Porträt: Hat Jürgen Klinsmann das Zeug zum TV-Experten?

Natürlich, die Sache mit den Buddhas. Macht sich gut im Vorort-Fertighaus. Auch gern gesehen in den Arbeitsräumen hipper Designer – aber im Umfeld schwitzender Athleten? Jürgen Klinsmann stellte Statuen des Weltlehrers auf dem Trainingsgelände des FC Bayern auf. Die Figuren sollten für „Energiefluss sorgen“. Die Spieler waren für derartige externe Aktivitätsschübe nicht bereit. Klinsmann wollte jeden seiner Akteure „jeden Tag ein bisschen besser machen“. Nach neun Monaten war das Experiment gescheitert, die Münchner trennten sich von ihrem Trainer.

Klinsmann richtete den Blick nach vorne

Klinsmann nahm es sportlich. Der Schwabe ist selten nachtragend. Rückwärtsgewandtes Denken ist ihm fremd. Blick nach vorne, weiter, schneller, besser. So spielte Klinsmann Fußball, so formte er Mannschaften. Oder versuchte es zumindest. Die Nationalmannschaft drehte er auf links, als er sie 2004 als Trainer übernahm. Stammtische ärgerten sich über Nationalspieler, die sich mit Gummibändern zwischen den Beinen warm machten.

Eine Politik-Hinterbänklerin wollte den Trainer nach einer 1:4-Niederlage gegen Italien vor den Sportausschuss zitieren. Dann aber Schland und Sommermärchen, Schweini und Poldi, Jogi und Klinsi. Löw war für die Taktik zuständig, Klinsmann für das große Ganze. In Details verlor er sich nur selten. Ebenfalls eine Parallele zu seiner Art, Fußball zu spielen.

Die beste Leistung lieferte er ab, als sein Kumpel Rudi Völler zu Unrecht vom Platz gestellt wurde. Klinsmann rannte im Achtelfinale der WM 1990, er hechtete sich in jeden Ball, erzielte das 1:0 beim 2:1-Erfolg und hörte sich danach das vergiftete Lob von Teamchef Franz Beckenbauer an, wonach Klinsmann „über seine Verhältnisse“ gespielt habe.

Beckenbauer, Lothar Matthäus und die Bild hier, Klinsmann ganz wo anders. Weltoffen. Spielte für Inter Mailand und den AS Monaco, den FC Bayern und Tottenham Hotspur. Verlegte seinen Lebensmittelpunkt nach der Karriere in die USA, wo er in Kalifornien zusammen mit seiner Frau lebt. Sohn Jonathan steht mittlerweile bei der Berliner Hertha als Torwart im Kader, Tochter Laila ist 18 Jahre alt.

Jürgen Klinsmann könnte Fernseh-Experte bei RTL werden

Seitdem Klinsmann vor zwei Jahren als Nationaltrainer der USA entlassen wurde, ist er ohne festen Job. Nun ist die Tätigkeit als Fernseh-Experte auch keine Vollzeit-Anstellung, könnte aber für Abwechslung beim experimentierfreudigen Schwaben sorgen. RTL hat Gespräche mit dem 54-Jährigen bestätigt. Der Sender überträgt in diesem Jahr alle zehn deutschen Länderspiele. Klinsmann würde auf Jens Lehmann folgen, der zuletzt für RTL die Spiele analysierte, nun aber für den FC Augsburg als Co-Trainer tätig ist. Dass Klinsmanns Analysen ins Detail gehen würden, ist allerdings unwahrscheinlich.