Wie einen alten Wolf umarmen?
Der DFB und Michael Ballack haben sich auseinandergelebt - und -gestritten. Eine Versöhnung ist schwierig, auch weil Ballack beleidigt ist.
Wer ihn zu früh setzt, hat seine Geschichte nicht vollendet, wer ihn zu spät... Dann tauchen andere auf und bestimmen das Ende. Ein schmerzhafter Prozess zwischen Rauswurf und Hinrichtung.
Ob auch Michael Ballack den treffenden Schlusspunkt verpasst hat, wenn er am Saisonende Bayer Leverkusen verlässt und seine überragende Fußballer-Karriere beendet? Auf dieser Ebene nicht. Er kann in Leverkusen noch mitlaufen. Den Platz auf der Bank erträgt er in Würde.
Die Besten freilich schaffen es, auf dem Gipfel zu gehen. Einen großen internationalen Titel aber, die Vorlage zum Abschied, hat es für Ballack nie gegeben. Gemessen an Gold und Silber ist seine beeindruckende Karriere unvollendet geblieben.
Es hat seiner Geschichte nicht geschadet, ihr aber tragische Züge verliehen. Mochte sich der Capitano noch so abstrampeln – die Türen zu den Schatzkammern des Fußballs fielen ins Schloss, sobald er vor ihnen stand. Zudem hat ihn das Volk lediglich geachtet, verehrt hat es ihn nicht.
Solche Geschichten enden selten gut. Je länger sie dauern, umso stärker tritt das Verbissene hervor, das Arrogante, das Ungerechte und das Schicksalhafte. 2002 brachte Ballack eine Gelbe Karte um das WM-Finale, 2010 trug er Krücken. Damals war er 33 – ein gutes Alter, den Ausgang zu nehmen.
Das Rudel wollte ihn nicht mehr
Doch der alte Wolf wollte seinen Platz nicht einfach räumen. Dass ihn das Rudel inzwischen links liegen ließ und der Bundestrainer sich längst gegen Ballack entschieden hatte, trieb ihn in den Schmollwinkel. Der heute 35-Jährige hatte den richtigen Zeitpunkt verpasst, seine glänzende Karriere in der Nationalelf selbstbestimmt zu beenden.
Das war vor zwei Jahren. Trotzdem ist die Geschichte noch nicht abgeschlossen. Seit Wochen ringen der Deutsche Fußball-Bund und Ballack um Frieden. Genauer gesagt: der DFB ringt und Ballack schaltet sein Handy ab.
Wolfgang Niersbach, der designierte DFB-Präsident, soll die Beziehung des Verbandes zu einem seiner verdienstvollsten Spieler harmonisieren. Ballack aber mag sich nicht zwangsversöhnen lassen.
Der Frieden, der jetzt möglicherweise noch zustande kommt, wird die Geschichte nicht mehr retten. Ballack und der DFB waren sich schon früher nie besonders nah. Nun sind sie sich endgültig fremd geworden.
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