
Jeder vierte Viertklässler hat Probleme beim Lesen


Die internationale Iglu-Studie sieht Deutschland beim Lesen nur im Mittelfeld. Auch an der Chancengerechtigkeit in den Grundschulen hapert es.
Jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann nicht richtig lesen. Das ist der dramatische Befund von Iglu, der aktuellen internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung. Rund 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler dieser Altersstufe erreichen demnach nicht das Mindestmaß an Textverständnis, das sie für ihre weitere Schulzeit eigentlich dringen bräuchten. Sie schneiden damit deutlich schlechter ab als ihre Altersgenossen in vielen anderen Ländern.
Laut Studienleiterin Nele McElvany von der Technischen Universität Dortmund ist der Anteil der Kinder mit großen Leseschwierigkeiten inzwischen „alarmierend hoch“. Sofern die betroffenen Schüler die Defizite nicht aufholen könnten, würden sie in ihrer Schullaufbahn „erhebliche Schwierigkeiten in fast allen Schulfächern haben“.
4600 Schüler haben an der Iglu-Studie teilgenommen
Seit 2001 beleuchtet die internationale Iglu-Studie im fünfjährigen Rhythmus die Lesekompetenz in unterschiedlichen Ländern. Für die jüngste Auflage wurden im Jahr 2021 rund 4600 Schüler aus 252 vierten Klassen in ganz Deutschland einem Test unterzogen. Es galt, auf der Grundlage von Sach- und Erzähltexten zugehörige Verständnisaufgaben zu lösen – erstmals nicht auf Papier, sondern an Laptops. International beteiligten sich etwa 400.000 Schüler aus 65 Staaten und Regionen an der Studie.
Spitzenreiter in Sachen Lesekompetenz sind demnach Singapur, Hongkong, Russland, England, Finnland und Polen. Schlusslicht bei der Studie ist Südafrika. Deutschland landet nur im Mittelfeld, mit Werten, die etwa dem Durchschnitt der Europäischen Union entsprechen. Im Vergleich zur Iglu-Studie 2016 hat sich die Bundesrepublik noch einmal deutlich verschlechtert. Die Studienautoren stellen der deutschen Bildungspolitik ein denkbar schlechtes Zeugnis aus: Die von der Kultusministerkonferenz schon vor mehr als 20 Jahren im Zuge des sogenannten Pisa-Schocks formulierten Ziele für die Reform der Bildung seien an vielen Stellen verfehlt worden.
Kein Fortschritt bei der Chancengerechtigkeit im Bildungssystem
„Praktisch nichts verändert“, so die Wissenschaftler, habe sich etwa bei der Chancengerechtigkeit. Kinder aus privilegierten Elternhäusern hätten weiterhin deutlich größere Chancen auf Bildungserfolg als andere Kinder. Schüler, die zu Hause überwiegend deutsch sprechen, haben der Studie zufolge deutliche Vorteile gegenüber Schülern, bei denen zu Hause nur manchmal oder nie deutsch gesprochen wird.
Doch die Entwicklung lasse sich nicht allein auf die Veränderung der Zusammensetzung der Schülerschaft zurückführen. Die Studienautoren nehmen an, dass auch die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen bis hin zu Schulschließungen negative Auswirkungen auf die Lesefähigkeit hatte.
Laut der Studie wird in deutschen Grundschulklassen mit 141 Minuten pro Woche fast eine Stunde weniger gelesen als im internationalen Durchschnitt. Eine spezielle Förderung von Lesestrategien erfolge wenig, die verwendete Klassenlektüre sei oft veraltet. Zudem sei die Ausstattung mit digitalen Medien für den Leseunterricht im Vergleich niedrig.
Bundesbildungsministerin fordert Trendwende
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger nannte die Studienergebnisse „alarmierend“. Denn gut lesen zu können, sei eine der wichtigsten Grundkompetenzen für den Bildungserfolg, sagte die FDP-Politikerin.
Iglu zeige, „dass wir dringend eine bildungspolitische Trendwende benötigen“. Stark-Watzinger verwies auf das von der Bundesregierung geplante Startchancen-Programm, über das 4000 Schulen mit besonders hohem Anteil sozial benachteiligter Kinder besonders gefördert werden sollen. Das Programm, für das in den kommenden zehn Jahren jeweils eine Milliarde Euro bereitstehen soll, wird derzeit mit den Ländern abgestimmt.

Aus der Union kommt im Kontext der Studie heftige Kritik an Stark-Watzinger. Fraktionsvize Nadine Schön (CDU) warf ihr vor, die Länder „in den vergangenen Monaten mit einem verpatzten Bildungsgipfel und halb garen Ankündigungen für Programme, deren Finanzierung und Konzeption sie noch nicht mal in der eigenen Bundesregierung abgestimmt hat“, irritiert zu haben. Was die Startchancen von Kindern in Deutschland oder eine Steigerung der Grundkompetenzen wie Lesen, Rechnen, Schreiben und digitale Kompetenzen betreffe, seien weder in diesem noch im kommenden Jahr „große Sprünge zu erwarten“.
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Ich merke immer mehr dass man viele Probleme gar nicht hören will.. es wird alles negiert weil die politische Sturheit es nicht will.. Ich muss mal eine Lanze brechen für unsere Kinder ... wir hätten ein großes Potential an klugen, intelligenten Kindern.. es ist nur nicht gewollt.. Ich kann mich erinnern wie man aus unseren Universitäten deutsche Studenten ( 25tausend jährlich) ins Ausland abgeworben hat, die Welt hat sich darum gerissen.. Und sie hatten wenig Geld und mussten nebenbei Jobben gehen.
Mir gibt zu denken dass unsere Gesellschaft, die Eltern kein Interesse haben ihre Kinder zu fördern.. die Politik hat keines das ist inzwischen klar.. Das kann sie ja auch nicht.. dann würden sogar der dümmsten Bürger merken dass in Berlin nicht die hellsten uns regieren.
Man sieht es diese Tage immer wieder im Alltag. Eltern, die ihren Kleinkindern (oftmals sogar noch im Babyalter) ein Handy oder ein Tablet in die kleinen Hände drücken, damit sie sich dort von bunten Bildern und eintönigen Melodien ablenken lassen und nicht die Eltern in Anspruch nehmen. Es gibt leider immer mehr Eltern, für die es nicht selbstverständlich ist, sich mit dem Kind auseinanderzusetzen, mit ihm zu sprechen, ihm vorzulesen und Dialoge aufzubauen. Kein Wunder, dass immer mehr Kinder nicht mehr ordentlich sprechen können, vom Sozialverhalten gar nicht zu sprechen. Was als nützliches Tool für zwischendurch angedacht war, wird von einigen Eltern fast ausschließlich in der Erziehung verwendet.Praktisch, wenn die Kleinen nicht nerven. https://www.eltern.de/familie-urlaub/familienleben/32-tolle-apps-fuer-kleinkinder-12345182.html
In vielen Kinderzimmern - oder auch bei Erwachsenen - gibt's keine Bücher. Es wird nicht (vor-)gelesen. Da muss man sich nicht wundern, wenn Kinder nicht lesen, verstehen, oder auch sprechen können. Und Lesen und Vorlesen sollte nach wie vor Aufgabe der Eltern sein. Für Kinder ist z.B. die Nutzung vieler Bibliotheken kostenlos. Aber weniger Zeit kostet's, wenn man Kinder vor die Glotze setzt oder ihnen ein Tablet auf den Schoß legt.
Das Ergebnis wäre 3 Tage vor der ersten Coronawelle nur unwesentlich besser gewesen.
Mehr Kinder mit Migrationshintergrund, weniger Lehrer, mehr ausfallende Stunden, schlechtere Konzentrationsfähigkeit der Kinder(dank mehr Medienkonsum) sowie das unsinnige schreiben nach Gehör sind Teile das Problems (kein Anspruch auf Vollständigkeit).
Da braucht es keinen Bildungsgipfel, die Kinder müssen einfach mal ein Buch in die Hand nehmen und lesen!!