Nordkoreas Machthaber als Parteichef bestätigt
Seoul - Im kommunistischen Nordkorea haben sich die Anzeichen für eine geplante Machtübergabe an den jüngsten Sohn des autoritären Herrschers Kim Jong Il verdichtet. Militärmachthaber Kim Jong Il beförderte seinen jüngsten Sohn Kim Jong Un per Weisung in den Rang eines Vier-Sterne-Generals.
Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Dienstag kurz vor Beginn des größten Treffens der herrschenden Arbeiterpartei in Pjöngjang. Bei dem Treffen selbst wurde der 68-jährige Machthaber laut Staatsfernsehen im Amt des Generalsekretärs und damit als Parteichef bestätigt. Ob dem Sohn - wie vermutet - wichtige Parteiämter als Teil einer Nachfolgeregelung anvertraut wurden, war zunächst unklar.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) wollte sich nicht näher zu den Vorgängen in Pjöngjang äußern. "Ich kann zu den derzeitigen innernen Entwicklungen nicht Stellung beziehen. Das ist etwas, was man beobachten muss", sagte er. Deutschland vertrete aber weiterhin eine "klare Haltung zur Demokratisierung und zur Öffnung von Nordkorea".
Um die Nachfolge in Pjöngjang wird bereits seit Monaten spekuliert, nachdem Kim Jong Il vor gut zwei Jahren einen Schlaganfall erlitten haben soll. Nach Meinung von Beobachtern ist mit der Vergabe eines Generalstitels so gut wie sicher, dass der Sohn die Macht in dem weitgehend isolierten Staat übernehmen soll. So könnte es ihm den Weg dafür ebnen, die Beziehungen zur politischen und militärischen Elite zu stärken.
Neben Kim Jong Un wurden auch die 64-jährige Schwester des Machthabers, Kim Kyong Hui, und Choe Ryong Hae, ein langjähriger Vertrauter der Kim-Familie, sowie drei andere Personen zu Vier- Sterne-Generälen ernannt. Es war das erste Mal, dass der Name Kim Jong Uns - der erst Ende 20 ist und politisch bisher nicht in Erscheinung getreten ist - in den Staatsmedien erwähnt wurde. Über ihn ist nur wenig bekannt. Er soll auf eine internationale Schule in der Schweiz gegagen sein. Die Kim-Familie ist in den Medien des Landes ein Tabuthema.
Kim Jong Il "glaubt fest, dass die befehlshabenden Angehörigen der Volksarmee weiterhin die Parteiführung unterstützen und die revolutionäre Großtat vollstrecken, die zuerst am Berg Paektu begonnen hat", hieß es bei KCNA. Der als heilig verehrte Berg gilt in Nordkorea unter anderem als Symbol der Kim-Dynastie.
Beobachter vermuten, dass Kim Jong Il das Parteitreffen nutzen wollte, die Nachfolge formell einzuleiten und seinem Sohn auch wichtige Parteiämter zu übergeben. Offiziell sollte bei der Delegiertenversammlung das höchste Führungsgremium der Partei neu besetzt werden. Es war das erste derartige Treffen seit 44 Jahren.
Der Sohn gilt nach Einschätzung von Nordkorea-Kennern schon länger als wahrscheinlicher Nachfolger von Kim Jong Il. Dieser steht seit dem Tod seines Vaters, des "ewigen Präsidenten" Kim Il Sung, im Juli 1994 an der Staatsspitze. 1980 wurde seine Nachfolge bei einem Parteikongress offiziell eingeleitet.
Seine Bestätigung als Generalsekretär sei "inmitten des stürmischen Applauses aller Delegierten" erfolgt, hieß es im nordkoreanischen Fernsehen. "Seine Wiederwahl ist ein Ausdruck der absoluten Unterstützung und Vertrauens aller Parteimitglieder, der Soldaten und Bevölkerung." Kim hat die Position seit 1997 inne. Trotz seiner angeschlagenen Gesundheit galt die Bestätigung als Formsache.
Kims Schwester, Kim Kyong Hui, die für die Leichtindustrie des Landes zuständig ist, und sein Schwager Jang Song Thaek sollen nach Ansicht von Beobachtern möglicherweise für einen störungsfreien Machttransfer sorgen. Jang ist Stellvertreter Kim Jong Ils in der Nationalen Verteidigungskommission, dem mächtigsten Entscheidungsgremium des Staates.
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