Beim Länderspiel ist das Dortmunder Stadion nur mäßig gefüllt. Das zeigt: Manchmal genügt ein Sommer, um ein Jahrzehnt vergessen zu lassen.
Es braucht lange, Vertrauen aufzubauen. Es zu verspielen wiederum, gelingt schnell. Auch deswegen wird das Prinzip der Monogamie immer mal wieder kritisch hinterfragt. Ein lustvoll verbrachter Abend mit der falschen Begleitung kann tausend vorherige mit dem richtigen Partner an der Seite obsolet werden lassen.
Die deutsche Nationalmannschaft hat das Publikum ein Jahrzehnt lang bestens unterhalten. Sommermärchen, etliche Halbfinals und der WM-Titel sorgten für eine wunderbare Partnerschaft. Hunderttausende auf den Fanmeilen jubelten einer Mannschaft zu, die tatsächlich den Anschein machte, für mehr als nur den persönlichen Erfolg zu spielen.
Dass der DFB und vor allem Oliver Bierhoff die Marketinganstrengungen immer weiter intensivierten, war lange Zeit nichts weiter als ökonomische Vernunft, der etwas zu forsch nachgegangen wurde. Es folgte der Sommeralbtraum von Russland und weil nach Schockerlebnissen auch scheinbar abseitige Themen hinterfragt werden, sah manch einer den – zugegebenermaßen dämlichen – Hashtag #ZSMMN als ursächlich für das WM-Aus an.
Der DFB verzichtet auf Marketingklingblim - das alleine reicht aber nicht
Der DFB hat seine Lehren gezogen, verzichtet seit der Weltmeisterschaft auf allzu viel Marketingklimbim und zeigt sich den Fans wieder zugewandter. Gegen Argentinien kamen trotzdem nur gut 45.000 Fans ins Stadion, rund ein Drittel der Arena blieb leer. Und das in Deutschlands selbst ernannter Fußball-Hauptstadt.
Es gibt Gründe wie den späten Anstoß und die teuren Tickets, dazu das miese Wetter und eine deutsche B-Elf. Letztlich aber traf Deutschland auf Argentinien – zu anderen Zeiten ein Hochfest des Weltfußballs. Die Mannschaft hat in Russland sämtliches Vertrauen mit einem misslungenen Turnier verspielt. Dies nun wieder aufzubauen, dauert.
Manchmal gelingt es auch gar nicht mehr, wenn es einmal verspielt wurde. Niemand aber verzeiht großzügiger als Fußballfans.
Die Diskussion ist geschlossen.