
Viele Läden schließen: Verödet die Schwabmünchner Innenstadt?

Plus Geschäfte, Gastronomie, Drogerien und Supermärkte: Was läuft und gut in der Innenstadt Schwabmünchen und was fehlt? Und was ist jetzt zu tun?

Das Einzelhandelskonzept der Stadt Schwabmünchen sprach 2017 noch von einem "gesunden Branchenmix" in der Stadt. Dies ist mittlerweile nicht mehr der Fall. Das kürzlich vorgestellte Stadtentwicklungskonzept der Firma Haines & Leger aus Würzburg befürchtet eine drohende Verödung der Innenstadt, wenn noch mehr Geschäfte schließen oder abwandern. Zunehmend prägen Büros die Innenstadt.

Immer mehr Büroflächen in der Schwabmünchner Innenstadt
Oberhalb des Schrannenplatzes zum Beispiel, wo einst das Modehaus Weckmer und schließlich das kleine Kaufhaus Früchtl Home & Style beheimatet waren, ist nun ein hiesiges Immobilienunternehmen ansässig.
Sport Fasser und das benachbarte Frauen-Fitness-Center im Fuggerhof mitten in der Stadt sind mittlerweile ebenfalls einem Immobilienbüro gewichen. Am letzten Standort des Modehauses Weckmer in der Fuggerstraße, das seit Ende 2019 geschlossen ist, befindet sich nun eine Kampfsportschule. Die ehemaligen Räume von HS (dann Trio) hat mittlerweile das Landratsamt als Büroflächen übernommen.

Matratzen Concord gibt es auch nicht mehr in der Innenstadt, die Fläche steht aktuell leer, ebenso der vormalige Anglerladen am Schrannenplatz und der Blumenladen Blütenwerk in der Raiffeisenstraße. Letzterer zog ins Gewerbegebiet Nord. Im ehemaligen Bastelladen Ibscher an der Kreuzung zur Mindelheimer Straße befindet sich ein kleines Café. Ein weiteres soll demnächst direkt gegenüber eröffnen, wo Jahrzehntelang das Lederparadies ansässig war. Und das, obwohl es wenige Meter weiter seit vielen Jahren das Schrannencafé gibt.

Was passiert mit dem Drogeriemarkt Müller in Schwabmünchen?
Und was mit dem Drogeriemarkt Müller passiert, der an den Stadtrand an die Augsburger Straße zieht, um sich vergrößern, ist noch ungewiss.
Andere Geschäfte mussten dem Wohnungsbau weichen, wie aktuell in der Mindelheimer Straße oder schon längst in der Museumstraße, wo früher das Schreibwarengeschäft Hummelberger und Elektro Reichle ansässig waren.
Büros, Wohnungen und leere Läden locken aber keine Kunden ins Zentrum. "Durch die Schließung wichtiger Ankerpunkte wie dem Müller Markt oder auch Sport Fasser sind der Innenstadt wichtige Besuchermagneten verloren gegangen. Für Leerstände müssen attraktive Nachnutzungen gefunden werden, sonst droht eine Verödung und ein schrittweises Trading-Down einzelner Standorte", analysiert das Konzept. Auch die Beratungen des Arbeitskreises kam zu einer ähnlichen Auffassung: "Die gewerblichen Leerstände in der Fuggerstraße sind ein deutliches Warnsignal. Diese Gewerbe werden durch den Online- und Versandhandel immer mehr verdrängt. Ein attraktives Stadtmarketing kann dieses Problem eindämmen", so das Fazit.
Lebensmittelversorgung in Schwabmünchen ist vorbildlich
Positiv bewerten die Stadtentwickler dagegen die Lebensmittelversorgung in der Kernstadt: "Eine Besonderheit stellt hier der Rewe-Markt in der Gartenstraße dar, der eine wichtige Versorgungsfunktion für die Innenstadt übernimmt." Auch die restliche Lebensmittelversorgung in der Stadt sei als "sehr gut" einzuordnen. Bis auf das Breitlehen und die neuen Wohngebiet im Nordosten bestehen überall in der Stadt fußläufige Verbindungen zu den Supermärkten.
Schwabmünchen hat durch die Sanierung des Stadtkerns attraktive Räume und Flächen vorzuweisen, jedoch bestünden immer noch gestalterische Mängel, wie beispielsweise am Eislaufplatz oder am alten Bauhof gleich gegenüber.
Die Bürger diskutierten über das Thema Innenstadt in der Befragung sehr kontrovers. Ihre Wünsche sehr unterschiedlich. Verkehrstechnisch reichen sie zum Beispiel vom Ausbau eines günstigen ÖPNV, mehr Fahrradwege und -straßen, über ein Parkhaus bis hin zur komplett autofreien Fuggerstraße, um eine Fußgängerzone daraus zu machen. Weitere Wünschen reichen von mehr Grün in der Stadt bis hin zur Auslagerung der gewerblich genutzten Flächen (zum Beispiel ein Busunternehmen).
Neue Geschäftsideen könnten Kunden ins Schwabmünchner Zentrum locken
Der Arbeitskreis hat mögliche Lösungsansätze ausgearbeitet, welche Maßnahmen dabei helfen könnten, die Innenstadt wiederzu- beleben. So könnten neue Geschäftsideen wie ein Biosupermarkt oder ein Unverpackt-Laden neue Zielgruppen ins Zentrum locken. Zudem fehle es an hochwertiger Gastronomie und Außengastronomie in der Innenstadt. Ein Vorschlag lautet auch, den Geschäftsbereich in der Fuggerstraße auf den südlichen Teil zu konzentrieren, im anderen Teil fände dann ein Nutzungswandel hin zum Wohnen statt. Klar ist allen Fachleuten, dass an vielen Rädern gedreht werden muss: "Keiner geht nur zum Einkaufen in die Innenstadt. Ein runder Mix aus Einzelhandel, Gastronomie und Kultur ist unabdingbar für eine lebendige Innenstadt." Man darf gespannt sein, wie es im Schwabmünchner Zentrum in Zukunft weitergeht.
Ein deutlich besseres Zeugnis als dem Einzelhandel stellt das Stadtentwicklungskonzept dem Gewerbe- und Industriezweig in der Stadt aus: "In Schwabmünchen sind mehrere, auch überregional bekannte, Großunternehmen sesshaft, die wichtige Arbeitgeber darstellen. Zu nennen sind hier unter anderem ein Werk der Firma Osram, der Bekleidungshersteller Schöffel und der Kunststoffhersteller Ritter."
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Die Innenstadt wird in Zukunft noch weiter veröden und es werden sicher auch noch weitere seelenlose Großbauprojekte entstehen.
Mir graust es vor Schwabmünchnens Zukunft.