Heimatverein spricht über Schätze in Münster
Zeugnisse der Gotik in der Kirche. Flügelaltar wurde einst nach Budapest „verscherbelt“.
Die Filialkirche St. Benedikt und Vitus in Münster (Gemeinde Mickhausen) war das Ziel einer Exkursion des Heimatvereins für den Landkreis Augsburg. Passend zur aktuellen Seminarreihe „Das 15. Jahrhundert – Die Zeit der Gotik“ stellte Kreisheimatpfleger Professor Walter Pötzl den Teilnehmern das sakrale Schatzkästlein mitten in den Stauden vor.
Keine Spuren von einem Kloster
Die mehr als 200 Jahre währende (von 1322 bis 1531) Herrschaft des Augsburger Chorherrenstiftes St. Moritz hat dem kleinen Staudenort ein kunsthistorisch wertvolles Denkmal hinterlassen.
Ende des 15. Jahrhunderts wurde mit dem Bau einer neuen Pfarrkirche begonnen, die am 11. Oktober 1502 durch den damaligen Augsburger Weihbischof Johann eingeweiht wurde. Vom Vorgängerbau wurden beim Neubau nur der, von einem Zeltdach gekrönte, romanische Turm und Teile des Mauerwerkes beibehalten.
Gleich zu Beginn der Kirchenführung räumte Pötzl mit einem weitverbreiteten Irrtum auf: Keinerlei wissenschaftliche Anhaltspunkte gebe es für die These, dass die heutige Filialkirche St. Benedikt und Vitus auf den Resten eines vormaligen Klosters errichtet wurde. Gründliche archäologische Grabungen des früheren Kreisheimatpflegers Otto Schneider hätten für diese Annahme keine Beweise ans Tageslicht gebracht. Deshalb liege die Vermutung nahe, so Pötzl, dass der nicht belegten Klostertheorie eine Kombination aus der denkbaren Ableitung des Ortsnamens Münster vom lateinischen „monasterium“ (= Kloster) und des Benedikt-Patroziniums zugrunde liege.
Markanteste Stilelemente aus der Zeit der Gotik sind im Chorraum der Kirche das Netzrippengewölbe mit acht teilweise gefassten und farbig umrahmten Hochrelief-Konsolfiguren aus Sandstein. Die meisten von ihnen werden zum Kreis der 14 Nothelfer gezählt. Dargestellt sind Brustbilder der Heiligen Vitus (Kirchenpatron), Urban, Katharina, Christophorus, Pantaleon, Leonhard, Sebastian und Antonius.
Der wertvollste Schatz, den die Münsterer Kirche beherbergt hatte, kann heute nur noch im Museum der Bildenden Künste in Budapest besichtigt werden. In die Nationalgalerie der ungarischen Hauptstadt gelangte laut Pötzl der prunkvolle spätgotische Flügelaltar, als er dem damaligen Kunstgeschmack nicht mehr entsprach und vom Pfarrer kurzerhand über den Kunsthandel „verscherbelt“ wurde.
Der Flügelaltar stammt aus der Werkstatt der Memminger Künstlerfamilie Strigel. Geschlossen zeigen die Altarflügel den Tod Mariens.
Geöffnet sind auf dem linken Flügel der Evangelist Johannes und die Kirchenlehrer Augustinus und Papst Gregor der Große zu sehen. Der geöffnete rechte Flügel zeigt Johannes den Täufer, umgeben von den Heiligen Florian und Sebastian.
In der Münsterer Kirche sind heute nur noch Reproduktionen der historischen Altarflügel zu bewundern. Die Originale sind unwiederbringlich verloren.
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