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Produktion
03.04.2024

Der unmenschliche Anfang der Lieferkette: Warum sich in Textilfabriken kaum etwas bessert

Unternehmen in Deutschland müssen künftig kontrollieren, ob in Textilfabriken wie hier in Bangladesch Menschenrechte und der Arbeitsschutz eingehalten werden, wenn sie dort Waren produzieren lassen.
Foto: K M Asad, dpa (Archiv)

Die neuen Lieferkettengesetze sollen sicherstellen, dass auch Menschen in Textilfabriken unter guten Bedingungen arbeiten. Wer sich in Bangladesch umhört, bekommt Zweifel, dass das gelingt.

Khalid Hossain kommt ins Schwärmen, wenn er von den Entwicklungen in seiner Branche berichtet. „Wir befinden uns auf einer aufregenden Reise“, ruft der gepflegt rasierte Mann im beigen Anzug, während er ein Mikrofon dicht vor seinen Mund hält. Dutzende Studierende sitzen ihm in einer Aula gegenüber und machen fleißig Notizen. „Wir machen wirklich große Fortschritte“, wiederholt Hossain. Und das sei für alle hier Anwesenden eine gute Nachricht. Denn wenn sie erst fertig studiert haben, werde es für sie mehr gute Jobs geben als je zuvor.

An einem Vormittag mitten in der Woche sitzt Hossain auf dem Podium eines Hörsaals der BGMEA University of Fashion and Technology, einer der führenden Hochschulen für alle möglichen Spezialfächer rund um Textilien in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch. Als führender Vertreter der Bangladesh Apparel Exchange, einem Verband der hiesigen Textilindustrie, weiß Khalid Hossain genau, wovon er spricht. „Wir können wirklich damit prahlen, was wir alles geschafft haben in den letzten Jahren.“ Die Branche werde nämlich nicht nur wachsen: Sie werde nachhaltig wachsen.

Kein Zufall, dass er so etwas bei genau dieser Veranstaltung sagt: Übersetzt trägt sie den Titel: „Das Dilemma um den Textilhandel zwischen Bangladesch und Deutschland: Schnelles Wachstum mit Nachhaltigkeit in Einklang bringen.“ Immerhin nimmt Deutschland, Bangladeschs zweitgrößter Abnehmer, seit Kurzem eine Vorreiterrolle ein, wenn es um den Versuch der Vereinbarung dieser zwei oft widerstreitenden Ziele geht: Das Lieferkettengesetz, das in Deutschland seit 2023 gilt, soll sicherstellen, dass Menschenrechte und Umweltstandards geschützt werden. 

Deutschland hatte das EU-Lieferkettengesetz abgelehnt

Und in Zukunft dürfte dies ohnehin zum Standard werden. Denn Mitte März beschloss die Europäische Union nach langem Hin und Her das EU-Lieferkettengesetz. Eine knappe Mehrheit der EU-Staaten votierte für ein abgeschwächtes Regelwerk, das Deutschland – auf Druck der FDP – klar abgelehnt hatte. Für Länder wie Bangladesch – dem nach China zweitgrößten Textilexporteur der Welt – müsste sich dadurch einiges ändern. Und dies ist es, was Khalid Hossain vor den Studierenden nicht müde wird zu betonen. Mit viel Verve in der Stimme verspricht er: „Wir sind führend, wenn es um nachhaltiges Wachstum geht!“ Denn bei der Ausarbeitung der neuen Gesetze habe man engen Austausch mit Deutschland und der EU gehabt. Die Studierenden nicken. 

Das zerstörte Rana-Plaza-Gebäude nach dem Unglück vor einem Jahr.
Foto: Abir Abdullah (dpa)

Unbestritten ist: Die Wichtigkeit von Gesetzen, die Lieferketten überwachen, sind für Länder wie Bangladesch kaum zu unterschätzen. Im südasiatischen Land arbeiten rund vier Millionen Menschen im Textilsektor. Die Branche ist die größte der heimischen Volkswirtschaft, steuert mehr als zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und befindet sich seit Jahrzehnten auf Wachstumskurs. Auch deshalb führt der nationale Industrieverband BGMEA – dem auch die Bangladesh Apparel Exchange von Khalid Hossain angegliedert ist – seit einigen Jahren diese moderne Hochschule am Rande von Dhaka.

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Reich geworden sind durch den Textilboom eher die produzierenden Betriebe. Die Mitarbeiterinnen, die bei hohen Temperaturen oft zwölf Stunden am Tag an den Nähmaschinen sitzen, mussten nicht nur mit niedrigen Löhnen auskommen. Sie waren auch immer wieder Gefahren ausgesetzt. Der bekannteste Vorfall – wenn auch nur der schlimmste unter mehreren – war der Einsturz der Rana-Plaza-Textilfabrik nahe Dhaka im April 2013. Damals starben 1100 Menschen, mehr als 2000 wurden verletzt. Die Fabrik produzierte für Firmen wie Primark, Benetton, Mango und Kik. 

Video: AFP

Und der Unfall war ein Weckruf für Arbeitsbedingungen in der Textilbranche weltweit. Das in Deutschland nach Jahren hitziger Diskussion beschlossene Lieferkettengesetz verpflichtet nun alle hierzulande ansässigen Unternehmen, die zumindest 1000 Mitarbeitende beschäftigen, alle Ebenen der eigenen Lieferketten zu überwachen. Die mehr als 5000 betroffenen Betriebe müssen dafür Sorge tragen, dass weder Kinder- noch Zwangsarbeit möglich ist, zudem Arbeitnehmerinnenrechte gelten und die Umwelt weitgehend geschützt wird. 

Wenn ab 2032 das EU-Gesetz – das aus Deutschland von der FDP in mehreren Punkten abgeschwächt wurde – vollumfänglich gilt, sind europäische Betriebe noch durch etwas strengere Vorgaben reguliert. Ein großer Erfolg also? Beim Diskussionsevent an der Textilhochschule, wo neben Khalid Hossain unter anderem noch ein Professor und ein Vertreter des Industrieministeriums auf dem Podium sitzen, ist man sich einig. Salim Ullah vom Industrieministerium sagt: „Wir haben jetzt mehr als 300 grüne Fabriken im Land. Wir können stolz sein!“ Denn solche Anlagen seien umweltfreundlich. Und die Arbeiter? „Die sind glücklich mit den Fortschritten“, sagt ein anderer auf dem Podium.

Das Lieferkettengesetz soll die Menschenrechte auch in der Textilindustrie sichern.
Foto: K M Asad, dpa (Symbolbild)

Eine Autostunde von der Hochschule entfernt, im Zentrum von Dhaka, ist die Stimmung nicht ganz so positiv. „Wir sind überhaupt nicht glücklich!“, platzt es aus Halima Begum heraus. „Auf die Idee, alles sei gut, kann man nur kommen, wenn man uns nicht zuhört!“ Halima Begum, die in einer Fabrik arbeitet, die unter anderem für Tchibo produziert, geht das kahle Treppenhaus der AWAJ Foundation hinunter, einer Stiftung, die sich dem Kampf um Arbeiterrechte im Textilsektor verschrieben hat. 

Halima Begum ist Managerin in einer der Textilfabriken in Dhaka. Sie sagt: „Von einem Lieferkettengesetz hat in den Fabriken niemand ein Wort gehört.“
Foto: Felix Lill

Die 32-Jährige kommt gerade aus einer Besprechung mit Gewerkschafterinnen anderer Fabriken. Und sagt auf Nachfrage: „Von einem Lieferkettengesetz hat in den Fabriken niemand ein Wort gehört.“ Aufklärungsbemühungen seitens der Arbeitgeber habe es nicht gegeben. Halima Begum habe nur über die AWAJ Foundation davon erfahren. „Aber es hat sich seitdem eigentlich auch nichts geändert in den Fabriken.“ Sie wisse das, denn sie sei täglich vor Ort. Schon als Kind fing sie vor rund 20 Jahren an in der Branche. Heute ist sie zu einer Managerin aufgestiegen. 

Sie sagt: In den Fabriken, die für Europa arbeiten, werden die Frauen nicht mehr geschlagen

Dass sich in den letzten paar Jahren nichts mehr verändert hat, kann auch ein gutes Zeichen sein: Denn insbesondere europäische Marken haben sich zuletzt zusammengeschlossen, um neuen Gesetzgebungen zuvorzukommen. „In den Fabriken, die für Europa arbeiten, werden die Arbeiterinnen heute nicht mehr geschlagen“, sagt Halima Begum und muss bitter grinsen. „Das ist ein Fortschritt. Man wird vielleicht auch nicht mehr angegrabscht.“ Aber sei es dies, was Arbeitsbedingungen ausmache, auf die ein Land stolz sein könne? 

Halima Begum setzt sich auf einen harten Stuhl in einem Büro der AWAJ Foundation, rückt ihr Kopftuch zurecht, deutet auf ihren Nacken. „Ich habe seit Jahren Schmerzen, weil ich stundenlang an der Nähmaschine sitzen und den Kopf beugen musste.“ Medizinische Versorgung sei erst seit Kurzem Teil des Arbeitsrechts. „Und jetzt sind es auch nur zwei Untersuchungen pro Jahr.“ Wenn sie eine größere Behandlung brauche, müsse sie die Kosten dafür vom eigenen Lohn bezahlen – wie auch das Pendeln zum Arbeitsplatz.

Deswegen lebt ein Großteil der Arbeiterinnen in fußläufiger Nähe zu den Textilfabriken. Denn täglich eine Rikscha zu bezahlen, wäre zu teuer. „Bei den letzten Verhandlungen haben wir einen Mindestlohn von 24.000 Taka gefordert.“ Das entspricht rund 200 Euro. Die Regierung aber hat sich letztlich auf 12.500 Taka festgelegt. „Das reicht nicht für ein vernünftiges Leben“, sagt Halima Begum. „Ich habe zwei Kinder und ernähre außerdem noch meine Schwiegereltern mit. Wir leben in zwei Zimmern und müssen uns ein Bad mit vier anderen Wohnparteien teilen.“ Wobei Halima Begum als Managerin heute 15.000 Taka im Monat verdient, also deutlich mehr als der Mindestlohn.

Arm bleiben die Menschen, die in den Textilfirmen arbeiten, trotzdem

Die Löhne der meisten Arbeitskräfte im Textilsektor sind bis heute so niedrig, dass sie nur für Lebensumstände in slumähnlichen Vierteln reichen. Das bestätigt Yusuf Saadat, ein edel gekleideter Herr, der nicht allzu weit vom mit lauten Ventilatoren gelüfteten Gebäude der AWAJ Foundation in einem schicken Büro mit Klimaanlage sitzt. „Wir haben ausgerechnet, dass man für eine vierköpfige Familie pro Monat mindestens 24.000 Taka allein für eine ausgewogene Ernährung bräuchte. Alle weiteren Kosten wie Miete und Gesundheit kommen noch obendrauf.“ 

Yusuf Saadat arbeitet für das Centre for Policy Dialogue, einen unabhängigen Thinktank in Dhaka. Er lässt kaum Zweifel daran, dass Bangladeschs bedeutendster Industriesektor über die vergangenen Jahrzehnte zwar viele Menschen aus der absoluten Armut gehievt hat. „Aber die Löhne sind bis heute viel zu gering.“ Denn arm bleiben die Menschen, die hier arbeiten, in der Regel trotzdem. Und ein wichtiger Grund liege auf der Hand: „Die BGMEA ist die stärkste Lobby im Land. Viele Vertreter sind auch in der Politik engagiert.“ So werde die seitens der Industrie so gelobte Kooperation mit den europäischen Marken für neue Standards oft auf dem Rücken der Arbeitskräfte ausgetragen.

Unternehmen in Deutschland müssen künftig kontrollieren, ob in Textilfabriken wie hier in Bangladesch Menschenrechte und der Arbeitsschutz eingehalten werden, wenn sie dort Waren einkaufen.
Foto: Doreen Fiedler, picture alliancee/dpa

Wie viel ist ein Lieferkettengesetz wert, wenn die Arbeitskräfte, die dadurch geschützt werden sollen, davon nichts wissen? Und wenn es trotz neuer Arbeitsstandards weiterhin keine Löhne garantiert, die ein Leben mit einer ausgewogenen Ernährung ermöglichen? Zumal Yusuf Saadat betont: „Betroffen von den neuen Gesetzen sind ja nur diejenigen Fabriken, die für deutsche oder bald auch europäische Marken produzieren.“ Und auch in diesen Fällen greife die neue Regulierung oft nicht: „In Zeiten hoher Nachfrage weichen die Fabriken oft auf Subunternehmen aus, wo nicht unbedingt dieselben Standards gelten. Das können die Marken in Europa dann kaum überprüfen, selbst wenn sie es wollen.“

An der Hochschule geben sich die Experten auf dem Podium von solchen Problematiken eher unbeeindruckt. Wobei Khalid Hossain plötzlich etwas weniger schwärmerisch klingt, wenn er auf das Lohnniveau angesprochen wird. Er hält sich wieder das Mikrofon nah an den Mund, ringt jetzt aber einen Moment um Worte: „Wir haben in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass viele Fabriken grün geworden sind“, sagt er. „Aber das bezahlen ja nicht die Abnehmer in Europa, sondern wir.“ Anders ausgedrückt: Umweltschutz oder Lohnerhöhungen – beides auf einmal gehe nicht. „Wir müssten sonst höhere Abnahmepreise aus Europa erhalten.“

Dies ist wohl die einzige Sache, in der Halima Begum, die Gewerkschafterin, dem Industrievertreter zustimmen würde. „Mein Vater hat Diabetes“, sagt sie. „Seine Medikamente kann ich mir aber nicht ganz leisten.“ Sie kauft ihm nur die Hälfte der verschriebenen Menge. Damit sie von ihrem Lohn aus der Textilfabrik, die Kleidung für Tchibo herstellt, überhaupt noch genug Essen für ihre Kinder kaufen kann.

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05.04.2024

Den Verbrauchern in ihrer großen Mehrzahl ist es völlig egal unter welchen Umständen Rohstoffe gewonnen werden und Produkte entstehen. Der Wirtschaft ebenso. Hauptsache profitabel und billig. In einem sind sich beide völlig einig: Der Staat hat sich im Interesse einer florierenden Wirtschaft aus diesem "Gentlemen’s Agreement" rauszuhalten. Deregulierung und Bürokratieabbau nennen sich die Deckmäntelchen hinter denen die Neoliberalen ihren Kampf gegen Sozial- und Umwelt-Standards zu verstecken suchen.

Weiteres Beispiel: Das einzige was die Bauern mit ihren Ausschreitungen und Krawallen erreichten ist die Streichung von Umwelt- und Artenschutz betreffenden Vorschriften auf EU-Ebene. Auch das wird uns als Deregulierung und Bürokratieabbau angedreht zum Nutzen von Großagrariern und industrieller Landwirtschaft. Natürlich auch hier kann staatliche Einmischung und Regelsetzung nur stören - mit Ausnahme der enormen Subventionszahlungen versteht sich . . .

Inzwischen dämmert es vielen bäuerlichen Familienbetrieben und Biobauern, vor welch üblen Karren sie da unter Anführung des Bauernverbandes gespannt wurden.

05.04.2024

@Georg Kr.
Genau so ist es. Da kann ich nur zustimmen. Ich weiß nicht, ob das Lieferkettengesetz wirklich etwas ändern wird, aber es ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Ich befürchte allerdings, dass man Mittel und Wege finden wird, um das Gesetz zu unterlaufen. Und es wird jetzt schon von vielen Verbrauchern als nicht wichtig angesehen – schließlich kann man ja gut wegschauen, wenn Menschen für unseren Wohlstand leiden müssen. Mit dieser Einstellung wird man aber weder Fluchtursachen noch Terror bekämpfen können – für beides sind schlechte Lebens- und Arbeitsbedingungen ein guter Nährboden.

04.04.2024

Meine Meinung:
Das Lieferkettengesetz ist absoluter Schwachsinn - unsere Politik (deutsch bzw. EU) will ihre Verantwortung schlichtweg auf die Unternehmen abschieben!

Das einzig sinnvolle ist einzig Bonus und Malus.
Die Politik stellt einen Katalog zusammen, in dem alle notwenigen Gesichtspunkte zusammengetragen und bewertet werden.

Das wird allerdings nicht stattfinden, da alle unterforderten, aber überbezahlten Beamten nicht die dazu notwendige Intelligenz haben.
Nach dem Vorsatz: lieber fordern als leisten

04.04.2024

M.e. hat das Lieferkettengesetz mindestens (vermutlich noch mehr) kontraproduktive/negative Eigenchaftren. 1. Ws kann, wenn überhaupt nur teilweise und unvollständig überprüft werden. 2. Die Armut in den eh schon ärmsten Ländern wird sich dadurch erhöhen.

04.04.2024

"Die Armut in den eh schon ärmsten Ländern wird sich dadurch erhöhen."
Also ist es besser, die bereits herrschende Armut beizubehalten und diese weiter auszubauen, damit wir hier ein gutes Leben und gute Preise haben. Das nenne ich Logik. Ja nichts ändern, es könnte sich ja etwas Positives daraus entwickeln.

04.04.2024

Wolfgang B., erklären Sie doch mal, warum sich durch das Lieferkettengesetz die Armut in diesen Ländern erhöhen sollte. Wenn es hier teurer wird, kommt dort mehr an. Die paar Euro, die wir mehr zahlen, entscheiden dort zwischen tiefster Armut und einem halbwegs menschenwürdigen Leben,

Gestern las ich, dass die Batterien der E-Autos der Firma Tesla mit feuerfestem Glimmer ummantelt werden. Der Glimmer kommt aus sog. Erdlochminen in Madagaskar, wo schon 5jährige Kinder das Material aus dem Boden holen. Wollen wir wirklich weiterhin auf solchen Zuständen unseren Wohlstand und unser schönes Leben aufbauen?

04.04.2024

@WOLFGANG L.
<<Gestern las ich, dass die Batterien der E-Autos der Firma Tesla mit feuerfestem Glimmer ummantelt werden. Der Glimmer kommt aus sog. Erdlochminen in Madagaskar, wo schon 5jährige Kinder das Material aus dem Boden holen. Wollen wir wirklich weiterhin auf solchen Zuständen unseren Wohlstand und unser schönes Leben aufbauen? >>
Das war Ihr einziger vernünftiger Satz bisher, aber unser Klimaminister will nur noch auf E-Autos setzen und fördert dadurch die Kinderarbeit
Außerdem von Ihnen:
<< Wolfgang B., erklären Sie doch mal, warum sich durch das Lieferkettengesetz die Armut in diesen Ländern erhöhen sollte >>

Was Bekleidung anbelangt muss Bangladesch auch mit anderen Staaten konkurrieren (z. b. Südvietnam)!
Wenn sich also Bangladesch das Lieferkettengesetz national umsetzt, sind andere Staaten billiger und damit wird die Armut in Bangladesch, dank Lieferkettengesetz, erhöht!

Unserer Klimaminister will nur noch auf E-Autos setzen und fördert dadurch die Kinderarbeit - siehe oben

05.04.2024

Das st schnell erklärt: weil, wie geschrieben, die Produkte teurer werden und demzufolge m.e. Absatzmärkte, nicht zu 100%, aber zu einem gewissen Teil, wegbrechen werden.

05.04.2024

"Wenn sich also Bangladesch das Lieferkettengesetz national umsetzt, sind andere Staaten billiger..."

Martin M., Sie haben gar nicht begriffen, was das Lieferkettengesetz bedeutet. Der Staat Bangladesh muss da gar nichts umsetzen, sondern nur die Unternehmen in Bangladesh, die mit der EU Geschäfte machen wollen. Andere Unternehmen können mit ihren Beschäftigten nach wie vor machen, was sie wollen. Nur werden die für die Menschen dort dann eben vergleichsweise unattraktiv. Und das soll auch so sein.

05.04.2024

@ MARTIN M.

"Unserer Klimaminister will nur noch auf E-Autos setzen und fördert dadurch die Kinderarbeit . . ."

Glimmer ist fast auf der ganzen Welt zu finden, aber es lohnt sich, in Indien, Südafrika, Lateinamerika und Russland abzubauen, wo er in Blöcken oder Platten in das Urgestein eingebettet ist.

Bedeutende Lieferanten sind auch Russland und China . . .

https://www.mueller-ahlhorn.com/glimmer-ein-traditionsreiches-material-fuer-die-elektro-industrie/

04.04.2024

Das Lieferkettengesetz ist so unsinnig wie die Wissensresistenz der Politik. Die Politikerinnen und Politiker müssen doch irgendwann einmal begreifen, dass ein Einwirken von außen nur bedingt möglich und nutzbringend ist. Man kann doch nicht ernsthaft der Meinung sein, dass mit einem Lieferkettengesetz dann in den jeweiligen Ländern alles in Ordnung wäre. Abgesehen davon, wie dies überprüft werden soll ist die praktische Umsetzung nicht bzw. nur in sehr begrenzten Grenzen möglich. Aber definitiv hat die Politik dies bis heute nicht begriffen.

04.04.2024

Franz X., der Mechanismus läuft völlig anders: Die EU ist der größte Binnenmarkt der Erde. Wenn in diesen Binnenmarkt nur noch fair erzeugte Waren geliefert werden dürfen, hat das sehr wohl Auswirkungen auf die Unternehmen, aus denen die Waren kommen. Die Löhne steigen, die Arbeitsbedingungen ändern sich und die Unternehmen erhalten für ihre Waren mehr Geld. Dadurch entsteht in den Herkunftsländern der Waren ein Anpassungsdruck auf andere Unternehmen, die schlechtere Arbeitsplätze anbieten. Und so wird ein Prozess in Gang gesetzt, der überall in der Welt sukzessive die Arbeitsbedingungen verbessert.
Das hat hier natürlich etwas erhöhte Preise zur Folge, aber das dürfte sich in Grenzen halten, da gerade bei Handelsware die Einstandspreise bekanntlich nur einen Bruchteil der Endverkaufspreise darstellen.

04.04.2024

@ VonWolfgang L.
Oh, welch ein Irrglaube - oder ist es Wunschdenken.
"... fair erzeugte Waren .." Nach welcher Definition? Der EU, des Herstellungslandes, eines Drittlandes. Und wer entscheidet was fair ist? EU-Ansicht? Sicherlich nicht.
"... Die Löhne steigen, die Arbeitsbedingungen ändern sich und die Unternehmen erhalten für ihre Waren mehr Geld."
Wird nicht mehr abgenommen, so ändert sich der Markt bzw. die Produktion wird einbrechen. Entscheidend für den Preis ist die Nachfrage! Keine Nachfrage, keine Produktion.
"... Anpassungsdruck auf andere Unternehmen ..." Unternehmen stehen in einem Konkurrenzkampf. Liefert der eine nicht, so liefert der andere. Und ist Unternehmen A teurer wie Unternehmen B dann wird der Umsatz von Unternehmen A abnehmen; Folge: Unternehmen A muss sich anpassen um am Markt zu bleiben. Und letztlich: " ... natürlich etwas erhöhte Preise zur Folge ..." Gekauft wird dort, wo nach Ansicht der Kunden der Preis stimmt.
So funktioniert Marktwirtschaft.

04.04.2024

Die Politik muss solche Weichen stellen, dazu ist sie da und sie hat schon zu lange dafür gebraucht. Es wird immer schwarze Schafe geben, die versuchen, gerechtere Vorgaben zu unterlaufen. Aber wenn nur ein Bruchteil er Menschen, die unter unwürdigen Bedingungen für uns arbeiten, davon profitiert, bin ich schon zufrieden. Vom fairen Handel ist man da sicher noch ein Stück weg, aber wenn der Druck auf die Firmen wächst, die sich mit schlechten Bedingungen in den Produktionsstätten zufrieden geben, dann ist viel erreicht. Es ist ein kleiner Schritt, auch zur Beseitigung von Fluchtursachen. Aber von vornherein alles abzulehnen, was die Arbeits- und Lebensbedingungen verbessern könnte – das ist unverständlich, wenn nicht gar hochnäsig. Es liegt an den hier angesiedelten Importeuren, das Lieferkettengesetz mit Leben zu füllen und es liegt an den Verbrauchern, die Schnäppchenjagd gegen ein verantwortungsbewussteres Konsumverhalten einzutauschen. Wer wirklich fair einkaufen will, hat in den vielen Weltläden die Möglichkeit dazu, auch wenn der Kaffee dort etwas mehr kostet. Aber er ist jeden Cent wert.

04.04.2024

>>Das Lieferkettengesetz ist so unsinnig wie die Wissensresistenz der Politik.<<

Unsinnig ist höchstens Ihre Faktenresistenz. Das Lieferkettengesetz muss in der EU seiner abgelehnten Form bereits jetzt angewandt werden, wenn der Verdacht auf einen Verstoß besteht. Und in den USA ist die hierzulande abgelehnte Version bereits seit Jahren in Kraft.

04.04.2024

Es bräuchte keine Lieferketttengesetze, wenn die Bürger hierzulande, die unentwegt nach Menschenrechten und vernünftigen Arbeitsbedingungen rufen, schlicht und ergreifend keine billigen Textilien made in Bangladesh mehr kaufen würden. Die große Frage ist aber, ob im Falle eines Einbruchs der Nachfrage der nach Schnäppchen jagenden Deutschen die Arbeitsbedingungen dort besser würden oder die Arbeitslosigkeit steigen würde, wenn das Kostenniveau und damit Preisniveau der Textilien Made in Bangladesh dank besserer Arbeitsbedingungen und sozialer Absicherung der Beschäftigten nach oben geht.

04.04.2024

Und was ist wenn die billigen Produzenten dann ihre Preise erhöhen würden? Dann würden doch die verteurden Produkte genau das gleiche Resultat wie heute erzeugen. Also vollkommen unsinnig. Teuer zu kaufen heißt nicht Qualität zu kaufen.Außerdem, erhöht einer die Preise kommt gleich der Nächste mit geringeren Preisen um die Ecke. Marktwirtschaft.

04.04.2024

Franz X. ja, das ist ja genau der Punkt. Wenn in Bangladesh und Co. nur die Kosten wegen verbesserter Sozialleistungen steigen ohne gleichzeitig eine Qualitätssteigerung zu erzielen und damit höhere Preise am Markt durchzusetzen, werden die Firmen dort dicht machen. Ich befürchte und vermute, das nur für bessere Arbeitsbedingungen und faire Löhne alleine die internationale Kundschaft nicht ihre Geldschatullen öffnet.