Tote und Verletzte bei Sturm auf Israels Grenzen
Über 20 Menschen sterben bei heftigen Zusammenstößen am Jahrestag der Gründung des jüdischen Staats
Jerusalem Bei einem Sturm auf Israels Grenzen sind am Jahrestag der Gründung Israels mehr als 20 Palästinenser getötet und Dutzende verletzt worden. Erstmals seit Jahrzehnten durchbrachen am Sonntag Tausende Zivilisten von Syrien aus die streng bewachte Grenze zu den von Israel besetzten Golanhöhen. Dabei kamen nach unbestätigten Angaben des israelischen Rundfunks mindestens zehn Menschen ums Leben. Im südlichen Libanon wurden ebenfalls zehn Palästinenser von israelischen Soldaten getötet, 70 weitere verletzt. Auch im Gazastreifen gab es unter Demonstranten einen Toten und Dutzende Verletzte. An Militärsperren im Westjordanland und in Ost-Jerusalem kam es zu heftigen Krawallen.
Die schlimmsten Befürchtungen Israels wegen eines Protestmarsches von Arabern an fast allen seinen Grenzen aus Anlass des sogenannten „Nakba-Tages“ ging ausgerechnet mitten in Tel Aviv in Erfüllung. Ein junger Araber aus Kafr Kassem beging mit einem Lastwagen eine Amokfahrt. Es gab einen Toten und mindestens 17 Verletzte sowie Dutzende zertrümmerte Autos.
Der 22-Jährige behauptete nach seiner Verhaftung, dass ihm ein Reifen geplatzt sei und dass er die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren habe. Doch Polizei und Augenzeugen berichten, dass der Mann offenbar gezielt versucht habe, Autos zu zermalmen.
„Nakba“ ist das arabische Wort für eine „sehr schlimme Katastrophe“. Die Palästinenser meinen damit – aus ihrer Sicht – die Gründung des Staates Israel am 15. Mai 1948. In der Folge wurden laut UN-Angaben rund 700000 arabische Bewohner des Staatsgebietes Israels zu Flüchtlingen. Während die jüdischen Israelis gemäß dem hebräischen Kalender ihre Unabhängigkeit feiern, wird der Jahrestag der Gründung von den Palästinensern und den israelischen Arabern traditionell als Tag der Demonstrationen gegen Israel begangen.
Israels Armee hatte das Westjordanland aus Furcht vor Anschlägen radikaler Palästinenser in der Nacht zum Sonntag abgeriegelt. Reisen aus dem Palästinensergebiet nach Israel seien nur noch in medizinischen oder humanitären Notfällen möglich, hieß es in einer Mitteilung. Landesweit waren 10000 Polizisten im Sondereinsatz. Über soziale Netzwerke hatten Palästinenser zum Aufstand aufgerufen. (mit dpa)
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