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Dillingen
18.03.2015

Nachts im Krankenhaus in der Notaufnahme: Irgendwas ist immer

Rund um die Uhr können sich Patienten in der Notaufnahme behandeln lassen. Auch hier im Klinikum Dillingen. Selbst am frühen Morgen müssen Ärzte und Pfleger deshalb topfit sein.
2 Bilder
Rund um die Uhr können sich Patienten in der Notaufnahme behandeln lassen. Auch hier im Klinikum Dillingen. Selbst am frühen Morgen müssen Ärzte und Pfleger deshalb topfit sein.
Foto: Ulrich Wagner

Bauchschmerzen, Herzrasen, Knochenbruch: Ärzte und Pflegekräfte sind in Kliniken rund um die Uhr im Einsatz. Die Personaldecke ist vielerorts dünn, die Belastung nimmt zu.

Irgendwas ist immer. Das Herz schlägt zu schnell. Der Magen wehrt sich. Der Ellenbogen ist gebrochen oder der Kreislauf im Keller. Bei Hans Müller* ist es ein Gallenstein. Der Rentner auf der Liege hält die Hände schützend über seinen Bauch. Eigentlich hätte er erst am nächsten Tag ins Dillinger Krankenhaus kommen sollen. Eine Magenspiegelung ist geplant, bei der auch die Gallensteine entfernt werden sollen. Nun ist Müller schon am Abend zuvor eingeliefert worden – in die Notaufnahme.

Nachtdienst: Zwei Ärzte und neun Pflegekräfte bei 125 Patienten

Zwei Ärzte haben um diese Zeit Dienst. Von 19 Uhr abends bis sieben Uhr morgens sind sie verantwortlich. Sie kümmern sich um 125 Patienten auf zwei Stationen und um die akuten Fälle, die in der Notaufnahme landen. Zudem sind neun Pflegekräfte eingeteilt, die die Patienten der Inneren Medizin und der Chirurgie versorgen. Ist das viel? Ist das wenig? Fakt ist: In anderen Kliniken ist die Versorgungsquote zum Teil wesentlich schlechter.

Offizielle Statistiken dazu gibt es nicht – weder was Pflegepersonal noch Ärzte betrifft. Auch Bayerns Gesundheitsministerium muss passen. Anders als in vielen Pflegeheimen teilt jede Klinik ihr Personal nach eigenem Ermessen selbst ein. Die Gewerkschaft Verdi hat vor einer guten Woche Umfragen an 237 Krankenhäusern in Deutschland durchgeführt. Dabei habe man „alarmierende Hinweise“ erhalten, heißt es. Auf über der Hälfte der Stationen mit 25 bis 30 Patienten arbeitete beispielsweise eine Pflegekraft allein. Insgesamt fehlten 70.000 Beschäftigte im Pflegebereich, rechnet Verdi vor.

Auch eine neue Initiative in der bayerischen Landeshauptstadt weist auf Missstände an Kliniken hin. Unter dem Titel „Bürger für unser Münchner Stadtklinikum“ prangert der Verein, der hauptsächlich aus besorgten Bürgern besteht, Engpässe in der stationären Versorgung an. „Die Situation ist zum Teil dramatisch“, sagt Mit-Organisatorin Dr. Ingrid Seyfarth-Metzger. Sie hat zwischen 2005 und 2012 das Qualitätsmanagement des städtischen Klinikums München geleitet.

In Augsburg meldete sich kürzlich der frühere Ärztliche Direktor des Klinikums, Professor Rolf Harzmann, zu Wort. Er bemängelte chronische Unterbesetzung, fehlende Arbeitsmittel und Hygienemängel. Der Vorstandsvorsitzende des Klinikums, Alexander Schmidtke, versuchte sich zu rechtfertigen – und bezeichnete die Vorwürfe als „deutschlandweites Problem“.

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Es stehe „außer Frage, dass personelle Engpässe existieren können“, teilt die Deutsche Krankenhausgesellschaft mit. Die Zahl der unbesetzten Pflegestellen wird dort mit etwa 5000 angegeben. Außerdem heißt es: „Die Sicherheit der Patienten und die Einhaltung der dazu bestehenden Vorschriften hat für die Krankenhäuser allerhöchste Priorität.“ Aber was bedeutet das für den einzelnen Patienten?

Warten in der Notaufnahme - lebensbedrohliche Fälle zuerst

Hans Müller kümmert diese Debatte wenig – zumindest theoretisch. Praktisch liegt er in der Notaufnahme und will, dass ihm geholfen wird. Und das, bitte, so schnell wie möglich. Doch bevor die diensthabende Ärztin, Dr. Eva Wartner, 29, sich um ihn kümmern kann, hat sie noch einiges zu tun.

Eine Patientin mit einem Gefäßverschluss in der Lunge hat stark erhöhten Herzschlag. Der Überwachungsmonitor im Schwesternzimmer piepst ununterbrochen. Eva Wartner studiert die Patientenakte. Dann geht sie in das dunkle Zimmer, schaltet das Licht ein, desinfiziert sich die Hände. Die Frau wird über eine Maske beatmet, um den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen.

Die Ärztin legt ihr beruhigend die Hand auf den Arm. „Ihr Herz schlägt ein bisschen schnell gerade“, sagt sie, „wie geht es Ihnen denn?“ Die Frau ist durch die Atemmaske nur schwer zu verstehen. „Gut“, nuschelt sie. „Ja“, sagt Eva Wartner, „das ist schön, dass es Ihnen gut geht. Ich gebe Ihnen jetzt trotzdem ein Medikament, das den Herzschlag senkt, dann können Sie besser schlafen.“

Hinter ihr öffnet sich die Tür. Eine Krankenschwester steckt den Kopf herein. Ein Mann leidet an Atemproblemen, zwei weitere Patientinnen werden von Herzrhythmusstörungen geplagt. Eva Wartner verabschiedet sich von der Frau, drückt kurz auf den Desinfektions-Spender und sieht sich die nächsten Akten durch.

Riesige Verantwortung: Wehrlose und pflegebedürftige Menschen

Auch diese Patienten muss sie aus dem Halbschlaf wecken, auch mit ihnen spricht sie ein paar Worte und verordnet Medikamente. Dann erst ist Hans Müller dran. Er liegt mittlerweile seit einer knappen Stunde auf seiner Pritsche in der Notaufnahme. Er hat keine Schmerzen, und sein Zustand ist nicht lebensbedrohlich. Deshalb muss er warten.

„Auch wenn ich hier drücke, tut Ihnen nichts weh?“, fragt Eva Wartner und tastet den Rentner ab. „Nein“, murmelt der. „Wissen Sie, was wir morgen bei dem Eingriff mit Ihnen machen wollen?“, fragt die Ärztin. „Nein“, antwortet er. Also holt Eva Wartner einen Aufklärungsbogen. Auf kleinen Bildern ist darauf zu sehen, wie der Gallenstein entfernt werden soll. „Haben Sie das verstanden?“ Der Patient nickt. Er ist, so steht es im Arztbrief, den er dabei hat, leicht dement. Deshalb ruft Eva Wartner vorsichtshalber bei seiner Tochter an. Das heißt, sie versucht es. Der Anschluss ist besetzt. Hans Müller muss noch ein bisschen warten.

Währenddessen eilt die Ärztin wieder zu der Patientin mit den Herzrhythmusstörungen. Eine Krankenschwester hat das Medikament bereit gelegt. Wartner spritzt es der Dame in die Vene. „So“, sagt sie, während sie sich wieder die Hände desinfiziert, „jetzt können Sie ruhig schlafen.“ Die Frau versucht, unter ihrer Sauerstoffmaske zu lächeln.

Ein Patient nach dem anderen. Für die Medizinerin wie fürs Pflegepersonal. Und die Verantwortung ist riesig. Man darf nicht vergessen: „Es geht um wehrlose, kranke, teils pflegebedürftige Menschen“, sagt der Münchner Pflegeexperte Claus Fussek. „Die Kliniken müssen sich auch finanzieren“, sagt wiederum Ingrid Seyfarth-Metzger von „Bürger für unser Münchner Stadtklinikum“. Deshalb würden manche Kliniken mehr Patienten aufnehmen, als sie ausreichend betreuen können. Andere Kliniken versuchen zu sparen – und bauen Betten ab.

Hohe Belastung - für Ärzte, Pfleger und Patienten

In der Notaufnahme in Dillingen wartet schon die nächste Patientin. Eine junge Frau ist beim Blutspenden umgekippt. Kreislaufkollaps. Eva Wartner lässt ihr eine Infusion geben. Auch der chirurgische Kollege, Dr. Stefan Mayr, 36, hat gerade in der Notaufnahme zu tun. Ein Mann ist beim Duschen gestürzt und hat sich einen Ellenbogen gebrochen. Der Riss ist deutlich auf dem Röntgenbild zu sehen. „Wir gipsen das jetzt ein, und morgen oder übermorgen kommen Sie her, dann können wir operieren“, sagt Mayr.

Eva Wartner hat unterdessen die Tochter ihres Patienten Hans Müller erreicht. Trotz seiner Demenz darf er dem geplanten Eingriff selbst zustimmen, hat ihr die Frau bestätigt. Nach gut zwei Stunden in der Notaufnahme wird er von einer Krankenschwester auf ein Bett umgelagert und in ein Patientenzimmer gebracht. Die Ärztin sitzt währenddessen am Computer und tippt einen Arztbrief für die junge Frau mit der Kreislaufschwäche. Sie darf nach der Infusion mit ihren Eltern wieder nach Hause fahren.

Als der Brief fertig ist, haben Wartner und ihr Kollege Mayr kurz Pause. Dann der überraschende Satz: „Das ist ein relativ ruhiger Abend“, stellt die Ärztin fest. „Ja, heute ist nicht viel los“, sagt auch Mayr. Keine Wiederbelebung, kein Herzinfarkt, kein Verkehrsunfall, keine wirklich bedrohlichen und akuten Fälle. „Standard“, wie die beiden Ärzte das nennen. Und trotzdem: Irgendwas ist immer.

„Man braucht nur in eine Notaufnahme gehen, um zu sehen, wie hoch die Belastung ist – für Ärzte, Pfleger und damit auch für die Patienten“, sagt Experte Claus Fussek. „Pflegekräfte und Ärzte können diese Zustände nicht mehr verantworten und wollen auf die dramatischen Konsequenzen für kranke, alte, pflegebedürftige und sterbende Menschen aufmerksam machen“, sagt auch die Münchner Aktivistin Ingrid Seyfarth-Metzger. Und Rolf Harzmann, der einstige Ärztliche Direktor am Klinikum Augsburg, warnt: „Hochleistungsmedizin geht nur mit guter Pflege, sonst passiert irgendwann ein Unglück.“

Eine ruhige Nacht: Zwei dutzend Patienten und ein Todesfall

„Es gibt Nächte, in denen manche Patienten länger warten müssen, weil andere uns dringender brauchen“, erzählt Eva Wartner. Irgendwas ist ja immer. Erst um elf kehrt für die Ärztin im Nachtdienst ein bisschen Ruhe ein. Eineinhalb Stunden kann sie schlafen, bevor um ein Uhr nachts ihr Telefon wieder klingelt. Eine Patientin hat sich die Infusionsnadel herausgerissen. Die Frau leidet an einem Harnwegsinfekt und ist mit einem multiresistenten Keim infiziert. Wartner reibt sich die Augen, zieht sich einen Schutzanzug über, Handschuhe, Kopfbedeckung und Mundschutz, und betritt das Zimmer. Sie sagt ein paar beruhigende Worte und legt der Frau eine neue Nadel.

Auch die Dame mit den Herzrhythmusstörungen reißt sich in dieser Nacht die Infusionsnadel heraus. Um drei Uhr morgens kommt der Anruf bei Eva Wartner an. Eine Stunde später wieder raus: Eine Patientin, die schwerst krank war, ist gestorben. Multiorganversagen. Die Ärztin checkt die Vitalfunktionen, streicht über den Arm, desinfiziert sich die Hände, notiert den Todeszeitpunkt und ruft die Tochter der Verstorbenen an.

Mit leicht verwuschelten Haaren und müden Augen sitzt sie um halb acht im Besprechungsraum. Übergabe an den Tagdienst. Ruhig trägt sie die Geschehnisse der Nacht vor. Den ärztlichen Hintergrunddienst, der in absoluten Notfällen zusätzlich telefonisch einbestellt werden kann, hat sie nicht gebraucht. Eva Wartner sagt: „Es war eine ruhige Nacht.“ Die Kollegen nicken zustimmend. Eine Handvoll Patienten in der Notaufnahme, ein gutes Dutzend Einsätze auf Station und ein Todesfall. Irgendwas ist immer. * Name von der Redaktion geändert

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