Formkurve steigt: Biathleten und Alpine auf Kurs

"Die Zeiten für Vorgaben sind vorbei. Aber ich habe die Hoffnung, dass es wieder klappen kann", meinte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere nach einem Wochenende, an dem vor allem die deutschen Ski-Asse, Biathleten und Bobsportler noch einmal mächtig für Rückenwind sorgten und die Erwartungen für die Olympischen Winterspiele in die Höhe trieben. "Es wird schwer, die Spitze zu verteidigen. Aber wenn das Team unter die ersten Drei käme, wäre ich schon zufrieden", meinte der für den Sport zuständige Minister.

Bei den Weltcups in 21 olympischen Disziplinen fuhren die Deutschen am vergangenen Wochenende 15 Podestplätze ein, darunter sechs Siege. Die Zahl der Medaillen-Kandidaten unter den 150 bisher nominierten Athleten stieg weiter, so könnte das Turin-Ergebnis von 2006 mit 11 Gold, 12 Silber- und 6 Bronzemedaillen bei den Spielen in Kanada sogar noch getoppt werden.

Die von Tausenden deutscher Fans bevölkerte Biathlon-Arena von Antholz erlebte die Wiederauferstehung von Super-Star Magdalena Neuner, die zweimal siegte und die Teamkolleginnen Kati Wilhelm und Andrea Henkel gleichfalls zu Top-Platzierungen mitriss. Da ließ sich sogar der sonst sehr zurückhaltende Bundestrainer Uwe Müßiggang eine Kampfansage in Richtung der im Saisonverlauf dominierenden Schwedinnen entlocken, die in Anholz fehlten: "Das müssen die erstmal schaffen." In Sachen Staffel-Besetzung hat er bei fünf Top-Kandidatinnen die Qual der Wahl. Mit Arnd Pfeiffer gibt es plötzlich neben Michael Greis auch bei den Männern einen weiteren Siegläufer. Dass Bundestrainer Frank Ullrich nur fünf Athleten für Vancouver nominieren wird, ist aber auch ein Indiz für eine fehlenden Breite im Männer-Aufgebot.

Riesige Hoffnungen hegen die Deutschen in der Eisrinne des Whistler Sliding Centres. Andre Lange plant nach seinem achten Europameister-Titel nun ein neues Kapitel in der Olympia-Geschichte. Als erster Pilot kann er im Viererbob den olympischen Hattrick schaffen und zudem seinen Doppelsieg von Turin wiederholen, was vor ihm noch kein Bob-Athlet schaffte. "Olympia hat seine eigenen Gesetze, mit diesem Druck und dem ganzen Drumherum muss man erst einmal klarkommen", räumte der dreimalige Olympiasieger aber ein. Europameisterin wurde auch Cathleen Martini, die nach dem Wechsel von Anschieberin Romy Logsch die deutsche Hackordnung umkrempelte und nun als haushohe Favoritin den Überseeflug antritt.

Gleichfalls als Medaillenbänke gelten die Rodler, die mit 25 Olympiasiegen die erfolgreichste Sparte der deutschen Wintersportler stellen, sowie die Skeleton-Fahrer, die in Whistler ihre erste Olympia-Medaille anstreben. Tatjana Hüfner und Natalie Geisenberger dominierten im Weltcup die Konkurrenz nach Belieben, so dass Experten schon fast von einem Zweikampf um Olympia-Gold ausgehen. Gute Chancen haben auch die deutschen Männer und die Doppelsitzer.

Nach dem Befreiungsschlag von Felix Neureuther, der mit seinem Sieg im Alpin-Mekka von Kitzbühel wieder in die Reihe der Medaillen- Aspiranten aufrückte, warnte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier, den Partenkirchener in den Himmel zu loben: "Zu den Top-Favoriten im Slalom sollten wir ihn jetzt nicht zählen. Ich habe es lieber, wenn meine Athleten aus der Außenseiterrolle kommen, als wenn zu viel Druck auf den Leuten liegt." Zuversichtlich ist er nun jedoch allemal und freut sich wie Damen-Bundestrainer Mathias Berthold über den anhaltenden Höhenflug der Ski-Damen. "Die Tendenz Richtung Olympia passt", meinte Berthold nach den drei Podestplätzen von Kathrin Hölzl, Maria Riesch und Viktoria Rebensburg in Cortina.

Leichten Aufwind verspüren auch Kombinierer und die Langlauf-Damen nach ihren Weltcup-Siegen am vergangenen Wochenende, bei denen allerdings starke Konkurrenz fehlte. Am größten sind die deutschen Medaillen-Aussichten in der Loipe bei den Team-Rennen. Die Kombinierer hoffen auf eine ähnlich gute Bilanz wie in Turin, wo drei Medaillen gelangen.