Dem Italiener Giovanni Trapattoni verdankt die Welt ihr Wissen über das Wesen des Trainers: „Ein Trainer sehen, was passieren in Platz. Habe immer die Schulde über diese Spieler. Ich bin müde jetzt Vater diese Spieler, eh.“ Mag sich der Trainer als Vater der Spieler fühlen, so ist er nicht einmal ihr Onkel – und wenn es schlecht läuft, auch nicht mehr ihr Trainer.
Giovanni Trapattoni wird 80 Jahre alt - was unvergessen bleibt
Giovanni Trapattoni, der am Sonntag 80 Jahre alt wird, hat das selbst oft genug erfahren müssen. Nur der Vatikanstaat, dessen Mannschaft er seit 2010 nebenbei betreut, hält bis heute an ihm fest.
Vor etwas mehr als 20 Jahren hat er sich mit seiner Wutrede auf die Bayern-Mannschaft im Allgemeinen, sowie auf Scholl, Basler („Hat gespielt oder gespielt Basler oder gespielt Trapattoni?“) und Strunz („Was erlauben Strunz?“) selbst ein Denkmal gesetzt. Kein Vorstandsvorsitzender wollte damals eine Ansprache ohne „habe fertig“ und „Flasche leer“ beenden. Stolz ist Trapattoni darauf nicht. „Wie kann ich stolz auf einen Wutausbruch sein, in dem ich einen Haufen grammatikalischer Fehler gemacht habe“, sagt er heute.
So hat Giovanni Trapattoni die deutsche Sprache bereichert
Als der Bauernsohn aus Cusano bei Mailand 1996 nach München kam, seine erste Auslandsstation, hing seine bis dahin erfolgreiche Trainerkarriere ein wenig durch. Aber die Leute mochten ihn und Trapattoni dankte es ihnen. „Das Land nahm mich mit unglaublich viel Wärme und Herzlichkeit auf, als meine eigene Heimat mir die kalte Schulter zeigte und mich bereits aufs Abstellgleis geschoben hatte“, erzählt er später.
Der 17-fache italienische Nationalspieler wurde in München zum Sympathieträger, zuvorkommend und verbindlich, aber auch explosiv, der sich in fortgeschrittenem Alter noch mit dem deutschen Genitiv einließ. Der sich wacker gegen die Sprache geschlagen hat und sie mit jeder seiner Niederlagen bereichert hat. Der die Beschränkung in seiner Arbeit allerdings auch deutlich zu spüren bekam. „Ein wahrlich knallharter Gegner, den ich unterschätzt hatte“, räumt er ein, und „Ohne die richtigen Ausdrücke habe ich es nicht geschafft, so wie ich wollte, mit der Mannschaft zu kommunizieren. Und das hat viele Probleme mit sich gebracht.“
Erfolgreicher Trainer: Trapattoni hat die 90 Minuten bereits beendet
Zumal Trapattoni immer ein Ordnungs- und Disziplinfanatiker war, den seine Landsleute „il tedesco“, den Deutschen, nennen – und doch ein Italiener vom Scheitel bis zur Sohle. Trapattoni hat den hellbraunen Lederschuh zum dunkelblauen Anzug am Spielfeldrand eingeführt, als Otto Rehhagel noch Ballonseide trug. Zweimal hat er die Bayern trainiert, einmal den VfB Stuttgart. Davor und danach den AC Mailand, Juventus Turin, Inter Mailand, Benfica Lissabon und Italiens Squadra Azzurra. Zuletzt dirigierte der „Maestro“ fünf Jahre lang mit rudernden Armen Irlands Nationalelf.
Nach über vier Jahrzehnten auf Europas großen Trainerbänken war 2013 Schluss. Mit 23 gewonnenen Titeln ist er einer der erfolgreichsten Vereinstrainer der Welt. Inzwischen ist er nur noch selten unterwegs. Er genießt den Ruhestand, die Zeit mit seiner Frau. Wenn überhaupt, dann folgt er den Spielern über die sozialen Netzwerke, angeleitet von seinem Enkel. Den Geburtstag feiert er schlicht. Wie es ihm heute geht? Trapattoni: „Ich fühle mich, als hätte ich die 90 Minuten meines Spiels beendet. Von jetzt an beginnt das Golden Goal.“ (mit dpa)