Massive Kritik an AfD nach Vertagung der Gedeon-Entscheidung
Duldet die AfD Antisemitismus? Der Umgang mit AfD-Mitglied Wolfgang Gedeon zeigt: Es fehlen klare Positionierungen.
Der Umgang der AfD mit ihrem Mitglied Wolfgang Gedeon hat eine Debatte über antisemitische Tendenzen in der Partei entfacht. Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir und der SPD-Vizevorsitzende Ralf Stegner kritisierten das Verhalten der AfD gegenüber Gedeon scharf. "Die AfD eiert rum, wo sie eigentlich eine glasklare Antwort geben muss: Duldet sie Antisemitismus und Holocaust-Verharmlosung in der eigenen Reihen?", sagte Özdemir der Heilbronner Stimme.
AfD bleibt laut Stegner rechtspopulistischer Verein
Stegner sagte der Zeitung, es spiele keine Rolle, ob Gedeon am Ende aus der Fraktion ausgeschlossen werde oder nicht. "Ob nun Meuthen, Höcke, Petry oder Gauland - die AfD bleibt ein rechtspopulistischer und rechtsextremer Verein", so Stegner. Auch sei es eine Illusion zu glauben, es gäbe in der Partei vernünftige Kräfte. Stegner erklärte, es erstaune ihn nichts an dem Vorgang in Baden-Württemberg. "Mich erstaunt eher die Naivität, mit der manche diese Partei noch betrachten."
Am Dienstag hatte die baden-württembergische AfD-Landtagsfraktion ihre Entscheidung über einen Verbleib Gedeons in der Fraktion vertagt. Fraktionschef Meuthen kündigte an, Gedeon werde seine Mitgliedschaft bis zum Ende der Parlamentsferien Anfang September ruhen lassen. In dieser Zeit werde in einem unabhängigen Gutachterverfahren geprüft, ob die gegen Gedeon erhobenen Antisemitismus-Vorwürfe zuträfen. Danach werde die Fraktion auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse neu beraten und entscheiden.
Rechtsextreme Tendenzen: AfD wolle sich nicht klar distanzieren
Kritik äußerte auch der Zentralrat der Juden. "Die AfD ist nicht bereit, sich eindeutig von rechtsextremen Strömungen zu distanzieren", so Zentralratspräsident Josef Schuster.
Gedeon hatte 2009 eine "Trilogie" zur "Christlich-Europäischen Leitkultur" vorgelegt. Die drei Bände umfassen jeweils mehr als 600 Seiten und setzen sich laut Untertitel mit der "Herausforderung Europas durch Säkularismus, Zionismus und Islam" auseinander. 2012 folgte "Der grüne Kommunismus und die Diktatur der Minderheiten". In seinen Schriften bagatellisiert Gedeon Medienberichten zufolge beispielsweise den Holocaust als "gewisse Schandtaten". kna
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