Kulturunterschiede in der virtuellen Welt
Birgit Endrass untersucht, wie Figuren in Computeranimationen auf Nutzer wirken
Königsbrunn Muss interessant sein: die Bedeutsamkeit des kulturellen Unterschieds unter virtuellen Agenten. Etwa vierzig Zuhörer kamen zum vorerst letzten Vortrag der Reihe „Königsbrunner Campus“ ins Café des Generationenparks. Dass das aber ein Thema sein kann, was sowohl Jung wie Alt anzieht, bewies, dass alle Altersschichten von der ältesten agilen 85-jährigen Zuhörerin bis hin zu zwei gerade frisch gebackenen Abiturienten vertreten waren.
Die Reihe soll aber fortgesetzt werden, kündigte Kultur- und Bildungsmanagerin Ursula Off-Melcher an: „Forschung an der Universität geschieht für unsere Gesellschaft und mit dem Königsbrunner Campus erfährt die Gesellschaft auch immer ein Stück mehr davon.“
Ihre persönlichen Forschungsergebnisse erläuterte die junge Wissenschaftlerin Birgit Endrass mit ihrem Vortrag über „Kulturelle Vielfalt für virtuelle Charaktere“. Endrass stellte sich zunächst als „waschechte Augschburgerin“ vor, die immer in Augsburg geblieben sei. Freilich kann sie mehrmonatige Forschungsaufenthalte in Lissabon, Tokyo und Los Angeles vorweisen. Sie nehme auch an zahlreichen internationalen Projekten, Konferenzen, Kooperationen teil.
Konzentration auf Japan und Deutschland
Ihr Thema: Wie aus zahlreichen Online-Plattformen oder auch Computerspielen bekannt, sei es keineswegs unerheblich, wie künstliche Animationen vonstattengingen. Möglichst glaubwürdig sollten die virtuellen Charaktere menschliches Verhalten imitieren. Kulturspezifische Unterschiede zwischen den Menschen unterschiedlicher Nationen zeigten sich darum auch in der kulturellen Prägung des Designers auf sogenannten Darsteller beziehungsweise Agenten.
Diese kulturellen Merkmale könnten die Wahrnehmung des Benutzers beeinflussen: ein bislang unbeachtetes Forschungsthema, das Endrass reizte.
Bei ihrem Ländervergleich konzentrierte sie sich auf Japan und Deutschland. Sie modellierte auf Kulturspezifika geprägte Agenten und führte Untersuchungen dazu durch. Sozialwissenschaftliche Theorien und empirisches Videomaterial war die Basis. Den Sinn der Ergebnisse erkannte die Wissenschaftlerin für künftige Schulungszwecke oder Trainingsszenarien. Das Erlernen von konkreten Verhaltensweisen, ob im Industriemanagement, im Tourismus oder auch beim Militär sei ein Bereich, aber auch für die Anwendung bei der Roboterentwicklung seien die Erkenntnisse hilfreich.
Beim Vortrag in Königsbrunn gab es auch kritische Fragen aus dem Plenum, die anmahnten Roboter oder Computeragenten dürften menschliche Begegnung nie ersetzten, höchstens unterstützen. Gut ein Drittel der Zuhörer blieb über eine Stunde anschließend im Einzelgespräch mit der Vortragenden.
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