Sollten Geimpfte gegenüber Ungeimpften bei der Triage bevorzugt werden?
Immer wieder bringt die Corona-Pandemie Kliniken an ihre Belastungsgrenze. Umstritten ist, was passiert, wenn Betten knapp werden. Eine Juristin will den Impfstatus bei der Entscheidung berücksichtigen.
Ein Bett, zwei Patienten – und eine Ärztin oder ein Arzt muss entscheiden, wer behandelt wird. Die sogenannte Triage stellt Mediziner vor eine der wohl schwierigsten ethischen Fragen. Am Dienstag entschied das Bundesverfassungsgericht, dass der Gesetzgeber sicherstellen muss, dass Menschen dabei nicht wegen einer Behinderung benachteiligt werden dürfen. Aber allgemeine Kriterien, nach denen die Auswahl getroffen werden soll, sind umstritten – es existieren lediglich lose Regelwerke, an denen sich Ärztinnen und Ärzte orientieren können.
In der Corona-Pandemie drohte Kliniken immer wieder die Überlastung. Bis Mitte Dezember füllten sich Intensivstationen stetig, seitdem sinkt die Belegung langsam. Die neue Omikron-Variante könnte diesen Trend umkehren. Zwar verursacht sie ersten Erkenntnissen zufolge mildere Verläufe, ist aber leichter übertragbar – was in Summe zu mehr schwer Erkrankten führen könnte und erneut Triage-Situationen möglich erscheinen ließe.
Juristin will Impfstatus in Triage-Situationen berücksichtigen
Wenn es dazu kommt, können sich Ärztinnen und Ärzte insbesondere an den „klinisch-ethischen Empfehlungen zur Priorisierung und Triage bei COVID-19“ der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) orientieren. Der Impfstatus von Patientinnen und Patienten dürfe nicht in die Auswahl einbezogen werden, heißt es darin. Doch eine führende Juristin auf diesem Feld widerspricht dieser These. Tatjana Hörnle, Direktorin der Abteilung Strafrecht am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht in Freiburg, befürwortet es, den Impfstatus bei der Triage zu berücksichtigen, wie sie in einem Beitrag des Fachportals verfassungsblog.de schreibt.
Die DIVI stützt sich bei ihrer Einschätzung auf das Prinzip, dass es bei der medizinischen Behandlung keine Rolle spielen dürfe, wer dafür verantwortlich ist, dass die Behandlung notwendig ist – selbst wenn es der Behandlungsbedürftige selbst ist. Hörnle, die als Honorarprofessorin an Humboldt-Universität zu Berlin lehrt, widerspricht. Im Normalfall müssten zwar „selbstverständlich auch Impfgegner bei Erkrankung ohne Wenn und Aber medizinisch versorgt werden“.
Die Frage ist nicht, ob Menschen sterben, sondern welche
Doch es müsse zwischen Normal- und Extremlage differenziert werden. In einer Triage-Situation stelle sich nicht die Frage, „ob Menschen sterben, die mit intensivmedizinischer Behandlung vermutlich überleben könnten, sondern nur, wen dieses Schicksal trifft“.
Die Rechtswissenschaftlerin nimmt Bezug auf eine Kollision mit einem Geisterfahrer. Wenn die Zahl der Unfallopfer nach einer Kollision die Behandlungskapazitäten übersteige, "sollte nicht die Versorgung des Geisterfahrers Priorität haben, sondern vorrangig die Unfallopfer aus dem anderen Fahrzeug behandelt werden". Bei lebensgefährlich Erkrankten, die sich gegen die ausgebrochene Krankheit trotz bestehender Möglichkeit nicht impfen ließen, könne ihre Risikopräferenz in die Auswahl einbezogen werden. Für irrelevant hält es Hörnle, ob die ungeimpfte Person die Risiken der Impfung und der Krankheit plausibel abgewogen hat oder nicht.
Institut: Menschenrechte bleiben trotz unvernünftigem Verhalten erhalten
Zwar sei es manchmal schwierig einzuschätzen, ob es wirklich auf einer eigenständigen Entscheidung beruhe, wenn eine Person nicht geimpft sei – beispielsweise wenn sie unter einer beginnenden Demenz leide. Sie schlage daher nicht vor, den Impfstatus in jedem Fall in die Auswahl einzubeziehen – es sei aber „zu bedauern“, dass die DIVI dieses Kriterium pauschal ausgeschlossen habe.
Die Priorisierung in Triage-Situationen ist äußerst umstritten. Man verliere seine Menschenwürde nicht dadurch, dass man sich unvernünftig oder unsolidarisch verhalten habe, hieß es etwa kürzlich vom Deutschen Instituts für Menschenrechte. Auch die Vorsitzende des Ethikrats, Alena Buyx, hatte im Herbst gegenüber dem Tagesspiegel betont: "Lebensrettende Maßnahmen vorzuenthalten, weil der Zustand vermeidbar gewesen wäre, widerspricht wichtigen ethischen Prinzipien der Medizin." Möglich ist, dass der Bundestag nicht lediglich – wie vom Bundesverfassungsgericht verlangt – den Schutz von Menschen mit Behinderung regelt, sondern darüber hinaus allgemeine Kriterien für die Triage in einem Gesetz festlegt.
Die Diskussion ist geschlossen.
Populismus - gefährlicher Populismus. Übrigens auch was unser bayerischer Gesundheitsminister die letzten Tage in diesem Zusammenhang geäußert hat. Raucher bezahlen ab sofort ihre Lungenkrebsbehandlung selber - Adipositaspatienten ihre Herzkreislaufbehandlung usw. - was soll dieser Spaltkeil - der nur geeignet ist Unfrieden, Neid, und Missgunst zu erzeugen. Es braucht einen solidarischen Zusammenhalt in der Gesellschaft, und nicht dieses ständige, gegenseitige Hetzen. Und immer schön auf den anderen rumhacken. Diese Stimmung und dieser Umgang schadet mehr als jeder Virus.
Jeder soll in einem freien Land frei und selbst für sich entscheiden können, ob er sich impfen lässt oder eben nicht.
Ich bin geimpft und mittlerweile nach einem milden Krankheitsverlauf genesen (ich war übrigens froh, geimpft gewesen zu sein) - trotzdem lehne ich eine allgemeine Impfpflicht ab. Auf der anderen Seite bin ich enttäuscht, dass der Anteil derer, die sich nicht impfen lassen, doch immer noch so hoch ist.
Die Überlebenschance ist nicht vom Impfstatus abhängig, deshalb kann und darf dieser nach meiner Überzeugung keinen Einfluss auf eine Triage-Entscheidung haben.
Einen schönen Jahreswechsel und ein gesundes, friedliches neues Jahr
Die Impfverweigerer haben ja eine Chance , ihre Situation bei einer Triage zu verbessern , weil Geimpfte unbedingt zu bevorzugen sind !
Indem sie sich impfen lassen !
Noch viel besser ist : zu einem sehr hohen Teil kommen Geimpfte ja gar nicht auf die Intensivstation !
Mittlerweile - nach 12 Monaten = 365 Tagen - muß doch auch diesen Zeitgenossen und -genossinnen klar geworden sein ,
daß weder Bill Gates noch "die Regierung" noch sonst jemand mittels der Injektion "Miniraumschiffe in den Körper einschleusen läßt" ?!
Also - wo liegt das Problem ?!
(...)dass der Gesetzgeber sicherstellen muss, dass Menschen dabei nicht wegen einer Behinderung benachteiligt werden dürfen.
Was aber auch nicht heißt, dass diese Personen bevorzugt, sondern gleichgestellt behandelt werden (sollen).
Eine Triage dient dazu, dem Patienten mit den besseren Überlebenschancen, unabhängig des Impfstatus, eine adäquate Behandlung zu ermöglichen.
Angenommen ein Geimpfter mit einem sehr schweren Verlauf mit absehbar tödlichem Ausgang wird nur aufgrund der Impfung bevorzugt behandelt. Er blockiert aber einige Wochen ein Bett in dem womöglich mindestens zwei weitere Patienten mit "milderem" Verlauf behandelt werden könnten, und diese dadurch vielleicht auf dem Gewissen hat. Es ist, hart ausgedrückt, schlichtweg Ressourcenverschwendung (Zeit, Geld, Personal, Medikamente, freies Bett), nur aufgrund des Impfstatus vorzugehen.
Ein klares Nein zur Ausselektierung des Impfstatus.
Man kann ja auch einfach die Betten nach Impfqoute verteilen. Soviel Prozent bekommen Geimpfte und soviel Prozent Ungeimpfte. Und dann innerhalb dieser Ressourcen die Triage anwenden. Da viele Kinder ungeimpft sind und bleiben werden, wäre das sogar ein gewisser "statistischer Vorteil" für die Ungeimpften ...
Herbst 2022 werden nochmals weniger Intensivbetten zur Verfügung stehen ... dann werden wir hoffentlich mildere Virusmutationen bei uns haben ... oder das Thema wird sehr, sehr brisant.
Die Ressource an der es mangelt ist Personal. Und wer fängt da eine Ausbildung / Fortbildung an, wo massenweise das Perosnal abhaut wegen der körperlichen und mentalen Belastung ...
Noch zum Thema Triage:
Aktuell werden viele Krebspatienten auf die Warteliste gesetzt und müssen warten bis der Krebs streut weil ein Patient mit einer durch Impfungen vermeidbare schweren Covid-Infektion das Bett mehrere Wochen besetzen ... auch eine Art von Triage zu Gunsten eines und zu Lasten vieler.
dass der Gesetzgeber sicherstellen muss, dass Menschen dabei nicht wegen einer Behinderung benachteiligt werden dürfen.
Was für ein Unsinn. Genauso gut könnte man sagen, Audi Fahrer sollten Renault Fahrern gegenüber I der Triage bevorzugt werden. Der Lehrstuhl sollte bei besetzt werden.
Bei der Triage geht es um die Überlebenschance und nicht darum, wer was zuvor gemacht hat.
Aber das versteht nicht jeder. Es geht nicht um Selektion der Ungeliebten wie im dritten Reich, sondern alleine um eine objektive medizinische Bewerbung der Überlebenschance.
So ist es. Und ich bezweifle, daß das zu 100% möglich ist. Auch Ärzte können sich irren.
Eine bodenlose Frechheit mit solch einem Thema die Menschen zu verängstigen und zu verkohlen. Die verdammte Pflicht und Aufgabe ist es, dass die zuständigen und hochbezahlten Fachleute mit einer professionellen Logistik und Beschaffungsplanung solche Situationen vermeiden. Das Thema ist aber nicht nur bei Corona sondern auch bei allen anderen Erkrankungen akut. Man kann nur beten, dass in der Vergangenheit wegen Fehlplanungen nicht unschuldige Menschen sterben mussten?
Ich finde den Ansatz sehr gut. Geimpfte müssen bei einer Triage Pluspunkte gegenüber ungeimpfte haben. Das ist richtig und gerecht.
Gleichbehandlungsgesetz ohne Diskussion
Unsinn. Triage bedeutet, dass der mit den besseren Chancen bevorzugt wird. Da ist es dann egal, ob er zuvor einen Drops gelutscht hat oder sich eine Spritze hat geben lassen. Es geht nur um die Überlebenschance. Ein Geimpfter ohne Chance sollte einem Ungeimpften mit besserer Chance gegenüber nicht bevorzugt werden. Das gilt natürlich dann auch anders herum. Es geht allein um die bessere Chance zu überleben.
Wie wird vorgegangen, wenn ein Patient für ein freies Intensivbetten ein Autofahrer ist, der besoffen mit 280 km/h auf der Autobahn verunglückt ist und der andere Patient ist ein Impfgegner, oder ein maßlos übergewichtiger Biertrinker mit einer kaputten Leber einem Herzinfarkt?
Oder eine geimpfte übergewichtige Biertrinkerin mit kaputter Leber. Das ist doch egal. Es kommt auf die Überlebenschance an. Da ist es dann auch egal ob geimpft oder nicht, auch wenn so manch behandlungsbedürftige Personen es anders sehen. Es kommt auf die Gesamtschau zur Überlebenschance an.
Beide fliegen raus, wenn jemand kommt der geimpft ist, fertig.
Zwei Anmerkungen:
".. den Impfstatus bei der Triage zu berücksichtigen ..." ist die einzig logische Schlussfolgerung und auch rechtlich und moralisch angemessen.
"... mildere Verläufe, ist aber leichter übertragbar – was in Summe zu mehr schwer Erkrankten führen könnte ..." Insbesondere bei dieser Art von Berichterstattung sollte und muss mehr auf Genauigkeit Wert gelegt werden. Die Schlussfolgerung "milde ...leichter übertragbar" führt nicht zum Adjektiv "schwer" Erkrankten!
"Sollten Geimpfte gegenüber Ungeimpften bei der Triage bevorzugt werden?"
Was soll die provozierende Frage?
Müssen denn immer die Einen gegen die Anderen aufgehetzt werden. Wenn jemand im Vollrausch die Treppe runter fällt hat er doch die gleichen Rechte bei der Einlieferung im Krankenhaus wie jemand der an Herzversagen leidet. Diese Frage ist längst geklärt und bedarf absolut keiner provozierende Frage. Das Spiel mit dem Feuer sollte tunlichst vermieden werden, auch wenn dadurch eventuell der Umsatz minimal gesteigert werden kann.
Dieser absolut richtiger Weg wird doch schon länger gefordert - auch in Leser-Kommentaren in dieser Zeitung !
Jetzt wissen Sie warum ich es ihnen in einem anderen Beitrag gescvhrieben habe^^^
Weder Ihr noch das Leben eines anderen ist weniger wichtig es zu retten!
Wenn Sie der Politik und den "Experten" doch so viel Glauben schenken, brauchen Sie doch gar keine Angst zu haben schwer zu erkranken und ein Intensivbett zu benötigen. Sie sind doch geimpft.
Oder trifft die Tatsache Ü60 und vorerkrankt, eher zu?!
"Sollten Geimpfte gegenüber Ungeimpften bei der Triage bevorzugt werden?" - Ja..............Ausnahme: Die Person konnte sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen.
dito. ... ganz meine Meinung!