Gold-Tränen vor dem Rathaus
München Maria Riesch hat Tränen in den Augen. Sie steht auf einem Siegerpodest vor dem Münchner Rathaus. Im Hintergrund steigt die deutsche Flagge in den Nachthimmel. Die Nationalhymne erklingt. Am Hals der Skifahrerin baumelt eine olympische Goldmedaille. Mit 33 Jahren hat sich für Maria Riesch im Jahr 2018 ein Traum erfüllt: Am Nachmittag gewann sie zu Hause in Garmisch-Partenkirchen die Olympia-Abfahrt. Jetzt erlebt sie die Medaillenzeremonie mit Fanfaren und Feuerwerk im Herzen Münchens.
Noch ist alles ein Traum. Doch München will im Jahr 2018 Gastgeber der Olympischen Winterspiele sein. Schon vor der offiziellen Bewerbung haben Stadt, Sportverbände und das Planungsbüro Albert Speer und Partner in einer Machbarkeitsstudie ein Bild der Spiele entworfen. Maria Rieschs Erfolg könnte dazugehören - wenn sie so lange durchhält.
Ein Blick in die Pläne
Konzept Der Begriff "2-cluster-plus-Konzept" steht für die Idee: München bildet mit Garmisch-Partenkirchen die olympischen Zentren. Das "plus" ist die Kunsteisbahn in Schönau am Königssee.
München Das Herz der Spiele. Sie beginnen und enden im Olympiastadion. In der Innenstadt überreichen die Granden aus Sport und Politik die Medaillen. Im Olympiapark zeigen alle Eissportler ihr Können: Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Shorttrack und Curling sind im "ice-cluster" München zu Hause. Die Eissportler leben - so ist der Wunsch - gleich nebenan im olympischen Dorf. Das Ziel: Keiner soll mehr als zwölf Minuten vom Bett bis zum Start unterwegs sein. Die Sportler treten in der modernisierten Olympiahalle an, in der Nähe wird eine zweite gebaut. Zwei weitere Hallen stehen nur während der Spiele; sie werden danach abgebaut. Die Journalisten haben ihre Zentrale auf dem Messegelände - wie während der Fußball-WM.
Garmisch-Partenkirchen Maria Riesch erlebt die Spiele in ihrer Heimat - aber nicht zu Hause. In der Stadt am Fuß der Zugspitze entsteht ein eigenes olympisches Dorf. Hier wohnen alle Sportler, die sich mit Skiern oder Snowboard auf Schnee bewegen. "Snow cluster" heißt der Ort im Konzept. Die Skispringer nutzen die neu gebaute Schanze. Riesch und ihre Alpin-Kollegen fahren auf den Strecken, die für die Ski-WM 2011 in Form gebracht werden. Auch die Snowboarder finden rund um die Zugspitze ihren Platz. Langläufer und Biathleten kämpfen auf neuen Anlagen in Richtung Mittenwald um die Medaillen.
Schönau am Königssee Die Eisbahn liegt im Abseits der Achse München/Garmisch-Partenkirchen. Aber ein Neubau wäre teuer und ökologisch schwer zu vertreten. Rodler, Bobfahrer und Skeleton-Piloten fahren im modernisierten Eiskanal um Medaillen. Sie wohnen vor Ort in Hotels.
Verkehr Zwischen Garmisch-Partenkirchen und München sollen Straßen und Bahnstrecken ausgebaut werden.
Ob die Pläne 2018 tatsächlich Wirklichkeit sind, ist noch offen. Erst muss der deutsche Sport Ja zur Bewerbung sagen, dann beginnt die kniffelige Detailarbeit. Erste Vorboten gab es bereits. Weil in den Plänen ein möglicher Standort des olympischen Dorfes in München der Bundeswehr gehört, regte sich von dort Widerspruch. Um- und Neubauten im Olympiapark sind nicht unumstritten. (mb)
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