Nach der Wahl: Große Leere bei der FDP
Die Liberalen verlieren nicht nur zwei Minister. Sie sind nicht mal mehr im Landtag vertreten. Gründe dafür hat niemand so schnell parat
Es waren nicht mehr als zwei schlichte Sätze, mit denen die bayerische FDP im Wahlkampf ihren erneuten Einzug in den Landtag begründen wollte. Erstens: Die schwarz-gelbe Regierung war in den letzten fünf Jahren äußerst erfolgreich. Zweitens: Man darf die CSU nie wieder alleine regieren lassen.
Das Entsetzen bei der FDP ist gedämpft
Eine Nebenwirkung dieses argumentativen Zweiklangs: Die Liberalen gaben zwar von Anfang an eine klare Koalitionsaussage zugunsten der CSU ab – attackierten den Wunschpartner aber gleichzeitig als unbelehrbare „Filzpartei“, die sich ohne FDP-Kontrolle den Freistaat erneut zur Beute machen würde.
Ein politischer Spagat, der viele Wähler offenbar nicht überzeugte. Schon am späten Nachmittag verdichten sich im Landtag erste Gerüchte, dass es wohl nichts wird mit dem Wiedereinzug ins Maximilianeum. Als um kurz nach 18 Uhr die ersten Hochrechnungen über den Bildschirm flimmern, ist das Entsetzen im FDP-Fraktionssaal deshalb eher gedämpft. „Okay, gehen wir heim“, sagt ein junger Liberaler und nimmt einen kräftigen Schluck Bier.
Draußen auf dem Gang mit den FDP-Abgeordnetenbüros fließen bereits Tränen. Einige Mitarbeiter schließen sich in ihren Zimmern ein. CSU-Stratege Alfred Sauter spricht den Liberalen Mut zu: „Das ist noch nicht das letzte Wort.“ Ob nur noch der Mut der Verzweiflung hilft, wird Sauter gefragt. „Da braucht man keinen Mut, bloß Nerven“, glaubt der Günzburger.
Jetzt stellt sich die Frage nach dem Warum
Doch auch gute Nerven nutzen nichts. Schnell wird klar: Die FDP kommt nicht mehr in den Landtag. Die Frage nach dem Warum steht derweil noch unbeantwortet im Raum: „Die Leute haben leider nicht realisiert, was die FDP in der Koalition erreicht hat“, versucht sich Matthias Fischbach, Chef der Jungliberalen, an einer Erklärung. Zwar sei es richtig gewesen, im Wahlkampf vor einer CSU-Alleinregierung zu warnen. Ein insgesamt „themenarmer Wahlkampf“ habe aber offenbar „eher der CSU genutzt“, vermutet der Juli-Mann.
Dass die FDP-Wahlkampfattacken auf die CSU mögliche christsoziale Wechselwähler abgeschreckt haben könnten, glauben auch die Partei-Altvordern nicht. „Wir hatten alle das Gefühl, dass die Leute keine CSU-Alleinregierung wollen“, beschreibt Noch-Kunstminister Wolfgang Heubisch die liberale Wahlkampfbefindlichkeit. Spitzenkandidat Martin Zeil räsoniert, es sei eben sehr schwer, als kleiner Koalitionspartner die Erfolge der Regierung für sich zu reklamieren.
Der Kampfeswille der FDP an diesem Abend scheint gering
Zeil legt sogar noch einen Auftritt als Seehofer-Stellvertreter hin. Auf der Bühne im Steinernen Saal vertritt er bei einer kurzen Ansprache den Ministerpräsidenten, der von Fernsehstudio zu Fernsehstudio eilt und deshalb verhindert ist. „So sind die Abende der Demokratie“, murmelt Zeil. Es gelte nun, „den Schalter für nächste Woche umzulegen“.
Zu den Merkwürdigkeiten dieses Wahlabends gehört, dass sogar die siegestrunkene CSU hofft, dass den Liberalen dies gelingen möge – nur dann ist Schwarz-Gelb in Berlin eine realistische Chance. Doch von Kampfeswillen spürt man zumindest bei den FDPlern im Landtag an diesem Abend wenig. Minister Heubisch hat sich immerhin ein bisschen Trotz aufgespart. „Ich verspreche, dass wir in fünf Jahren wiederkommen“, sagt er tapfer. Jetzt braucht er aber erst mal ein Bier: „Und dann vielleicht auch noch ein zweites.“
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