut für Demoskopie Allensbach und Privatdozent für Kommunikationswissenschaft an der TU Dresden.

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Die Diskussion ist geschlossen.

19.12.2017

Wem es zu gut geht - er isr i.d.R. gelassen. Das änder sich aber machmal sehr schnell, denn "gut gehen" ist kein Naturgesetz.

19.12.2017

Daran sieht man, wie unwichtig die 700 Sesselpfurzer in Berlin sind. Gäbe es für jeden Wahlkreis nur einen Abgeordneten, würde längst eine Regierung stehen.