Freinacht: Der Trend geht zu Mülltonne und Anhänger
Der erste Tag im Mai ist bekanntlich der Tag der Arbeit. Für die Dorfjugend beginnt in vielen Orten die Arbeit aber schon in der Freinacht. Vieles, das herumliegt, muss schließlich zum Maibaum transportiert werden.
Vielleicht waren die Dörfer und Gemeinden im südlichen Landkreis in diesem Jahr aufgeräumter als früher. Unter den Maibäumen fanden sich jedenfalls wesentlich weniger Dinge als noch im Jahr zuvor. Vielleicht lag es aber auch am schönen Wetter, das die Jugendlichen eher zum Feiern nutzten, als für die harte Arbeit des "Sachen verziehens". Oder der Einfallsreichtum hat nachgelassen. So ist ein deutlicher Trend auszumachen, dass hauptsächlich leicht bewegliche Gegenstände unter die Maibäume transportiert wurden. Den absoluten Spitzenreiter der verzogenen Gegenstände stellten in diesem Jahr die Mülltonnen. Oft standen sie in Reih und Glied am Dorfplatz. Dicht gefolgt von Anhängern in allen Variationen. Kaum ein Maibaum im südlichen Augsburger Land, unter dem nicht mindestens ein Anhänger geparkt war.
In Waldberg fand sich ein kleines Warenlager unter dem Maibaum
Aber es gab natürlich auch Ausnahmen. Wie in Waldberg. Dort war am Maibaum ein regelrechter BayWa-Markt zu finden. Landwirtschaftliches Gerät, ein Traktoranhänger und natürlich noch ein PKW-Anhänger waren dort geparkt. Dazu kamen ein Photovoltaik-Modul und eine Satellitenschüssel. Es stellt sich die Frage, lagen die einfach nur herum oder wurden sie tatsächlich von einem Dach abmontiert? - Gab es im letzten Jahr in Konradshofen noch größeres Diebesgut, wie zum Beispiel ein komplettes Trampolin, zu bewundern, waren diesmal eher kleinere Sachen wie Fahrräder, die obligatorischen Mülltonnen und Blumenkästen das bevorzugte Diebesgut.
In Untermeitingen war der Platz unter dem Maibaum ebenfalls gut gefüllt. Dort dürfte heute jemand Probleme haben, sollte er den Maifeiertag mit einem Mittagessen vom Grill begehen wollen. Denn ein kompletter Gasgrill war unter dem Baum zu finden. Gleich neben einem roten Kunststoffnashorn. Hier war man also schon etwas einfallsreicher.
Schwabegg schießt erneut den Vogel ab
Den Vogel abgeschossen - und das im wahrsten Sinne des Wortes - hat man in diesem Jahr wiederum in Schwabegg. Hatte sich im letzten Jahr ein ausgewachsenes Segelboot unter den Maibaum "verirrt", wurde in diesem Jahr noch einmal "draufgelegt". Statt eines Segelbootes war in diesem Jahr ein komplettes Segelflugzeug zu finden. Stibitzt vom nahen Flugplatz. Der Besitzer nahm es allerdings mit Humor und kommentierte: "Ja mei, das gehört halt dazu." Ansonsten war auch in Schwabegg eher wenig Diebesgut zu sichten. In den anderen Gemeinden um das Lechfeld, in Klosterlechfeld, Graben und Kleinaitingen lag ebenfalls eher wenig Beute am Dorfplatz. In Wehringen und Großaitingen ging die Sache in diesem Jahr ebenso vergleichsweise glimpflich aus. Lediglich in Oberottmarshausen dürfte sich jemand gewundert haben, wo denn die Waschmaschine abgeblieben ist? Richtig. Die stand unterm Maibaum.
Vor allem in den Städten scheint der Brauch der Freinacht allmählich in Vergessenheit zu geraten. Genau wie im Vorjahr waren weder am Königsbrunner noch am Bobinger Rathaus größere Spuren des nächtlichen Freinachttreibens zu finden. Hausbesitzer und Polizei dürfte das natürlich freuen. Auffällig war, dass in der Nacht zum ersten Mai vielerorts Feiern und Lagerfeuer zu beobachten waren. Feiern statt Verziehen? Vielleicht der Beginn eines neuen Brauchtums? Die Frei-Bier-Nacht?
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