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Interview
28.03.2022

Katja Suding: "Da ging zu viel meiner Kraft verloren"

Katja Suding schildert in ihrem Buch "Reißleine. Wie ich mich selbst verlor – und wiederfand" ihren Weg heraus aus der Politik.
Foto: Xander Heinl, Imago Images

Als Politikerin hat Katja Suding in der FDP Karriere gemacht. Doch irgendwann wurde ihr klar: So geht es nicht weiter. Nun hat sie ein Buch geschrieben.

Frau Suding, Sie haben viel Zeit und Energie in Ihre politische Arbeit als stellvertretende FDP-Fraktions- und Parteichefin investiert – und dann die Politik im vergangenen Jahr für viele überraschend verlassen. Heute könnten Sie Ministerin sein. Bereuen Sie Ihre Entscheidung?

Katja Suding: Nein, das tue ich nicht. Ich habe meine Entscheidung im vollen Bewusstsein getroffen, dass die FDP nach der Bundestagswahl mitregieren könnte – das war ja sehr wahrscheinlich. Und trotzdem habe ich gesagt, dass ich das alles nicht mehr möchte. Natürlich denke ich manchmal: Was könnte ich jetzt in einer Regierung tun, was ich damals in der Opposition nur fordern konnte? Aber meine Erkenntnis ist, dass ich außerhalb der Politik besser wirken kann und dass das für mich der richtige Schritt ist.

Hatten Sie Angst, abgestempelt zu werden als jemand, der im Beruf gescheitert ist?

Suding: Natürlich habe ich mir diese Gedanken gemacht. Aber am Ende ist mir der Entschluss nicht schwergefallen. Das lag sicher auch daran, dass ich meinen Gedanken Zeit gegeben habe. Als die Entscheidung dann tatsächlich getroffen war, fühlte sich alles ganz klar und ganz leicht an. Aber es war ein weiter Weg bis dahin. Der war auch von Zweifeln gepflastert. Das ist ja nichts, was man morgens beim Kaffeetrinken beschließt.

Gab es den einen Moment, der Sie bestärkt hat?

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Suding: Es gab den Moment, in dem ich wusste, dass es jetzt soweit ist. Ich saß beim Lunch, es war kurz vor dem Parteitag und ich musste mir überlegen, was die Botschaft meiner Rede sein sollte. Da wusste ich: Ich will da raus. Und ich wusste, dass es sich richtig anfühlt, diesen Satz laut auszusprechen, meiner Partei und damit der Öffentlichkeit zu sagen, dass ich nicht mehr kandidieren werde. Ich wusste das einfach.

Viele Außenstehende dürften sich gewundert haben: Da ist eine erfolgreiche Frau, der viele Türen offenstehen, und doch ändert sie ihr Leben radikal.

Suding: Die Außenstehenden waren für mich nicht das Problem. Es waren eher meine eigenen Gedanken, es waren meine eigenen Monster.

Was waren das für Monster?

Suding: Ich habe jahrelang dafür gekämpft, es in eine bestimmte Position zu schaffen. Im Frühjahr 2020 war ich dann in der Lage, zu sagen: Wenn ich weitermachen will, kann mich niemand mehr daran hindern – niemand wird es auch nur versuchen. Das war in den Jahren davor anders. Sich in dieser Situation gegen die politische Karriere zu entscheiden, ist nicht leicht. Bin ich arrogant? Was passiert danach? Falle ich ins Bodenlose? Kann ich wirklich ohne Not alles aufgeben? Werde ich als gescheiterte Existenz enden und Verrat üben an Menschen, die mich unterstützt und gewählt haben? All das sind Überlegungen, die auch ich hatte. Aber am Ende war für mich klar, dass das eine ganz persönliche Entscheidung ist, die jeder für sich treffen muss. Ich musste da raus. Und dabei ging es nicht darum, dass ich nur irgendwie happy sein wollte. Es war viel mehr. Es war das ganz klare Wissen, dass meine Wirkkraft nicht in der Politik liegt. Da ging zu viel meiner Kraft verloren durch die vielen inneren Widerstände.

Sie beschreiben in Ihrem Buch, wie viel Kraft es Sie bisweilen gekostet hat, eine Art professionelle Hülle aufrecht zu erhalten? Was war für Sie so anstrengend in der Politik?

Suding: Zum einen ist da diese permanente Öffentlichkeit, die immer ein zweischneidiges Schwert ist. Für die politische Katja war sie unglaublich wichtig und gut. Deswegen habe ich mich auf der einen Seite darüber gefreut, dass ich Aufmerksamkeit erhalten habe. Politik braucht das, deshalb habe ich die Aufmerksamkeit regelrecht gesucht. Gleichzeitig war es aber von Anfang an so, dass mir das als Mensch nicht gut getan hat. Was der politischen Katja genutzt hat, hat dem Menschen Katja geschadet. Und das war in sehr vielen Bereichen so. Als Politikerin muss man auf der Bühne stehen, ich konnte das auch irgendwie. Aber als Mensch fand ich das schrecklich, ich mochte das einfach nicht. Ich habe es trotzdem gemacht, weil ich bestimmte Vorstellungen umsetzen wollte, wie eine Gesellschaft aussehen soll. Das war es mir wert, über meinen Schatten zu springen. Aber irgendwann war für mich dann der Zeitpunkt erreicht, an dem ich gemerkt habe, dass es kippt.

Verstehen Sie Ihre Geschichte als Mahnung an den Politikbetrieb?

Suding: Nein, denn das ist meine ganz persönliche Geschichte. So manchem Kollegen geht es ähnlich, das weiß ich. Aber sehr viele denken völlig anders. Mein Buch ist eher ein Plädoyer dafür, den Mut zu haben, sich zu verändern. Das gilt für jeden Einzelnen – jeder kann sich die Frage stellen: Bin ich richtig an der Stelle? Wir neigen ja immer noch auch dazu, so etwas als Scheitern zu bewerten. Nein, man ist nicht gescheitert, wenn man elf Jahre etwas mit voller Kraft macht und dann für sich entscheidet, jetzt einen anderen Weg zu gehen. Dinge verändern sich, man selbst verändert sich – es braucht Mut, sich das einzugestehen und die Konsequenzen zu ziehen.

Hat Sie der Politbetrieb als Mensch verändert?

Suding: Dieser Schutzpanzer, den ich mir aufgebaut habe, hat mich natürlich schon verändert. Aber für mich war er notwendig, um das Ganze auszuhalten. In der Partei geht man manchmal ruppig miteinander um, es wird versucht, Allianzen gegen bestimmte Personen zu schmieden. Ich bin kein Mensch, der dafür gemacht ist, ich liebe Harmonie, den Ausgleich. Parteiarbeit ist manchmal genau das Gegenteil. Das ist mir schwergefallen. Ich war oft vollkommen fassungslos, mit welch harten Bandagen gekämpft wurde. Um das aushalten zu können, musste ich mir einen Panzer zulegen. Ich arbeite leider bis heute daran, diesen Panzer wieder loszuwerden, weil ich ihn jetzt nicht mehr brauche. Ich habe keine Parteifreunde mehr, die mir etwas Böses wollen. Aber dieser Panzer ist nicht sofort weg an dem Tag, an dem man sein Mandat abgibt. Das ist ein Prozess.

Haben Ihnen Freunde und Familie gesagt, dass Sie sich verändert haben, dass sie nicht mehr an Sie rankamen?

Suding: Allein schon durch die reine Arbeitsbelastung, die vielen Arbeitsstunden ist man sehr oft weg. Und wenn ich dann doch mal Freizeit hatte, fiel es mir schwer herunterzufahren – weil es oft nur ein paar Stunden waren. Ich blieb dann in so einer Anspannung und war nicht wirklich präsent. Das kennt wahrscheinlich jeder, dass man nach einem langen, harten Arbeitstag nicht sofort umschalten kann. Das Problem war, dass ich permanent in diesem Modus war.

Ein Bild aus alten Zeiten: Christian Lindner, Wolfgang Kubicki und Katja Suding.
Foto: Wolfgang Kumm, dpa (Archiv)

Die Urteile der Öffentlichkeit können manchmal verletzend sein. Einmal wurden Sie als „Westerwelles next Topmodel“ tituliert. Was macht das mit einem?

Suding: Ich konnte es manchmal gar nicht fassen. Auf der einen Seite geben die meisten vor, sich für Frauen und Gleichberechtigung einzusetzen. Auf der anderen Seite stempeln sie Menschen ab, weil sie Politik anders machen, vielleicht fröhlicher sind. Westerwelles next Topmodel – das passt gar nicht zu mir, zu meinem Leben, zu meinem Selbstbild. Ich habe mich immer als jemand gesehen, die sehr ernsthaft ist, die sehr tief in Themen einsteigt, die schon als Jugendliche sehr viel gelesen hat, sich viele Gedanken gemacht hat, die sehr genau wusste, was sie eigentlich will. Dann als Leichtgewicht abgestempelt zu werden, das war für mich ganz seltsam.

Glauben Sie, dass Frauen in der Politik anders, härter beurteilt werden?

Suding: Bei einem Mann hätte man das in der Art und Weise jedenfalls nicht gemacht. Christian Lindner als Merkels Toyboy zu bezeichnen, das hätte sich keiner getraut. Es gibt aber auch viele Vorteile, die Frauen in der Politik haben. Doch meist müssen sie höhere Hürden überwinden, um ernst genommen zu werden. Männer bekommen oft einen Vorschuss, Frauen starten durchaus auch mit einem Negativ-Budget.

Welche Rolle spielen soziale Medien? Ist das für Politiker abschreckend?

Suding: Es gibt Leute, die lieben das, die suchen diese direkte Auseinandersetzung, für die ist das fast so etwas wie ein Elixier. Aber natürlich schreckt das viele Menschen ab. Die Debatten werden immer heftiger, die Leute gehen regelrecht aufeinander los. Selbst wenn man vorsichtig formuliert und niemanden beleidigt – für manche ist es schon eine Zumutung, dass Menschen wie Katja Suding überhaupt ihre Meinung sagen dürfen. Einmal wurde mir fast der Tod an den Hals gewünscht, als ich gefordert habe, dass während der Corona-Pandemie die Schulen offenbleiben sollen. Das muss man erst mal aushalten. Ich kann Politiker verstehen, die das nicht wollen.

Finanzminister Christian Lindner ist Chef der FDP.
Foto: Kay Nietfeld, dpa

Manchmal hat man das Gefühl, in sozialen Netzwerken lauern manche nur darauf, andere absichtlich missverstehen zu können, um dann eine große Welle zu machen. Empfinden Sie das auch so?

Suding: Das ist sicher so – und das gefährdet den Zusammenhalt der Gesellschaft und damit am Ende auch die Demokratie. Denn die gelingt nur, wenn wir zu einem Konsens kommen, wenn wir uns der Debatte stellen. Aber doch nicht, wenn wir aufeinander einprügeln. Allerdings bin ich auch selbst schon auf diesen Reflex hereingefallen, habe den gleichen Fehler gemacht. Das hat mich erschreckt. Es tut uns nicht gut, so miteinander umzugehen.

Gibt es etwas aus der Politik, das Sie vermissen in Ihrem neuen Leben?

Suding: Ich habe gerne mit den Menschen zusammengearbeitet – mit vielen, wenn auch nicht mit allen. Da haben sich tolle Freundschaften entwickelt, nicht nur in der eigenen Partei, auch darüber hinaus. Aber das Schöne ist ja, dass ich mit ihnen immer noch in Kontakt bin. Und natürlich lassen mich die Debatten nicht los, die gerade geführt werden. Es passiert so unglaublich viel, mein politisches Interesse ist nicht einfach weg.

Sie sagen, dass Sie Ihre Kraft an anderer Stelle einsetzen wollen. Wo wollen Sie hin?

Suding: Es ist ja erst ein paar Monate her, dass ich mein Bundestagsmandat hinter mir gelassen habe. Ich lasse mir Zeit, mich zu entfalten. Vieles ist noch in der Schwebe.

Macht Ihnen die Ungewissheit keine Angst?

Suding: Nein. Ich führe viele Gespräche, es gibt viele Aufgaben, die mich interessieren. Aber mein Lebensinhalt soll nicht darin bestehen, allein meinen Lebensunterhalt zu sichern. Das muss auch sein, aber das ist nicht das, was ich meine. Ich will herausfinden, was ich wirklich brauche und wo ich das Gefühl habe, etwas bewegen zu können.

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