Ein Dienst ohne Wert
Ob die Bundeswehr junge Männer weiterhin zwangsweise rekrutieren darf, ist keine juristische Frage, sondern eine politische. Angela Merkel verteidigt die Wehrpflicht tapfer. Von Rudi Wais
Von Rudi Wais
Tapfer verteidigt Angela Merkel die Wehrpflicht. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, das die ungerechte Einberufungspraxis im Kern akzeptiert, hilft ihr dabei allerdings nicht viel.
Ob die Bundeswehr junge Männer weiterhin zwangsweise rekrutieren darf, ist keine juristische Frage, sondern eine politische. Eine Armee, bei der der Auslandseinsatz allmählich die Regel wird und nicht die Ausnahme bleibt, braucht ein Höchstmaß an Professionalität - und keine Soldaten, die neun Monate lustlos ihren Pflichtdienst absitzen.
Es ist ein Widerspruch in sich, dass die Bundeswehr Hunderttausende von Rekruten ausbildet, die ihr später in Afghanistan oder bei vergleichbaren Einsätzen überhaupt nicht zur Verfügung stehen. Das Argument, es gehe nicht gerecht zu in Deutschland, wenn nur noch jeder fünfte junge Mann eingezogen wird, spielt dabei nur am Rande eine Rolle.
Die entscheidende Frage lautet: Wäre angesichts der neuen, globalen Aufgaben eine kleinere, aber umso professionellere Berufsarmee nicht die vernünftigere Variante? Nur noch fünf von 28 Nato-Staaten schwören auf die Wehrpflicht. Das spricht für sich.
Keine Frage: Der unpopuläre, aber nachhaltige Zwangsdienst hat großen Anteil daran, dass die Bundeswehr nach dem Krieg kein kleiner Staat im Staate geworden ist, sondern ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft. Aber würde ein Ende der Wehrpflicht diesen Prozess tatsächlich ins Gegenteil verkehren? Wäre die neue Bundeswehr bald eine Truppe aus ehemaligen Sträflingen, abenteuerlustigen Haudraufs und psychopathischen Außenseitern, die in der freien Wirtschaft kein Betrieb nehmen würde? Wohl kaum. Auch für die Bundeswehr gilt: Es kommt drauf an, was man draus macht.
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