Nach Südkaukasuskrieg Warnungen und Gedenken
Moskau/Tiflis (dpa) - Ein Jahr nach Beginn des Südkaukasuskriegs zwischen Russland und Georgien haben die Konfliktparteien vor neuer Gewalt gewarnt und der Opfer gedacht.
Russland forderte den Westen am Donnerstag zu einem Stopp von Waffenlieferungen an Georgien auf, um die in die NATO strebende Ex-Sowjetrepublik nicht zu neuen "Kriegsabenteuern" zu ermuntern. Georgien verurteilte erneut die "russische Aggression", die nach dem Kriegsausbruch in der Nacht zum 8. August zum Verlust der abtrünnigen Regionen Abchasien und Südossetien führte. Die seit Oktober vorigen Jahres im Krisengebiet stationierten EU-Beobachter bezeichneten die Lage am Donnerstag als gespannt, aber weitgehend ruhig.
Tausende georgische Studenten fuhren am Donnerstagmorgen in Bussen in die Stadt Gori in der Nähe von Südossetien, um gegen die dortigen "russischen Besatzer" zu protestieren. Russische Soldaten hatten die Geburtsstadt des sowjetischen Diktators Josef Stalin im August 2008 kurzzeitig besetzt, nachdem Georgien Südossetien angegriffen hatte. Georgien sieht das von Russland als unabhängig anerkannte Südossetien weiter als sein Territorium an.
Russland verteidigte dagegen die vom Westen kritisierte Anerkennung der Unabhängigkeit von Südossetien und Abchasien. Dies sei die beste Garantie dafür, dass Georgien nicht noch einmal mit Gewalt versuche, sich die Gebiete einzuverleiben, sagte der russische Vizeaußenminister Grigori Karassin. Der Überfall der georgischen Truppen in der Nacht zum 8. August 2008 auf das "schlafende Südossetien" sei eine "unverantwortliche und kriminelle Handlung" gewesen.
Karassin warf dem georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili vor, die weltweite Aufmerksamkeit für die Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking ausgenutzt zu haben, um Südossetien zu überfallen. Moskau hatte nach dem georgischen Beschuss seine Armee in Georgien einmarschieren lassen. In Abchasien und Südossetien sind russische Soldaten stationiert, die einen etwaigen georgischen Angriff verhindern sollen.
Russland wirft Saakaschwili vor, eine Rückeroberung der Gebiete zu planen. Die massenhafte Versorgung des Landes mit ausländischen Rüstungsgütern versetze die georgische Führung in den Irrglauben, Probleme auf militärischem Wege lösen zu können, warnte der russische Außenamtssprecher Andrej Nesterenko. Er forderte am Donnerstag die Unterzeichnung eines Nichtangriffspaktes durch Georgien.
Russland, Südossetien und Georgien gedenken auch an diesem Freitag und Samstag des Kriegsausbruchs vor einem Jahr. Bis heute geben sich die Konfliktparteien gegenseitig die Schuld an dem Blutvergießen. Die internationale Staatengemeinschaft tut sich weiter schwer damit, den Hauptschuldigen für den Konflikt zu benennen. Die EU und die USA hatten beide Seiten zuletzt eindringlich zur Zurückhaltung aufgefordert, um eine erneute Eskalation der Lage zu verhindern.
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