Großer Zapfenstreich: Äußert sich Köhler zum Rücktritt?
Bundespräsident Horst Köhler erhält am Dienstag einen Großen Zapfenstreich. Berlin ist gespannt, ob er sich zum Rücktritt äußert.
Der endgültige Abschied für den Dienstagabend ist vom Protokoll minutiös geplant. Um 21.58 Uhr soll das ausgeschiedene Staatsoberhaupt aus dem Schloss Bellevue treten, wo eine Stunde vorher noch zu einem Empfang mit 200 Gästen geladen ist.
Flankiert von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), um den sich in den letzten Tagen ebenfalls Rücktrittsgerüchte rankten, sowie Generalinspekteur Volker Wieker, stellt sich Horst Köhler dann auf einem Podest vor seinem bisherigen Amtssitz auf. Pünktlich um 22.00 Uhr soll der Große Zapfenstreich losgehen.
Das Zeremoniell beginnt traditionell mit dem Aufmarsch der Ehrenformation und dem Yorck'schen Marsch, den das Stabsmusikkorps der Bundeswehr intoniert. Nach der Serenade folgt der Kürteil. Bis zu vier Musikstücke kann sich der zu Ehrende selbst aussuchen. Für den "Geschwindmarsch aus Quadrillen" von Johann Strauß (Vater) hat sich Köhler entschieden. Es ist der Parademarsch des an seinem früheren Wohnort Ludwigsburg einst stationierten Württembergischen Infanterie-Regiments. Daran schließt sich ein Marsch aus der Zeit des "Großen Fritz" an, mit dem Köhler wiederholt Staatsgäste begrüßen ließ. Der musikalische Abschluss fällt etwas aus dem Rahmen. Ausdrücklich gewünscht hat sich Köhler dafür den erst vor fast 100 Jahren komponierten "St. Louis Blues", den seitdem Musiker wie Glenn Miller, Louis Armstrong und die Sängerin Bessie Smith weltweit bekannt gemacht haben.
Eine ganz andere Premiere steht bei Köhlers Abschied aber auch auf dem Programm. Nach bisheriger Praxis werden andere Verfassungsorgane bei solchen Zeremonien eigentlich nicht eingeladen. Das ist diesmal anders. Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert und auch Vizekanzler Guido Westerwelle gehören neben Köhlers Familie zu den angemeldeten Anwesenden. Mit der demonstrativen Präsenz soll wohl auch weiter kursierenden Gerüchten entgegengetreten werden, wonach es noch ganz andere Motive für den Rücktritt gegeben habe, als bislang von Köhler genannt - und die vielleicht der Regierung nicht so angenehm sein könnten.
Eventuell etwas mehr Klarheit auch darüber erwarten seine bisherigen Mitarbeiter, wenn sich Köhler bereits am Dienstagvormittag in einer kurzen Rede von ihnen verabschiedet. Ob er dazu tatsächlich viel Neues sagen wird, ist aber eher fraglich. Bislang hat Köhler jedenfalls geschwiegen, nachdem er am 31. Mai in einer zweiminütigen Ansprache seinen sofortigen Rückzug bekannt gab. (J. Schucht, dpa)
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