Krumme Tour: Taxifahrer muss ins Gefängnis
Augsburg (ddp-bay). Vier Angehörige einer Augsburger Taxifahrer-Familie sind am Donnerstag zu Haftstrafen verurteilt worden.
Augsburg (hogs). Es war recht einfach: Am Vormittag des 17. September 2002 fuhr der 31-jährige Taxifahrer auf einer zweispurigen Straße in Augsburg. Links vor ihm, etwas versetzt, fuhr ein anderer Mann in seinem Fiat. Als der Anstalten machte, auf die rechte Spur zu wechseln, gab der Taxifahrer Gas. Und rumms!
Solche und ähnliche Unfälle hat ein Augsburger Taxi-Familienbetrieb über zwei Jahre hinweg am laufenden Band provoziert. Gestern erhielten die Chefin und drei Fahrer die Quittung: Am Amtsgericht Augsburg wurden sie zu Haftstrafen verurteilt.
Der 31-jährige Haupttäter muss wegen Betrugs und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr für dreieinhalb Jahre hinter Gitter. Die übrigen Strafen sind zur Bewährung ausgesetzt.  Den drei Fahrern wurde noch im Gerichtssaal der Führerschein abgenommen, weil sie eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer seien.
Für Richter Walter Hell war klar: "Sie haben in schamloser Art und Weise auch kleinste Fehler von anderen Verkehrsteilnehmern ausgenutzt." Auf diese Weise hatten die Angeklagten zusätzlich zum normalen Taxigeschäft den Umsatz angekurbelt. Die Chefin (32) des türkischen Familienbetriebs rechnete die fingierten Unfälle mit den Versicherungen ab. Ihr Ehemann (31), ihr Cousin (30) und der Bruder des Cousins betätigten sich als so genannte Autobumser. Sie krachten absichtlich in die Autos anderer.
Der Schaden, den sie verursacht haben, liegt bei gut 70.000 Euro. Die Angeklagten bestritten bis zuletzt, dass sie die Unfälle provoziert hätten. Richter Hell betonte dagegen, dass die fingierten Unfälle ausgesprochen raffiniert eingefädelt worden seien. Es habe nur Blechschäden gegeben, die der Haupttäter selbst reparierte. Auf die Schliche war man dem Quartett gekommen, als einer der Unfallgegner nicht zahlen wollte und es einen Zivilprozess gab. Da schöpfte der Richter Verdacht und gab den Fall weiter an die Staatsanwaltschaft.
Für das Urteil, das noch nicht rechtskräftig ist, werden sich auch einige Versicherungen interessieren, die für die Schäden bezahlt haben. Den Verurteilten drohen hohe Rückforderungen. Und die Augsburger Taxi-Familie ist kein Einzelfall. Die "Autobumser"-Masche ist zu einem Massenphänomen geworden. Experten schätzen, dass die Versicherungen jedes Jahr durch absichtliche Unfälle um Milliarden betrogen werden. Dadurch muss jeder Autohalter für seine Haftpflichtversicherung rund zehn Prozent mehr zahlen.
Die Diskussion ist geschlossen.