Ferrari verlängert mit Talent Leclerc - und degradiert Vettel
Das Formel-1-Team Ferrari hat Vettel-Rivale Charles Leclerc langfristig gebunden. Zudem verliert Sebastian Vettel für die neue Saison seinen Sonderstatus.
Diese Meldung wollte Ferrari noch kurz vor Weihnachten in die Welt verschicken. Vielleicht auch als vorzeitiges Geschenk für Charles Leclerc. Am Montag jedenfalls vermeldete das italienische Formel-1-Team, dass der Vertrag mit dem Monegassen bis 2024 verlängert wird. Ein deutlicheres Zeichen gibt es nicht: Der 22-jährige Leclerc ist der Mann der Zukunft.
So sehr dem aufstrebenden Talent diese Nachricht gefallen haben dürfte, so sehr könnten die vergangenen Tage die Weihnachtsstimmung im Hause Vettel vermiesen. Zunächst musste der viermalige Weltmeister erfahren, dass er seinen Nummer-eins-Status bei der Scuderia für 2020 verlieren wird. Und nun die langfristige Vertragsverlängerung seines Rivalen, während Vettels eigener Vertrag am Ende der kommenden Saison ausläuft. Es gab schon einfachere Zeiten in der Formel 1 für den 32-Jährigen.
Ferrari-Pilot Sebastian Vettel dementiert Rücktritts-Gerüchte
Immer wieder wurde zuletzt über einen Rücktritt des Heppenheimers spekuliert. Auch weil er mit seiner offenbar abkühlenden Liebe zur aktuellen Formel 1 diese Gerüchte befeuerte. Zuletzt aber betonte er: „Ich habe nicht vor, in absehbarer Zeit zurückzutreten, mir macht das Rennfahren sehr viel Spaß.“ Das klang zwischenzeitlich schon einmal deutlich anders. Vettel aber ist noch nicht fertig mit der Formel 1. Vier WM-Titel hat er zwar schon, seinen großen Traum aber noch nicht erfüllt. Einmal mit Ferrari am Ende der Saison ganz oben stehen, das treibt ihn noch an. 2020 muss ihm das gelingen.
Die Cockpits bei Ferrari sind begehrt. Selbst Lewis Hamilton, der dominierende Fahrer der vergangenen Jahre, scheint ein Kandidat für die Italiener zu sein. Zumindest bestätigten Team-Verantwortliche, mit dem Mercedes-Star bereits Gespräche geführt zu haben. Hamiltons Vertrag bei den Silberpfeilen läuft ebenfalls 2020 aus.
All diese Spekulationen aber dürften Charles Leclerc nicht beeindrucken. Er hat jetzt schwarz auf weiß, wie seine Zukunft aussieht. Und damit das Ferrari-Versprechen, dass er die große Hoffnung ist. Dass er die Sehnsucht nach dem WM-Titel stillen soll. 2007 holten sich die Italiener letztmals den WM-Titel, damals war der Finne Kimi Räikkönen der Triumphator.
Neuer Leclerc-Vertrag: Ferrari erkennt Vettel den Nummer-eins-Status ab
„Mit jedem Rennen in der vergangenen Saison wurde der Wunsch, den Vertrag mit Charles zu verlängern, selbstverständlicher“, sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Zwei Siege hat der Monegasse eingefahren, am Ende lag er in der WM-Wertung mit 24 Punkten Vorsprung vor Vettel auf Rang drei. Kein Wunder also, dass damit auch ein viermaliger Weltmeister nicht mehr automatisch als Nummer eins im Team gesehen wird. Der Kampf in der Scuderia ist also von Beginn an offen. Das könnte spannend werden, da sich die beiden Rivalen schon 2019 mehrfach gezofft haben. Auf und neben der Strecke.
Leclerc darf sich neben der Wertschätzung durch die Vertragsverlängerung auch über eine Erhöhung des Gehaltes freuen. Bislang soll er drei Millionen Euro pro Jahr verdient haben, italienische Medien spekulieren nun, dass es künftig neun Millionen Euro sind. „Ich bin sehr glücklich, weiter bei Ferrari zu bleiben. Ich kann es nicht erwarten, eine noch engere Beziehung mit dem Team aufzubauen“, sagte Leclerc. Für Vettel könnte das nach einer Drohung klingen.
2019, sein erstes Jahr bei Ferrari, begann Leclerc als klare Nummer zwei. Nun soll und will er mit aller Macht um den Titel kämpfen. Vettel will das auch. Aber kann er den teaminternen Rivalen wirklich ausbremsen? Zweifel bleiben. Vor allem nach der vergangenen Saison.
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.
Die Diskussion ist geschlossen.