Niederlage schockt Niederlande
Für das Oranje-Team ist nach dem 0:1 gegen Dänemark die Partie am Mittwoch gegen Deutschland schon ein Endspiel. Eine weitere Pleite kann bereits das Aus bedeuten
Charkow Mark van Bommel war fassungslos. „Jetzt müssen wir gegen Deutschland gewinnen“, sagte der Kapitän der Niederländer nach dem 0:1-Tiefschlag gegen Dänemark. Der EM-Mitfavorit steht damit bereits im zweiten Gruppenspiel am Mittwoch gegen die DFB-Elf unter immensem Druck. Gleichwohl wies Bondscoach Bert van Marwijk jeglichen Gedanken an ein frühes Scheitern zurück. „Ich weigere mich, schon von einem Ausscheiden zu sprechen.“
Dass Deutschland seine Partie gewann, macht es für den Vizeweltmeister nicht leichter. Denn anders als für die Löw-Elf hat das Spiel für Oranje bereits Finalcharakter. Sollten die Dänen auch Portugal bezwingen, wäre das Vorrunden-Schicksal der Holländer bei einer Pleite gegen die DFB-Auswahl besiegelt. „Das wird kein leichtes Spiel. Aber unsere Aufgabe ist nun, Deutschland zu schlagen. Das weiß jeder Spieler“, so van Marwijk.
Für die bis dato von der eigenen Klasse überzeugten Profis und die tausenden mit Campingwagen, Auto und Flugzeug nach Charkow gereisten Fans ist das frühe Aus eine Horrorvorstellung.
Für den glücklichen Dänen-Trainer Morten Olsen hingegen ein durchaus denkbares Szenario, genauso wie der eigene Einzug ins Viertelfinale. „Wir haben jetzt eine gute Ausgangsbasis. Wenn wir etwas Glück haben, können wir auch Portugal bezwingen“, befand der 62-Jährige.
In jeder Situation merkt man den vor 20 Jahren als Nachrücker zum EM-Titel gestürmten Dänen an, wie sie ihre Außenseiterrolle genießen. Schon vor der „phantastischen Teamleistung“ (Olsen) und dem ersten „richtigen“ Sieg gegen Holland seit 45 Jahren – 1992 bezwang Dänemark die Niederlande im EM-Halbfinale nach Elfmeterschießen – hatte der gewiefte Coach dem Gegner sämtliche Last des Gewinnenmüssens auferlegt.
Torschütze spielte acht Jahre in der Ehrendivision
Ausgerechnet Michael Krohn-Dehli, der acht Jahre lang in der Ehrendivision für RKC Waalwijk, Sparta Rotterdam und Ajax Amsterdam gespielt hatte, erwies sich mit seinem Siegtreffer (24.) als Oranje-Stimmungstöter. „Genugtuung“ verspüre er nicht, meinte der 29-Jährige. „Aber es ist schon schön. Ich habe eine holländische Freundin und noch viele Freunde dort. Sie werden sich für mich freuen“, meinte der Profi aus Bröndby.
Van Marwijk musste mit ansehen, wie die Offensiv-Power seines Teams fast im Minutentakt erfolglos verpuffte. Chancen zuhauf erspielte sich der Edelsturm mit Arjen Robben, Wesley Sneijder, Robin van Persie und Ibrahim Afellay. „Der Ball wollte einfach nicht rein“, jammerte van Marwijk, „das ist bitter, aber so ist es.“ Der 70 Minuten auf der Bank schmorende Bundesliga-Torschützenkönig Klaas-Jan Huntelaar konnte sich ein ungläubiges Schmunzeln nicht verkneifen, als sein Sturmkonkurrent van Persie in der 49. Minute in abermals aussichtsreicher Position sogar am Ball vorbeisäbelte – eine symptomatische Szene.
Und selbst den einzigen Fehler von Dänen-Keeper Stephan Andersen, dessen Pass direkt bei Robben landete, konnte man nicht nutzen. Der Schuss des Bayern-Stars landete nur am Pfosten. (dpa)
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