"Vorhang auf" für Ulmer Prozess gegen möglichen "Märklin"-Einbrecher
Ulm (dpa/lsw) - Am Ende fehlte nur noch der schwer fallende Vorhang. "Bis morgen in diesem Theater", verabschiedete sich der Vorsitzende Richter Reiner Gros am Ende des ersten Verhandlungstages im Prozess gegen den mutmaßlichen Drahtzieher des spektakulären Einbruchs in das "Märklin"-Museum. In den Stunden zuvor war die Verhandlung der 1. Großen Strafkammer des Ulmer Landgerichts zu einer Art Possenspiel geraten, in dem der lautstark streitende Angeklagte die Hauptrolle übernahm.
"Warum bin ich überhaupt hier?", fragte der 33-Jährige, der sich auf dem Weg zum Gericht mit allen Kräften gegen den Transport gewehrt hatte und beim Gang in den Saal eine Fußfessel tragen musste. Er bestritt vehement alle Vorwürfe der Anklage, wonach er den Göppinger Diebstahl von zahlreichen Modelleisenbahnen im Wert von insgesamt 1,5 Millionen Euro gesteuert hatte.
Bei dem Diebstahl waren 176 Modelleisenbahnen gestohlen worden. Zum Diebesgut gehörten Prototypen der berühmten "Krokodile", das legendäre "Storchenbein", die erste Modelleisenbahn überhaupt, sowie Waggons, Lokomotiven und Schiffsmodelle. Die Gegenstände sind inzwischen gesichert und stehen wieder im Museum.
Nach dem Streit zwischen dem Angeklagten und seinem Pflichtverteidiger wurde die Auftaktverhandlung im Landgericht schließlich abgebrochen. Bis zur Fortsetzung an diesem Freitag (11. August) soll über den Antrag des Angeklagten auf einen neuen Verteidiger entschieden werden. Außerdem soll ein Gerichtsmediziner darüber befinden, ob es dem 33-Jährigen tatsächlich so schlecht geht, wie er behauptet. Das Urteil des Gerichts wird für den 18. August erwartet.
Die beiden mutmaßlichen Komplizen des angeklagten gebürtigen Serben waren wegen der Tat vom Januar 2005 bereits Ende des vergangenen Jahres zu Haft- und Bewährungsstrafen verurteilt worden. Der bei seiner Verurteilung 27-jährige Bosnier musste wegen Diebstahls in einem besonders schweren Fall für vier Jahre in Haft. Ein damals 50-Jähriger ebenfalls gebürtiger Bosnier hatte wegen Hehlerei eine Strafe von eineinhalb Jahren erhalten. Das Landgericht Ulm setzte die Haft aber zur Bewährung aus. Der Ältere hatte während der damaligen Verhandlung allerdings so gut wie nichts zum Tathergang gesagt. Dagegen hatte der damals 27-Jährige die Tat umfassend gestanden.
Die Flucht des mutmaßlichen Drahtziehers des Millionencoups nach Italien war nur für kurze Zeit erfolgreich. Schon im März 2005 wurde er dort festgenommen, wehrte sich aber zunächst mit der Macht der Paragrafen gegen eine Auslieferung nach Deutschland.
Nach Überzeugung des Gerichts aus dem ersten Prozess waren der jüngere Verurteilte und möglicherweise auch der nun Angeklagte in der Nacht zum 18. Januar 2005 in das schlecht gesicherte Werksmuseum eingebrochen. Sie hätten die Alarmanlage des Museums mit Hilfe von Bauschaum außer Funktion gesetzt, eine Tür am Seiteneingang aufgebrochen und dann die Modelle aus den Vitrinen entwendet. Das Diebesgut war daraufhin nach Wien gebracht worden, wo die Einbrecher versuchten, die Stücke zu verkaufen. Die Polizei kam den Einbrechern mit Hilfe eines verdeckten Ermittlers auf die Spur. 
Die Diskussion ist geschlossen.