Nordkoreas Machthaber bringt Sohn in Stellung
Seoul - Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il will nach Medienberichten zum ersten Großtreffen der Kommunistischen Partei seit Jahrzehnten seinen Sohn als Nachfolger in Stellung bringen.
Der jüngste Sohn Kim Jong Un sei vom Militär als Delegierter für das Treffen der herrschenden Arbeiterpartei nominiert worden, berichtete die südkoreanische Zeitung "Chosun Ilbo" am Montag. Die Partei will am Dienstag in Pjöngjang ihr höchstes Führungsgremium neu besetzen. Unterdessen starteten die Streitkräfte der USA und Südkoreas ein neues Seemanöver, um militärische Stärke gegenüber Nordkorea zu demonstrieren.
Die Nominierung von Kim Jong Un könnte nach Meinung von Beobachtern bedeuten, dass das Militär eine Machtübertragung in dritter Generation befürwortet. Laut "Chosun Ilbo", das sich auf Informanten in Nordkorea beruft, wissen nur einige hochrangige Offiziere von der Ernennung. Offizielle Stellungnahmen aus Nordkorea lagen nicht vor.
Der als "historisch" angekündigte Parteitag hatte die Spekulationen um die Nachfolge Kim Jong Ils angeheizt. Es wird vermutet, dass der 68-Jährige seinem 27 oder 28 Jahre alten Sohn wichtige Ämter übertragen lassen will, um ihn auf die Machtübernahme vorzubereiten. Andere hohe Positionen könnten durch Personen besetzt werden, denen Kim Jong Il vertraut.
Er soll vor gut zwei Jahren einen Schlaganfall erlitten haben. Er steht seit dem Tod seines Vaters, des "ewigen Präsidenten" Kim Il Sung, 1994 an der Spitze des Staates. Die Nachfolge wurde 1980 bei einem Parteikongress offiziell eingeleitet.
Nordkoreas Staatsmedien berichteten am Montag, die Teilnehmer des Parteitreffens hätten nach ihrer Ankunft in Pjöngjang das Kim Il Sung-Mausoleum besucht. Dort liegt der einbalsamierte Leichnam Kims. Wie viele Delegierte an der Tagung teilnehmen, ist nicht bekannt. Bei einem Delegiertentreffen vor 44 Jahren nahmen nach Berichten südkoreanischer Medien rund 1300 Personen teil.
Nach Angaben des südkoreanischen Militärs beteiligen sich an den fünftägigen Seeübungen zur U-Boot-Abwehr mit den USA rund zehn Schiffe sowie etwa 1700 Marinesoldaten beider Länder. Die US-Streitkräfte in Korea hatten das Manöver vor der Westküste Südkoreas als "klare Botschaft der Abschreckung an Nordkorea" angekündigt.
Es ist das zweite Seemanöver in einer Serie von gemeinsamen Manövern, die die USA und Südkorea als Reaktion auf den Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffes angekündigt hatten. Bei dem Vorfall im März wurden 46 Seeleute getötet. Beide Länder machen Nordkorea dafür verantwortlich. Das Land bestreitet eine Verwicklung. Die neuen Übungen hatte es als "militärische Provokation" kritisiert.
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