Empörung über Plakat zu toten Bundeswehrsoldaten
Heftige Reaktionen hat ein Plakat hervorgerufen, auf dem der Sarg eines toten Bundeswehrsoldaten zu sehen ist - mit der Überschrift: "Schritt zur Abrüstung - Wieder einer weniger". Dafür verantwortlich ist eine Anti-Kriegs-Organisation, deren Spitze sich von dem Bild distanziert.
Berlin (dpa/ddp) - Mit Empörung haben Politik und Bundeswehr auf ein Plakat von Militärgegnern im Internet reagiert. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) und der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, sprachen in der Bild-Zeitung von Verhöhnung. Auf dem Plakat, das seit fünf Jahren im Internet ist, sind drei Soldaten abgebildet, die den Sarg mit der Leiche eines Kameraden tragen. Die Überschrift lautet: "Schritt zur Abrüstung - Wieder einer weniger."
Verantwortlich sind laut dem Boulevardblatt der Landesverband Berlin-Brandenburg der Organisation Deutsche Friedengesellschaft/Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) sowie das "Büro für antimilitaristische Maßnahmen" (BamM).
Die Bundesspitze des DFG-VK hat sich von dem Plakat distanziert. "Der Zynismus des Plakates ist für uns schwer erträglich. Unser humanistisches Weltbild verbietet uns die Genugtuung über den Tod eines jeden Menschen - auch in Form einer satirischen Darstellung", teilte der Bundessprecherkreis des DFG-VK in Frankfurt am Main mit. Der Verband halte "das satirische Plakat für eine unangemessene Form der Auseinandersetzung mit der Problematik deutscher Kriegsbeteiligung und deren Folgen".
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) und der Wehrbeauftragte Reinhold Robbe (SPD) hatten zuvor gegen die Veröffentlichung des Plakates protestiert. Jung sagte der Bild-Zeitung in Masar-i-Scharif in Nordafghanistan: "Das ist geschmacklos und verantwortungslos. Es ist ein Schlag ins Gesicht unserer Soldaten, die ihr Leben für die Freiheit Deutschlands einsetzen." Robbe sagte dem Blatt: "Das ist eine menschenverachtende Geschmacklosigkeit, die nicht mehr zu überbieten ist."
Auch CDU-Vize Roland Koch kritisierte das Plakat scharf. Es zeige "ein Ausmaß an Unmenschlichkeit, ja Menschenverachtung, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte". Nach Ansicht des CSU-Wehrexperten Christian Schmidt ist das Plakat "geschmacklos und peinlich" und zeigt, "dass Ideologie offensichtlich in Verwirrung führen kann".
Nach Angaben der DFG-VK ist das Plakat vom BamM entworfen worden bereits seit fünf Jahren abrufbar. Die Zusammenarbeit zwischen dem Landesverband und BamM sei ausschließlich eine Entscheidung des Landesverbandes. Dennoch wolle der Bundessprecherkreis "den Berliner Landesverband dazu auffordern, dieses Plakat von der Seite zu nehmen", sagte DFG-VK-Sprecher Monty Schädel dem Sender N24.
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