Recht auf Münzen und Scheine? Bargeld ist ein Stück gelebte Freiheit
EU-Europa plant eine Obergrenze für das Bezahlen in bar. Traut es seinen Bürgern nicht? Für die sind Scheine und Münzen viel mehr als nur ein Zahlungsmittel.
Ein kleiner Gasthof, irgendwo in den Tiroler Bergen. Wer hier einkehrt, muss flüssig sein oder weiterwandern bis zur nächsten Hütte. Die Wirtin akzeptiert nur Bargeld – und hat starke Verbündete. Aus Sorge, die Europäische Union könnte das Bezahlen mit Münzen und Scheinen irgendwann ganz verbieten, will Bundeskanzler Karl Nehammer nun die österreichische Verfassung ändern und in ihr ein Recht auf Bargeld verankern.
Diese Diskussion dürfte so oder so ähnlich auch in Deutschland noch geführt werden. Mit dem Argument, damit könnten Schwarzarbeit, Geldwäsche oder die Finanzierung von Terrorismus besser bekämpft werden, will die EU-Kommission eine Obergrenze von 10.000 Euro für das Bezahlen in bar einführen. Das aber ist schon in der Sache Unfug, weil Kriminelle heute nicht mehr mit Aktenkoffern voller Geld durch die Welt reisen, sondern ihre Geschäfte zunehmend über Kryptowährungen abwickeln, die sich viel schwerer kontrollieren lassen als ein klassisches Konto. Gleichzeitig zeigt der Vorstoß aus dem alles regeln wollenden EU-Universum ein befremdliches Verständnis von Freiheit.
Jede Zahlung mit Uhr oder Karte hinterlässt Spuren
Es macht einen Unterschied, ob jemand aus eigenen Stücken mit der Karte oder der Uhr am Arm bezahlt, oder ob er dazu gezwungen wird. Jede elektronische Zahlung hinterlässt Spuren – in einer völlig bargeldlosen Zeit wäre jeder Einkauf in der Apotheke, im Erotikshop oder im Spirituosenladen dokumentiert und jedes Gramm Marihuana, das ein junger Mensch sich bestellt, auch. Vor Missbrauch sicher wären diese Daten nicht, das zeigt die zunehmende Cyberkriminalität. Bargeld dagegen schützt die Privatsphäre, weil Daten, die gar nicht erst entstehen, auch nicht gestohlen oder zweckentfremdet werden können. Das Gegenargument, wer nichts zu verbergen habe, brauche auch nichts zu befürchten, ist ja an Einfalt kaum zu überbieten. In einem liberalen Rechtsstaat muss sich nicht der Bürger dafür rechtfertigen, wie er lebt und wie er seine Rechnungen bezahlt, sondern der Staat, wenn er die Freiheiten seiner Bürger beschneiden will, etwa durch das Einführen eines Höchstbetrages für den Einsatz von Bargeld.
Dazu kommt ein zutiefst emotionaler Aspekt: Scheine und Münzen haben etwas Haptisches, wenn nicht gar Sinnliches, sie symbolisieren den Wert einer Währung und das Vertrauen in sie besser als jede Banking-App. Die Oma, die dem Enkel von ihrer kargen Rente einen Zwanziger zusteckt, die Spardose, in die Kinder stolz die ersten Münzen werfen, das Kuvert mit dem Notgroschen, im Kleiderschrank weit hinten zwischen den Schlafanzügen versteckt, Kirchen, Straßenmusikanten und Obdachlose, die von unserem Kleingeld leben: Bargeld ist viel mehr als ein Zahlungsmittel, es ist ein Teil unseres Lebens, unserer Kultur, unseres Wirtschaftens. Es gibt uns ein Gefühl von Sicherheit.
Zwei Währungsreformen in einem Jahrhundert
Die Angst, es zu verlieren, sitzt in einem Land, das in einem Jahrhundert zwei Währungsreformen erlebt hat, besonders tief. Ja, wer größere Summen bar einzahlt, muss sich heute schon ausweisen, das gebietet das Gesetz gegen Geldwäsche. Das Bare aber schleichend aus dem öffentlichen Raum zu verbannen, ist letztlich nur ein Ausdruck von Hilflosigkeit und Kontrollzwang: Europa traut seinen Bürgern nicht. Länder wie die skandinavischen haben das Bargeld im Alltag zwar faktisch schon abgeschafft. In Deutschland und Österreich dagegen hat es, buchstäblich, einen anderen Wert. Oder, frei nach Dostojewski: Eine Euro-Münze ist nichts anderes als ein Stück geprägte Freiheit.
Die Diskussion ist geschlossen.
Von wem sonst als unserem alten Herrn Wais kann dieser Kommentar kommen. Das Sprachrohr der Konservativen. Alle Menschen U40 stehen fassungslos daneben. Sie waren in Polen, dem Baltikum, Skandinavien zu Besuch und haben bis hin zur öffentlichen Toilette einfach ihr Handy hingehalten um zu bezahlen. Sie freuen sich, dass organisierte Kriminaalität, Steuerbetrug und Geldwäsche durch große Barkäufe dort so nicht möglich sind, und wissen genau, warum Deutschland das europäische Geldwäschezentrum ist, und wieviel Berliner Immobilien bis vor Kurzem bar bezahlt wurden. Und sie bemerken, dass nicht die Alten, die dieses lächerliche "Stück Freiheit" möchten, applaudieren, sondern nur solche Menschen, die Regierung und Staat misstrauen (s.u. Kommentare). Und fragen sich, wann der konservative Herr Wais das einmal bemerkt, für wen er da unfreiwillig seine Meinung kommentiert.
Mißtrauen ist gegen die Argumentation solcher
Kommentatoren angebracht, die in Bargeld nur
"dieses lächerliche "Stück Freiheit" sehen . . . .
Sehr geehrter Herr Gregor B.
schauen wir doch mal wie das mit der Bargeldobergrenze in den von Ihnen benannten Regionen so ist:
Polen: Für private Geschäfte KEINE
Estland: KEINE
Finnland: KEINE
Norwegen: Für private Geschäfte KEINE
Quelle:
https://www.evz.de/finanzen-versicherungen/bargeld-obergrenze-in-der-eu.html
Und nun kommen Sie und schreiben:
„ Alle Menschen U40 … waren in Polen, dem Baltikum, Skandinavien zu Besuch und … freuen sich, dass organisierte Kriminalität, Steuerbetrug und Geldwäsche durch große Barkäufe dort so nicht möglich sind“
Da steht man als Generation Ü40 fassungslos daneben und fragt sich, wie wenig Ahnung die Generation U40 hat und wie weit verbreitet es dort doch ist, dass man völlig faktenbefreit mit dem Ziel dampflaudert, sich seiner „guten Haltung“ zu versichern und andere herabzuwürdigen.
Da ich nun aber auch einige Menschen U40 kenne, kann ich Ihnen versichern, dass SIE nicht für „Alle Menschen U40“ sprechen. Das ist zumindest für mich tröstlich.
Die Funktion des Bargeldes, staatlich gelenkte Eingriffe zu minimieren ist elementar. Nur Bargeld verhindert, dass massiv Minuszinsen technisch auf die Giro-Konten der Menschen gelegt werden können. Damit wird der Geldmarkt zu ein wenig Disziplin gezwungen. Ohne Bargeld ist der dirigistischen Willkür Tür und Tor geöffnet.
Aber wie soll man das nur Mitgliedern der Generation U40, deren Sprachrohr Sie sein wollen, nur erklären? Sie wollen am Klo mit dem Handy bezahlen. Die Absurdität diesen Vorgangs scheinen Sie noch nicht einmal zu erkennen.
Aber Misstrauen gegen „Regierung und Staat“ ist Ihnen ja suspekt. Das einmal das Grundgesetz als Schutz der Bürger vor Übergriffigkeit des Staates formuliert wurde, scheint Ihnen unbekannt.
Sie sind neben Emilia Fester ein weiteres wunderbares Beispiel dafür, was in Teilen der Generation U40 schief gegangen ist.
Es geht darum, die volle Kontrolle zu erlangen. Der gläserne und wehrlose Untertan.
Ja, natürlich.
Sie sind hinter Ihnen her. Alle sind Sie hinter Ihnen her!
Robert M., der üblich nutzlose Kommentar von Ihnen.
Herr B.
Bargeldobergrenzen oder das Verbot Immobilienkäufe mit Bargeld abzuwickeln ist längst überfällig. Habe sogar im privaten Umfeld mitbekommen, dass angeboten wurden, hohe 6stellige Immobilienpreise bar zu zahlen. Bis zu 30 % aller Immobilienkäufe sollen in D der Geldwäsche gedient haben. Und damit auch die Immobilienpreise nach oben gedrückt haben. "Verluste" von bis zu 60 % werden bei der Geldwäsche akzeptiert.
Übrigens. Wann haben Sir bar mehr als 10.000 € gezahlt?. Eventuell mal ein Autokauf. Nur viele Autohändler nehmen Bargeld gar nicht mehr an. Bargeld birgt auch hohes Risiko.
Gläserne und wehrlose Bürger? 90 % geben ihre Daten bei FB, WhatsApp, Amazon, ... und auch immer mehr chinesischen Firmen gedankenlos preis. Mehr als viele überhaupt bewusst wahrnehmen. Und da gibt es keine DSGVO. Und in der VR China ... erst mal ein Gericht finden, dass Datenschutz überhaupt in Erwägung zieht.
Und an der Abschaffung haben in erster Linie Banken Interesse. Das Bargeld verursacht hohe Kosten. Ein Geldautomat kostet der Bank beispielswiese allein schon 10.000 € Unterhalt.
Was interessant ist. Bei der Vorratsdatenspeicherung von Telefondaten u.ä. heiß es oft. "Ich hab nichts dagegen. Ich hab nichts zu verbergen." Bei Bargeld ist es bei vielen dann doch anders. Ein Schelm der dabei böses denkt. ;-)
@Harald V.: a. Früher, als ich meine PKWs noch an "privat" verkaufte (heute gebe ich sie "dran"), war Barzahlung noch überlich. Keine Ahnung wie es heutzutage läuft. b. Mit der Preisgabe persönlicher Daten haben Sie völlig recht (ich wundere mich, was ich auch in diesem "Forum" manchmal lesen kann). Man kann aber schon Vorsorge treffen um möglichst wenig, das was halt je nach Geschäftsvorfall unbedingt notendig ist, von sich zu geben. c. Schlußendlich noch ein Wort zu den Banken: das Girokto "umsonst" gibt es kaum noch. Banken und Sparkassen langen mittels Gebührenschraube ganz schön hin - da sollten auch die Geldautomaten finanzierbar sein.
Dem gäbe es noch einiges hinzuzufügen:
Eine Euro Münze oder Schein kann ich mir problemlos unters Bett bunkern. Und schon ist es meins. Besser wäre natürlich eine 100%ige Golddeckung wie früher. Und nicht immer neu Geld drucken wie die Irren. Und eine rein digitale Währung darf es nie geben! Und zwar nicht nur wegen der Überwachungsmöglichkeiten (wo Möglichkeiten sind gibts gleich staatliche Begehrlichkeiten). Nach einer Bargeldabschaffung kann man per Knopdruck NEGATIVE ZINSEN z.B. auf Bankguthaben erheben, ohne die Möglichkeit dass die Leute vorher ihr Geld in Bar in Sicherheit bringen können (Bank-Run). Der feuchte Traum der EZB sozusagen....
>>Und schon ist es meins.<<
Aber auch nur solange es nicht Feuer, Wasser oder Tierchen in wertlose Papierschnipsel verwandeln: https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/in-malaysia-termiten-fressen-ersparnisse-von-seniorin-auf/ar-AA1ezOkN
Mein bei der Bank gelagertes Geld kann ich jedoch problemlos umschichten, falls es irgendwem einfallen sollte, Negativzinsen zu erheben.
Dann sollten Sie aber mal Ihre Hausratversicherung überprüfen. Normalerweise ist Bargeld zu 1000€ oder 2000€ versichert. Sie können die Versicherung natürlich anpassen - aber die steigt dann sehr schnell ziemlich hoch... :))
>>Dann sollten Sie aber mal Ihre Hausratversicherung überprüfen.<<
Unnötig. Ich bunkere kein Geld zu Hause.
Gold, Scheine, Wertsachen.
Nicht jetzt, vielleicht später.
https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/E-9-2022-000447-ASW_DE.html
Ich habe @Franz W. angesprochen. Richtig ist auch, daß es für Gold, Schmuck und allgemeinen Weretsachen Obergrenzen gibt.
Mit ein paar KrügerRands, einigen Maple Leafs und ein wenig Schmuck kommt man sehtr schnell an diese Grenze(n).