Sebastian Edathy: Der Verdächtigte
Sebastian Edathy galt als Nachwuchshoffnung der SPD. Nun droht er tief zu stürzen.
Sebastian Edathy und Kinderpornografie? Allein der Verdacht kann Ruf und Karriere eines Politikers zerstören. Er will nicht passen zum Bild, das die Öffentlichkeit von dem SPD-Politiker hat: mutig, scharfzüngig, mitunter aggressiv in Ton und Wortwahl. Aber auch witzig. Auf Facebook veröffentlichte er diesen Dialog:
Bürger: „Ich kenne Sie irgendwo her.“ Ich: „Ich bin Ihr Briefträger.“ Bürger: „Stimmt.“
200 Facebook-Nutzern gefiel das. Edathy schreibt oft in dem sozialen Netzwerk. Das meiste, das über sein Privatleben bekannt ist, weiß man, weil er es auf Facebook postete: Er mag Musik von David Bowie und den Posaunenchor Nendorf.
Beliebt gemacht hat sich Edathy in den vergangenen Jahren nicht
Man weiß: Der studierte Soziologe Edathy ist ledig, evangelisch und hat einen Jagdhundmischling. Felix sei der „freundlichste und netteste Hund der Welt“, erzählte Edathy in einem Interview. Und weiter: „Mir hat übrigens mal ein sehr überzeugtes CDU-Mitglied gesagt: Wer so einen Hund hat, muss ganz o.k. sein.“ „Ganz okay“ ist etwas anderes als beliebt.
Und beliebt gemacht hat sich Edathy in den vergangenen Jahren nicht gerade. Er legte sich mit dem Willy-Brandt-Vertrauten Egon Bahr genauso an wie mit dem damaligen SPD-Innenminister Otto Schily. 2008 warf er der Union vor: „Das völkische Denken im Staatsbürgerschaftsrecht durchzieht die Konservativen seit 1871.“
Edathy kämpfte gegen Rechts
Edathy wurde immer deutlich, wenn es um die Bekämpfung rechten Gedankenguts ging. Sein Vater, ein Inder, war in den 60er Jahren als katholischer Priester nach Deutschland gekommen. Er verliebte sich in eine Deutsche und wurde evangelischer Pastor. 1969 wurde Sebastian Edathiparambil in Hannover geboren.
Auch der junge Sebastian wollte Priester werden, nach dem Abitur zog es ihn jedoch in die Politik. 1990 wurde er Mitarbeiter einer SPD-Landtagsabgeordneten und trat in die SPD ein.
Viel Lob für den Vorsitzenden des NSU-Untersuchungsausschusses
Vor seiner ersten Bundestagskandidatur 1998 änderte er seinen Namen in „Edathy“. Er sagte: „Menschen, die nicht weiß sind, die nicht einen klassisch-deutschen Nachnamen haben, werden zunächst einmal als nicht dazugehörig betrachtet.“ Das prägte ihn seit seiner Kindheit. Wie der Hass der Rechten. 2012 explodierte der Briefkasten seines Bürgerbüros, wohl ein Anschlag.
Als Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zu den NSU-Morden erhielt Edathy schließlich sogar parteiübergreifend viel Lob. Noch im Sommer 2013 stand der Innenexperte vor einem Karrieresprung. Er war endgültig zur „Nachwuchshoffnung“ der SPD geworden. Dann, am 7. Februar 2014, legte er „aus gesundheitlichen Gründen“ sein Bundestagsmandat nieder. Kurz darauf begann der „Fall Edathy“.
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