Razzia gegen mutmaßliche türkische Verschwörer
Istanbul (dpa) - Neuer Schlag gegen den ultranationalistischen Geheimbund Ergenekon in der Türkei: Bei einem Einsatz gegen mutmaßliche Verschwörer hat die Polizei am Donnerstag mindestens 26 Verdächtige festgenommen.
Darunter seien ein Polizeichef, mehrere Beamte aus einer Spezialeinheit und acht Angehörige der Armee, berichteten türkische Fernsehsender. Es war die elfte Großrazzia gegen Ergenekon. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Geheimbund Pläne für einen gewaltsamen Umsturz der islamisch-konservativen Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan geschmiedet zu haben.
Am Donnerstag wurde auch der Vorsitzende der türkischen Metallgewerkschaft, Mustafa Özbek, festgenommen. Die Polizei durchsuchte den ihm gehörenden Sender Avrasya TV in Ankara. Außerdem wurde ein Journalist in Gewahrsam genommen. Razzien gab es in insgesamt 13 türkischen Provinzen.
Mehrere der Festgenommenen aus den Reihen der Behörden sollen Verbindungen zu Ibrahim Sahin, einem bereits zuvor festgenommenen früheren Chef einer Spezialeinheit, gehabt haben. Bei seiner Festnahme hatte die Polizei Pläne von Waffenverstecken gefunden. In den vergangenen Tagen waren in der Türkei mehrfach Munitionslager und Waffenverstecke gefunden worden.
Gegen mehr als 80 zuvor festgenommene mutmaßliche Mitglieder von Ergenekon läuft seit dem vergangenem Jahr ein Gerichtsverfahren. Die Gruppe wird auch beschuldigt, in mehrere Anschläge der vergangenen Jahre verwickelt zu sein. Türkischen Medienberichten zufolge existiert auch eine "Todesliste", auf der Ergenekon-Mitglieder Ziele für Mordanschläge festgehalten haben.
Die oppositionelle Republikanische Volkspartei (CHP) wirft der Regierung Erdogan vor, den Fall für eine Abrechnung mit Gegnern zu missbrauchen. Kritik gab es zuletzt auch von der Militärführung. Das Recht auf ein faires Verfahren und die Unschuldsvermutung als Rechtsprinzip sei verletzt worden, sagte der Sprecher des Generalstabes, Brigadegeneral Metin Gürak. Den Beschuldigten, den Institutionen des Staates und der Justiz drohe Schaden.
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