Kovac rät zur Trotzreaktion
Ärger über die Personalpolitik von Joachim Löw schlägt bei den Münchnern Wellen. Bundestrainer bleibt bei seiner Linie. Am 15. März will er Teil II seines EM-Planes präsentieren
Der Ärger um die radikale Personalpolitik von Joachim Löw ebbt nicht ab, jetzt hat sich auch Bayern-Coach Niko Kovac in die Reihe der Kritiker eingereiht. „Meine Spieler sind enttäuscht. Gerade die Endgültigkeit, mit 30 und 29 schon als altes Eisen bezeichnet zu werden, das ist nicht richtig“, erklärte der ebenfalls von Löw überraschte Cheftrainer des deutschen Rekordmeisters. Er riet den von Löw aussortierten Thomas Müller, Jérôme Boateng und Mats Hummels zu einer Trotzreaktion, „um sich selbst und allen anderen zu beweisen, dass sie die Qualität haben, für ihr Land zu spielen“. Diese Qualität hatte Löw dem Trio der ehemaligen Weltmeister nach langen gemeinsamen Jahren abgesprochen.
Löw bleibt nach der teilweise heftigen Kritik an seinen radikalen Umbaumaßnahmen bei seiner Linie. Am 15. März will der Bundestrainer Teil II seines neuen EM-Planes präsentieren und dabei die nächsten Geheimnisse um seinen erneuerten Kader für den Länderspiel-Auftakt 2019 lüften. Nach der mit heftigen Debatten verbundenen Ausmusterung der drei ehemaligen Weltmeister wird der Bundestrainer in der kommenden Woche die Feinabstimmung des Umbau-Konzepts in Angriff nehmen. Am 20. März tritt das DFB-Team in Wolfsburg zu einem Testspiel gegen Serbien an. Vier Tage später beginnt in Amsterdam gegen die Niederlande die Ausscheidung für die paneuropäische EM 2020. Kovac berichtete am Donnerstag vom Löw-Besuch bei den Bayern zwei Tage zuvor. Der Bundestrainer habe zweimal bei ihm angerufen, er sei aber in einer Besprechung gewesen. Beim Kovac-Rückruf saß Löw schon im Flieger Richtung München. Der enttäuschte Müller hat in einer persönlichen Botschaft über die sozialen Netzwerke bereits signalisiert, dass er mit seinen kommenden Klub-Auftritten dem Bundestrainer beweisen will, dass dessen Entscheidung falsch ist. „Das Spiel ist noch nicht aus“, sagte der 29-Jährige. Auch Hummels reagiert enttäuscht und mit deutlicher Kritik auf Löws Entscheidung: „Unabhängig von der aus meiner Sicht schwer nachvollziehbaren sportlichen Entscheidung, stößt die Art und Weise bei mir auf Unverständnis“, schrieb der 30 Jahre alte Innenverteidiger bei Twitter. „Thomas, Jérôme und ich haben jahrelang alles für die Nationalmannschaft gegeben und dieser Umgang wird dem, was wir geleistet und erreicht haben, in meinen Augen nicht gerecht“, erklärte Hummels. Auch abseits der Betroffenen fielen die Reaktionen deutlich aus. „Aus Sicht der Spieler ist die Entscheidung hart und überraschend, aus Sicht des Bundestrainers nachvollziehbar. Die Umsetzung und den Zeitpunkt halte ich für sehr unglücklich“, erklärte Jürgen Kohler. Und der Weltmeister von 1990 schloss im Kicker: „Ich wäre sogar noch weiter gegangen. Neuer ist zwar weiter ein erstklassiger Torwart, aber in ter Stegen steht ein sechs Jahre jüngerer und würdiger Nachfolger parat. Kroos wirkt bei Real ausgelaugt.“ Löw erhielt aber auch Zustimmung. „Das ist eine unheimlich konsequente Entscheidung als klares Signal an alle“, sagte Ex-Nationalspieler Fredi Bobic. (dpa)
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