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Wimbledon
16.07.2018

Für Kerber erfüllt sich ein Kindheitstraum

Die 30-jährige Kielerin gewinnt das angesehenste Tennisturnier der Welt im Finale gegen Serena Williams. Damit tritt sie das Erbe ihres Idols Steffi Graf an, der bislang letzten Deutschen, die in London triumphiert hat

Es war vor ein paar Wochen, als Steffi Graf unterm Eiffelturm in Paris stand und am Rande eines Sponsorentermins ein wenig über ihr Leben erzählte. Tennis verfolge sie aus dem fernen Las Vegas „nur noch ganz selten“, sagte Graf, es spiele keine „so große Rolle mehr“. Aber dann kam die Sprache auf Angelique Kerber, und man merkte sofort, dass Graf einen Blick hatte auf und für die deutsche Spitzenspielerin, dass sie weiß, wie es um Kerber steht: „Ich bin glücklich, dass Angie wieder den Glauben an sich gefunden hat“, sagte sie. Und dann warf Graf noch einen Blick voraus, auf Wimbledon, auf die ganze Saison: „Vielleicht holt sie noch einen großen Titel. Zuzutrauen ist es ihr“, befand Graf, „es wäre jedenfalls eine Riesenfreude für mich.“

Und nun das: Wimbledon, Samstag um 18.22 Uhr deutscher Zeit. Ein Bild für die Ewigkeit. Das Bild, wie Kerber hinabsinkt auf den heiligen Rasen, im Augenblick des größten Glücks. Das Bild der Königin des All England Club, die Freudentränen weint. Und natürlich ist der ewige Bezug nicht weit in diesem strahlenden, historischen Moment – der Bezug zu Steffi Graf, der Legende. Kerber ist nun die erste deutsche Spielerin, die es seit Graf auf den Wimbledon-Thron geschafft hat, 22 Jahre nach der Großmeisterin. Sie hat ihr Erbe auch hier angetreten, im grünen Tennisparadies, dort, wo es zählt im Tennis. Wo Karrieren noch einmal eine Beschleunigung erfahren im Erfolgsfall. „Wimbledon ist das Turnier der Turniere“, sagt Kerber in einem der vielen Interviews an diesem Abend, „und es zu gewinnen war der Traum der Träume.“ Und zwar seit jenen Kindertagen, als Kerber daheim vor dem Fernseher saß und Graf sah, ihr Idol. „Ich habe jede Sekunde Wimbledon geschaut, stundenlang, tagelang“, sagt Kerber, „und am Ende hat fast immer Steffi gewonnen.“

Es gibt vieles, was Graf und Kerber verbindet. Es ist kein zwanghaftes Konstruieren von Gemeinsamkeiten, es sind einfach charakterliche Ähnlichkeiten – die Art und Weise, wie beide ihren Beruf im Profigeschäft verstanden haben. Und wie sie in der Glitzer- und Glamourbranche zurechtkommen, in dem Schickimicki-Trubel. Kerber fühlt sich am wohlsten, wenn sie auf dem Trainingsplatz steht oder Matches bestreitet. Das Drumherum ist ihr meistenteils lästig, sie geht wie das ehemalige „Fräulein Forehand“ (New York Times) am liebsten dem Scheinwerferlicht aus dem Wege. Was Graf und Kerber auch noch eint: Sie vertrauen nur einem ganz engen Beraterkreis und am allerliebsten der Familie. Als Kerber 2016 schon einmal in den Gipfelregionen der Weltrangliste unterwegs war, flüchtete sie oft vor dem öffentlichen und medialen Rummel nach Polen, in die Heimat ihrer Großeltern. Dort eröffnete sie dann auch eine Trainingsakademie, in der sie in aller Ruhe ihre Trainingsblöcke absolvierte. Niemand, wirklich niemand störte sie dort. „Es ist mein absoluter Rückzugspunkt“, sagt Kerber, „hier bin ich immer im Gleichgewicht.“

Kerber hat allerdings auch einige Male Rat und Hilfe bei verschwiegenen Besuchen in Las Vegas gesucht, bei der großen Gräfin, der Frau aus dem Fernsehen ihrer Kindertage. Ein gemeinsamer Sponsor hatte den Trip vermittelt, Kerber war dann für einige Tage bei der 22-maligen Grand-Slam-Siegerin. Es war die Zeit einer kleinen Krise damals, nach dem Sieg bei den Australian Open war Kerber in ein Leistungsloch gefallen. Andre Agassi, Grafs Ehemann, spielte ein paar Trainingseinheiten mit Kerber, wichtiger aber waren die Gespräche mit den beiden Superstars darüber, wie mit dem plötzlichen Ruhm umzugehen sei. „Es ging darum, mehr Gelassenheit zu entwickeln, das veränderte Leben zu akzeptieren. Und sich nicht verrückt zu machen, wenn es sportlich mal nicht so läuft“, sagt Kerber. Das Jahr 2016 wurde dann noch ein wunderbares Jahr: Kerber stand im Wimbledon-Endspiel, sie holte Olympia-Silber in Rio, wurde US-Open-Siegerin und eroberte Platz 1 der Weltrangliste. Sie bedankte sich am Ende des Jahres dann noch sehr bei dem berühmten Ehepaar in Las Vegas, bei Graf und Agassi.

Wimbledon war immer der Fixpunkt im Denken und Handeln bei Graf. Und er ist es auch bei Kerber gewesen. „Wegen Wimbledon habe ich eigentlich angefangen, Tennis zu spielen“, sagt die 30-Jährige, „ich wollte es immer einmal gewinnen. Wenigstens einmal.“ 2017 war dieses Ziel aber weit, weit entfernt. Kerber war aufs Neue in die Krise gerutscht, tiefer sogar als zuvor – dem gigantischen Jahr 2016 folgte schließlich ein schwarzes Jahr. Eine Saison zum Vergessen. Sie wollte alles gut machen, die Matches auf dem Platz gewinnen, eine ansehnliche Figur abgeben in der Terminhatz der Nummer-eins-Spielerin. Aber es funktionierte nicht, Kerber wurde zur Zweiflerin, zur Grüblerin. Irgendwann wirkte es, als sei alles nur ein flüchtiger Zauber gewesen, sie verlor ihren Gipfelplatz, war wieder eine unter vielen Topspielerinnen. Aber nicht mehr die dominierende.

Vielleicht war es der Traum von Wimbledon, der in Kerber etwas freisetzte, was untypisch ist für sie: Nämlich der Mut, sich neuen Menschen zu öffnen, auch der Wille zur radikalen Veränderung. Das aber tat sie am Ende des Jahres 2017, ihr getreuer Partner Torben Beltz verließ das Team Kerber, es kam der Belgier Wim Fissette als Chefcoach, es kam der renommierte Physiotherapeut Andre Kreidler. „Sie hat alles auf den Kopf gestellt. Sie hat sich da auch ein Stück weit neu erfunden“, sagt Aljoscha Thron, der Manager und Agent Kerbers.

Gegenüber Fissette, dem neuen Mann an ihrer Seite, ließ Kerber von Anfang an keinen Zweifel, wohin die Partnerschaft vor allem führen sollte – auf den Thron von Wimbledon: „Ich habe sofort die Leidenschaft für Wimbledon bei ihr gespürt, die besondere Beziehung, die sie zu diesem Turnier hat“, sagt der Tennislehrer, der in jüngeren Jahren schon dreimal mit dem belgischen Sonnenschein Kim Clijsters zu Titelruhm bei den Grand-Slam-Turnieren kam. Vor fünf Jahren saß er auch auf dem haargenau gleichen Platz wie an diesem 14. Juli 2018, damals als Coach der Finalistin Sabine Lisicki. „Bei ihr gab es Fitnessprobleme. Sie hatte zuviel Kraft vor dem Endspiel gelassen“, sagt Fissette. Er wurde allerdings dann noch später in 2013 von Lisicki entlassen. Und wie sieht er nun Kerber generell, seine neue Chefin? „Angie ist ein typischer Steinbock. Ambitioniert, ehrgeizig, auch mal starrköpfig. Und ein bisschen verschlossen“, sagt Fissette, „aber wenn sie Vertrauen zu jemandem gefunden hat, kann man viel, sehr viel mit ihr lachen.“ Es gab auch wenig Grund zum Trübsinn in der neuen Saison, in der neuen Allianz. Kerber machte rasch die Beschwernisse des Jahres 2017 vergessen, sie gewann Selbstbewusstsein, nicht nur weil sie wieder mehr Spiele gewann. Sondern auch, weil sie sah, wie sehr sich die eigene Wandlungsfähigkeit, die Reformbereitschaft auszahlten. „Sie ist in diesem ganzen Prozess unheimlich gewachsen als Persönlichkeit“, sagt Barbara Rittner, die langjährige Fed-Cup-Chefin, „sie hat nun ein ganz neues Profil als Topspielerin gekriegt.“ Plötzlich war auch Kerbers frühere Stärke wieder in aller Herrlichkeit da, die Konstanz auf sehr hohem Niveau. Bei zehn von zwölf Turnieren in diesem Jahr erreichte sie wenigstens das Viertelfinale. Aber es war, so verstand es Kerber jedenfalls, alles auch ein Countdown für Wimbledon. Kerber liebt alles an Wimbledon. Das Spiel auf Rasen. Sie war sich immer bewusst, welchen Wert ein Sieg für sie haben würde: „Er wäre mehr wert als alles andere. Er wäre das Nonplusultra“, sagte Kerber vor einigen Wochen einmal im kleinen Kreis. Es war alles so generalstabsmäßig geplant wie früher bei Graf, der Perfektionistin. Kerber wusste auch eins: Die Frau, die ihr vor zwei Jahren im Endspiel in die Quere gekommen war, Serena Williams, würde noch nicht die Alte sein nach Schwangerschaft, Geburt und Babypause. Dann allerdings passierte etwas Paradoxes, als das Turnier begann. Die ganze Entschlossenheit, der mächtige Wille waren in den ersten Matches wie weggeblasen. „Es war wie ein Rückfall in ganz schlechte Zeiten hier“, sagte Kerber am Samstagabend, „ich wollte hier unbedingt gut spielen. Und habe mir zu viel Druck gemacht.“ So wie in den ersten fünf Wimbledon-Jahren, als sie mit dem Kopf durch die Wand wollte und an ihrem Lieblingsort nur ganze drei Matches gewann, in eine regelrechte Sinnkrise stürzte. 2011, nach einer Erstrunden-Niederlage, stellte Kerber sogar alles in Frage, selbst den Fortgang ihrer Karriere. Alles, weil sie in Wimbledon das Mögliche unmöglich machte – und nicht umgekehrt. „Die Anspannung war nun auch extrem. Aber als Angie diese ersten Herausforderungen erfolgreich hinter sich gebracht hatte, war auf einmal eine große Gelassenheit und Sicherheit da“, sagt Trainer Fissette.

Kerber spielte in der zweiten, alles entscheidenden Woche mit kontrollierter Power und richtiger emotionaler Balance so souverän, dass es fast schon unheimlich war. Sieg um Sieg wurde aufgereiht, sie stand im Endspiel. Und auch da war das Bild kein anderes: Kerber verzog, wie einst Graf, fast keinerlei Miene auf dem Centre Court. Sie war die Taktgeberin des Matches, die Chefin. Sie war einfach die beste Spielerin des Turniers, das sie immer gewinnen wollte. Vor den Augen der royalen Gäste, Herzogin Kate und Herzogin Meghan, schwang sie sich zur Queen auf. „Ich habe lange darauf warten müssen“, sagte Kerber, „aber nun ist der Sieg in Wimbledon umso schöner.“ Der Sieg der starken Erbin von Steffi Graf.

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